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Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Titel: Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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auch.
    Margie hörte die Klosettspülung. Dann kam Carl heraus. »Der Mensch kann einfach nicht acht Stunden am Tag schreiben. Nichtmal jeden Tag oder jede Woche. Ne verflixte Angelegenheit. Da kann man nichts machen. Man kann nur warten.«
Carl ging zum Kühlschrank und kam mit einer Sechserpackung Michelob zurück. Er machte eine Flasche auf.
»Ich bin der größte Schriftsteller der Welt«, sagte er. »Kannst du dir vorstellen, wie schwer das ist?«
Margie gab keine Antwort.
»Es ist eine Qual. Ich spürs in jeder Pore. Als hätte ich ne zweite Haut. Ich wollte, ich könnte mich häuten wie eine Schlange.«
»Na, warum wälzt du dich nicht auf dem Teppich rum und probierst es mal?«
»Sag mal, wo hab ich dich eigentlich aufgegabelt?«, fragte
    »Barney’s Beanery.«
»Naja, das erklärt einiges. Da hast’n Bier.«
Carl machte eine Flasche auf und schob sie ihr hin. »Yeah«, sagte Margie, »ich weiß schon. Du brauchst deine
    Ruhe. Du mußt allein sein. Außer wenn du scharf bist, oder wenn wir uns verkracht haben. Dann hängst du am Telefon und sagst, du brauchst mich. Du sagst, du hättest einen Mordskater und dir war sterbenselend. Du wirst leicht schwach.«
    »Ich werd leicht schwach.«
»Und du bist so öde zu mir, du gehst nie aus dir raus. Ihr Schriftsteller seid ja so … etepetete … ihr könnt keinen Menschen ausstehen. Die Menschheit stinkt euch, hab ich recht?«
»Hast recht.«
»Aber sobald wir uns mal verkracht haben, schmeißt du sofort gigantische Parties, die vier Tage dauern. Und ganz plötzlich wirst du geistreich, du fängst an zu REDEN! Plötzlich bist du voller Leben, du redest, du tanzt, du singst. Du tanzt auf dem Tisch, du schmeißt Flaschen durchs Fenster, du mimst Sachen aus Shakespeare. Plötzlich wirst du lebendig — wenn ich weg bin. Oh ja, ich bin informiert!«
»Ich mag keine Parties. Und erst recht nicht die Leute, die da rumstehen.«
»Für einen, der keine Parties mag, tust du jedenfalls ganz schön viele organisieren.«
»Hör mal zu, Margie, du hast mich nicht verstanden. Ich kann nicht mehr schreiben. Ich bin am Ende. Irgendwo ist mir was schiefgelaufen. Irgendwo bin ich gestorben in der Nacht.«
»Das einzige, an was du sterben wirst, ist der gigantische Katzenjammer nach einem von deinen Besäufnissen.«
»Jeffers hat mal gesagt, sogar die Stärksten geraten in die Falle.«
»Wer war denn dieser Jeffers?«
»Das war der Typ, der aus Big Sur eine Touristenfalle gemacht hat.«
»Was hattest du denn für heute abend vor?«
»Ich wollte mir die Lieder von Rachmaninoff anhören.«
»Wer is’n das?«
»Ein toter Russe.«
»Sieh dich an. Du hockst nur da rum.«
»Ich warte. Manche warten zwei Jahre lang. Manchmal kommt es überhaupt nicht mehr.«
»Und was ist, wenn es nicht mehr kommt?«
»Dann zieh ich eben meine Schuhe an und geh auf der Main Street betteln.«
»Warum besorgst du dir nicht einen anständigen Job?«
»Anständige Jobs gibt es nicht. Wenns ein Schriftsteller nicht kreativ bringt, ist er tot.«
»Ach hör doch auf, Carl! Es gibt Milliarden von Menschen auf der Welt, die es nicht auf die kreative Tour bringen. Willst du vielleicht behaupten, die sind tot?«
»Ja.«
»Und du hast Seele, hm? Du bist einer von den wenigen mit ner Seele.«
»Allem Anschein nach, ja.«
»Allem Anschein nach! Du und deine mickrige Schreibmaschine! Du und deine mickrigen Schecks! Meine Oma macht mehr Geld als du!«
Carl öffnete eine weitere Flasche.
»Bier! Bier! Du und dein gottverdammtes Bier! In deinen Geschichten gehts auch immer darum. ›Marty ergriff sein Bierglas. Als er aufschaute, kam diese große Blondine in die Bar und setzte sich neben ihn…‹ Du hast ganz recht.
bist am Ende. Deine Sachen sind schmalspurig, sehr schmalspurig. Dvi kannst keine ben, du kannst keine anständige Liebesgeschichten schreiLiebesgeschichte schrei
    ;›Da hast du recht, Margie.«
    »Wenn einer keine Liebesgeschichte schreiben kann, dann taugt er nichts.«
»Wieviele hast du denn schon geschrieben?«
»Ich geb mich ja auch nicht als Schriftsteller aus.«
»Aber«, sagte Carl, »du scheinst dich für einen mordsmäßigen Literaturkritiker zu halten.«
Bald danach ging Margie. Carl saß da und trank die restlichen Biere. Es stimmte, er konnte nicht mehr schreiben.
Seine paar Feinde im Underground würden sich darüber freuen. Sie konnten jetzt eine Stufe höher rauf. Sie sahen es gern, wenn einer abschnallte, ob Underground oder overground. Endicott fiel ihm in diesem Zusammenhang ein. Endicott,

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