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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verschleiertes Mädchen durch die engen, fensterlosen Straßen huschten und in einem der wie verfallen aussehenden Häuser verschwanden, genau drei Tage später, nachdem die beiden Wagen wieder abfuhren und sich nach Süden, Biskra zu, wandten, erschienen im Tal bei den Gräberfeldern vier Pilger.
    Sie kamen aus verschiedenen Richtungen.
    Drei von ihnen näherten sich der heiligen Stadt von Süden, während ein einzelner, großer, braungebrannter und dunkelbärtiger Pilger allein von Südosten kam, einen langen Wanderstab in der Hand und den Rücken vor Müdigkeit gebeugt. Er war ein armer Mensch, dieser Pilger, denn Allah hatte ihm die Sprache genommen. Wenn man ihn ansprach, nickte er nur, zeigte auf seinen Mund, schüttelte den Kopf und reichte die schmutzige Hand zum Betteln hin. Man gab ihm wenig, aber man gab ihm doch, und so wanderte er weiter, El Hamel zu, durch Felsen und Kieswüste, durch Staub und trockene Hitze, die die Kehle ausdörrte.
    Die drei anderen Pilger waren zwei Männer und ein kleiner Junge. Der eine der Pilger schien sehr alt zu sein; er wurde von den anderen gestützt und schleppte sich mit letzter Kraft bis zu den Gräbern. Dort sank er auf einen Stein und hob den Kopf.
    Auf den Felsen, leuchtend in der Sonne, gewaltig, eine Festung Allahs, lag El Hamel.
    »El Hamel«, sagte Dr. Sievert leise. »Wir sind am Ziel, Grandtours.«
    Der Leutnant nickte. Er schob seinen schmutzigen Turban in den Nacken und trocknete sich mit der Handfläche den Schweiß ab. Ferrai saß neben Sievert im Dreck und kaute an einer Erdnuß, die er irgendwo gestohlen hatte.
    »Wir müssen warten, bis es Nacht ist. Das schwarze Aas« – er stieß Ferrai an, der zurückgrinste – »kann unterdessen auskundschaften, wo sich das Mädchen befindet. Wir können ja nicht auf gut Glück alle Häuser durchkämmen. Wir müssen ein Ziel haben!«
    »Ferrai wird sie finden«, sagte Dr. Sievert schwach. Er stützte den Kopf in die Hände und schüttelte sich. »Dieses verdammte Fieber. Ich friere erbärmlich.«
    »Es sind hier in der Sonne genau siebenundfünfzig Grad.«
    Dr. Sievert sah zu Grandtours hinauf. »Ich gehe ein, Grandtours. Sehen Sie es jetzt? Ich schaffe es nicht mehr! Ich muß Ihnen den gefährlichen Teil der Aufgabe allein überlassen. Das ist gemein von mir, ich weiß es. Ich habe Sie erst zu diesem wahnsinnigen Abenteuer überredet, man wird Sie wegen Verlassens der Truppe und Vernachlässigung des Dienstes aus der Legion werfen und degradieren. Ich weiß das alles, aber ich werde es Ihnen nicht danken können. Das beschämt mich, Grandtours.«
    Der Leutnant winkte ab und setzte sich neben Dr. Sievert auf die Steine. »Sie beschämen mich, Doktor. Was Sie von mir denken, stimmt nicht. Ich handele nur aus Eigennutz. Ich hoffe, hier Amar Ben Belkacem zu treffen. Unser Haß ist so groß, daß er Kontinente überspannen könnte. Das ist alles, Doktor. Ihr Schicksal, Ihre Suche nach dem Mädchen – das ist für mich im Grunde genommen gleichgültig. Sie sind nur ein gutes Mittel zum Zweck.«
    »Das sagen Sie bloß, um mich zu trösten.« Dr. Sievert richtete sich auf und blickte auf die weiße, die Felsen hinaufkletternde, mächtige Stadt. »Dort also lebt sie jetzt. Du wirst diese weiße Frau suchen, Ferrai.«
    »Ja, Herr.« Der Junge sah auf den Palast des Marabut und auf die Straße, die sich zu dem heiligen Platz wand. »Aber erst werde ich zu Allah beten, Herr.«
    »Und wenn du sie siehst, was wirst du dann tun?«
    »Ich werde ihr sagen, daß du da bist, Herr.«
    »Sage ihr, daß wir in der Nacht kommen, um sie zu holen.«
    »Ja, Herr.«
    »Und sieh dich um, wie sie lebt und wie man am besten in das Haus kommt. Du allein kannst uns jetzt helfen.«
    »Ja, Herr.«
    Dr. Sievert fuhr mit seinen dürren gelblichen Händen durch das Lockenhaar des Jungen. Sein Arm zitterte dabei vor Schwäche. »Geh jetzt«, sagte er leise. »Und wenn du sie nicht findest, weiß ich, daß wir sie nie mehr sehen werden.«
    Der andere einsame Pilger stand unterdessen in langer, fleckiger Djellabah am Eingang von El Hamel und feilschte mit einem Melonenhändler um den Preis. Beide gestikulierten und rauften sich die Bärte, aber dann kaufte Dr. Handrick eine halbe, mit Rohrzucker gesüßte Melone und ging langsam mit den anderen Pilgern über die breite Straße in das Innere der Stadt. Er verneigte sich vor der riesigen Zaouia des Marabut und umging sie mit einer Gruppe Pilger in ehrfürchtiger Weise, dann aber verschwand er in den engen

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