Die Strozzi
verteidigen, wobei sie von einer Leidensgenossin und Verwandten, der Tochter von Pallas früh verstorbenem Bruder Niccolò, Caterina, begleitet wird, deren Ehemann Piero Ardinghelli 1434 ebenfalls in die Verbannung geschickt worden war. Von einer weiteren Gefährtin im Unglück aus der großen Familie der Strozzi erfahren wir später noch mehr.
Bei ihren Bemühungen fanden Marietta Strozzi und Alessandra Bardi Unterstützung in Pallas Schwiegersohn Giovanni Rucellai, der schon 1434, unmittelbar nach dem Bannspruch, große Vollmachten erhalten hatte. Rucellai bot sich an, beschlagnahmte Immobilien Pallas, die versteigert wurden, auf seinen Namen zu erwerben, sie dann aber nach dem Ende des Exils zum gleichen Preis an Palla zurückzuverkaufen. Daneben kaufte er, oft zu einem Schleuderpreis, solche Immobilien, die schon in andere Hände gelangt waren, von den ersten Käufern zurück – immer mit dem Versprechen, sie später an Palla zurückzugeben. Rucellais Transaktionen sind nicht ganz durchsichtig. Er bediente sich oft weiterer Strohmänner und bezog auch den Abt von San Pancrazio in solche Geschäfte mit ein, denn Palla hatte bestimmt, dass alle Einkünfte aus diesen zurückerworbenen Gütern kirchlichen Zwecken zugutekommen sollten. Rucellai kaufte im Laufe der Jahre fast den gesamten Grundbesitz Palla Strozzis auf. Doch war es für Palla eine riskante Sache. Würde er je nach Florenz zurückkehren und seine Güter zurückkaufen können?
1447, kurz vor dem Tod seiner Frau, setzte Palla Strozzi ein Testament auf. Wenig gebe es zu hinterlassen, schrieb er dort, «wegen des Exils und der Ausweisung und Verbannung und wegen der Steuern und Auflagen, die mir dann ohne jede Pflicht und Form und nur um meine völlige Vernichtung zu sehen, auferlegt wurden». Damals hoffte er immer noch auf eine Rückkehr nach Florenz – der 1444 um weitere zehn Jahre verlängerte Bann würde 1454 ablaufen –, und deshalb machte er auch sehr ausführliche Vorschriften für sein Begräbnis in der Heimatstadt. Er wollte, auch wenn er in Padua sterben sollte, in der Kapelle, die er im Auftrag seines Vaters Nofri in Santa Trinita erbaut hatte, begraben werden. Hier in der Krypta sollte er in einem einfachen Grab beigesetzt werden, gekleidet in die graue Kutte derMönche von Santa Trinita. Er verbat sich jeden Aufwand. Ein feierliches Begräbnis, wie es sein Vater Nofri erhalten hatte, schien ihm für einen Mann wie ihn, der seine politische und gesellschaftliche Stellung verloren hatte, nicht geziemend und auch finanziell nicht mehr tragbar. Entsprechend sollte die Trauerkleidung für seine Frau, die Töchter, seine Nichte und seine Schwiegertochter nicht allzu viel kosten, allerdings nicht so wenig, dass die «Ehre» der Familie darunter litt. Seine eigenen Kleider sollten verkauft, vom Samt seines Mantels ein Messgewand und eine Altardecke für Santa Trinita gefertigt werden, während das Hermelinfutter zu verkaufen war.
Doch auch 1454 konnte Palla nicht nach Florenz zurückkehren, sein Bann wurde abermals um zehn Jahre verlängert. Das traf ihn hart, aber es kam noch schlimmer. 1458 regten sich in Florenz starke Widerstände gegen das von Cosimo de’ Medici geführte Regime. Girolamo Machiavelli und seine Gesinnungsgenossen planten eine Verschwörung und wandten sich auch an Palla Strozzi, um ihn zur Teilnahme aufzufordern. Aber Palla wollte sich nicht mehr einmischen. Die Verschwörung kam ans Licht, Machiavelli wurde verbannt, während ein Parlament im August 1458 weitere Maßnahmen gegen diejenigen beschloss, die 1434 verbannt worden waren. Deren Bann wurde nochmals um zehn Jahre verlängert, obwohl die Frist noch gar nicht abgelaufen war, und schließlich auch auf die Söhne und männlichen Nachkommen mehrerer der 1434 betroffenen Familien ausgedehnt; er sollte nun noch weitere fünfundzwanzig Jahre dauern. Unter den betroffenen Familien befanden sich natürlich auch die Strozzi und einige mit ihnen verschwägerte Familien wie die Castellani, Bardi und Brancacci.
Jetzt war jede Hoffnung auf eine Rückkehr nach Florenz vernichtet. Palla, nun hoch in den Achtzigern, wusste, dass er seine Heimatstadt nie mehr wiedersehen würde. Kurz vor seinem Tod setzte er ein neues Testament auf, das der Lage Rechnung trug. An ein Begräbnis in Florenz dachte er nun nicht mehr. Wer hätte ihn auch dort zur letzten Ruhe betten können, da auch seinen Söhnen und Enkeln der Zutritt zur Stadt verwehrt war? Er wollte jetzt in Padua in der
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