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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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Klosterkirche Santa Maria di Betlemme nahe seinem Haus begraben werden, doch auch hier gehüllt in die graue Kutte der Mönche von Santa Trinita. Die Exequien sollten nach seinem Wunsch «in bescheidener, sage ich, und nicht in vornehmer Weise stattfinden, aber auch nichtso, dass man dafür getadelt und verleumdet werden könnte. Wenig sollen sie kosten …» Für einen Mann im Unglück schien ihm jeder größere Aufwand unangemessen, ja unschicklich. Viel hatte Palla nicht mehr zu vererben. Er teilte den Hausrat, eingeschlossen das Silber, zu gleichen Teilen unter seinen vier Söhnen auf, wobei an die Stelle Lorenzos, der schon seit 1451 nicht mehr am Leben war, dessen Söhne Bardo und Lorenzo traten. Gesondert aufgeführt sind eine Reihe von Truhen und Schränken, von denen einige, wie wir erfahren, von Nofri selbst bemalt worden waren. Ein Gedanke ging auch an seine Tochter Tancia, die Witwe Tommaso Sacchettis, die in beengten Verhältnissen in Florenz lebte. Sie sollte acht Jahre lang mindestens zwölf Goldfiorini erhalten und von ihren Brüdern in allen Notlagen unterstützt werden.
    Achtzehn seiner griechischen Handschriften vermachte Palla Strozzi den Mönchen von Santa Giustina in Padua, andere Handschriften sollten möglichst zusammen verkauft werden. Der Rest sollte zu gleichen Teilen an die Söhne Nofri und Giovanfrancesco sowie an Lorenzos Söhne gehen. Niccolò wurde nicht bedacht, da Bücher ihm, wie Palla meinte, bei seiner Beschaffenheit gar nicht nützlich sein würden. Es handelte sich um Handschriften, die Palla schon lange besessen hatte, darunter auch die
Cosmographia
des Ptolemäus, die Chrysoloras aus Konstantinopel mitgebracht hatte. Aber auch diese kostbaren Bände wurden zerstreut. Giovanfrancesco, in geschäftlichen und finanziellen Schwierigkeiten, seit er 1464 Bankrott gemacht hatte, stellte 1477 seinen Anteil von 83 griechischen und 60 lateinischen Handschriften zum Verkauf. Sie wurden in verschiedene Hände zerstreut. Einige der griechischen Handschriften kaufte Federico di Montefeltro für seine berühmte Bibliothek. Auch die Mönche von Santa Giustina gingen nicht sorgsamer mit der kostbaren Hinterlassenschaft um und veräußerten die ihnen vermachten Codices später.
    Die Florentiner Immobilien, die Palla Strozzi im Testament nannte und vermachte, gehörten ihm zum größten Teil gar nicht mehr, denn sie waren längst in andere Hände gelangt, wobei Giovanni Rucellai der Löwenanteil zugefallen war. Nur das Haus in Padua, der Banksitz in Venedig und ein kleines Haus für die Sommerfrische in Arquà, dem Ort, wo der große florentinische Mitbürger Petrarca begraben lag, waren noch sein Eigen. Es berührt, wie der greise Palla von seinenalten Besitzungen spricht, die für ihn die materielle Grundlage für die Verwurzelung seiner Familie in Florenz darstellten. Nie und nimmer durften sie von seinen Kindern und Kindeskindern verkauft werden. Dies betraf besonders die Gebäude, in denen die Familie in Florenz gewohnt hatte: «Es sind unsere alten Besitztümer: das Haupthaus, das von Grund auf von unserem Ahn erbaut wurde, und das Haus, das einst Currado di Paolo gehörte, das zwar nicht von unseren Vorfahren errichtet wurde, diesen aber immer gehört hatte.» Von allen Besitzungen im Umland von Florenz erschien ihm die Villa in Trefiano bei Carmignano in diesem Sinne die bedeutsamste. Das Herrenhaus war zwar verfallen und kaum mehr noch als ein einfaches Bauernhaus. Trotzdem durfte diese Besitzung nach seinem Willen genauso wenig wie das Familienhaus in der Stadt je veräußert werden, sondern musste im Besitz seiner Nachkommen bleiben. Denn es war von seinem Urgroßvater Jacopo und seinem Großvater Palla erbaut worden und einst «groß, schön und prächtig» gewesen. Er treffe diese Bestimmung, schrieb Palla, «in Erinnerung an die, welche es bauten und am Anfang (der Familie) stehen, und auch wegen des Orts, an dem es sich befindet, nämlich in Carmignano, wo die Strozzi und unsere eigene Familie immer Güter besessen haben». Trefiano fiel wie so viele andere Besitzungen in die Hände Giovanni Rucellais.
    Palla Strozzi starb am 8. Mai 1462 in Padua und wurde auf einfache Weise, so wie er es sich gewünscht hatte, in Santa Maria di Betlemme begraben. Da die Kirche im 19. Jahrhundert abgerissen wurde, hat sich auch jede Spur von seinem Grab verloren.

SIPPENHAFT
    K einem von Palla Strozzis Söhnen gelang es, nach Florenz zurückzukehren. Als Palla starb, waren nur noch drei am

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