Die Strozzi
sei. Er erhielt nur ein paar unwichtige Ämter, 1455 wurde sein Name sogaraus den Wahlbeuteln für die Auslosung der Regierung entfernt – «pro rei publice florentine quiete ac pace», der Ruhe und des Friedens der florentinischen Republik wegen. Es traf damals auch Jacopo, den Sohn Tommaso Sacchettis, der in der Zwischenzeit verstorben war. Die Nähe zur Familie seiner Frau, deren Interessen er in Florenz tatkräftig vertrat, musste Rucellai in Cosimos Augen diskreditieren. Die Wende brachte erst 1461 die Verlobung seines Sohns Bernardo mit Cosimos Enkelin Lucrezia, der Tochter Piero de’ Medicis, die sein politisches Abseits beendete. 1463 kehrten die Zettel mit seinem Namen in die Wahlbeutel zurück. Dennoch unterhielt Rucellai weiterhin gute, wenn auch nicht konfliktlose Beziehungen zur Familie seiner Frau.
Das Schicksal Felice Brancaccis war besonders hart. Lena Strozzi hatte nach dem Tod ihres ersten Mannes ihre vier kleinen Kinder der Familie ihres verstorbenen Gemahls überlassen, um sich auf Geheiß ihres Vaters mit Felice Brancacci neu zu verheiraten. Auch für diesen war es die zweite Ehe, durch die der Seidenhändler in den nächsten Umkreis von Palla Strozzi trat. Brancacci war nicht annähernd so wohlhabend wie sein Schwiegervater, aber doch von angesehener Familie. Für die Brancacci malten Masolino und Masaccio die berühmten Fresken in deren Familienkapelle in der Chiesa del Carmine. Felice Brancacci hatte in der Vergangenheit auch gute Beziehungen zu Cosimo de’ Medici gepflegt, bei dem er allerdings hoch in der Kreide stand. Bis 1433 waren seine Schulden bei der Medici-Bank auf 2426 Fiorini aufgelaufen. Kurz vor der Hochzeit mit Lena war er dazu verurteilt worden, 2885 Fiorini, die er Jahre zuvor als Fiskalbeamter veruntreut hatte, in doppelter Höhe zurückzuzahlen, was ihn in noch größere finanzielle Bedrängnis brachte. Diese Schulden belasteten seine Beziehungen zu Cosimo und waren auch mit dafür verantwortlich, dass dieser nach seiner Rückkehr im Herbst 1434 trotz ihrer dreißigjährigen Verbundenheit nichts mehr von ihm wissen wollte. Brancacci wurde 1434 nicht sofort verbannt. Als er aber sah, dass die Proskriptionen kein Ende nahmen, floh er kurz vor Weihnachten 1434 nach Siena in der Erwartung kommender Dinge. Appelle an Cosimo und seine Rechtfertigung, er habe 1433 zusammen mit Palla Strozzi Cosimos Verurteilung zum Tod verhindert, halfen nichts. Am 28. März 1435 wurde er auf zehn Jahre nach Capodistria verbannt undschließlich am 8. Juli zum Rebellen erklärt unter der Anklage, Kontakte zum Herzog von Mailand geknüpft zu haben, um mit dessen Hilfe die Verbannten gewaltsam nach Florenz zurückzuführen. Felice leugnete dies Cosimo gegenüber entschieden ab, ohne jedoch Gehör zu finden.
Die Verurteilung zum Rebellen war für Felice Brancacci eine Katastrophe. Sein Vermögen wurde eingezogen, er selbst irrte durch Italien, mühsam seinen mageren Geschäften nachgehend. Nur seine Frau Lena kam wieder in den Besitz ihrer Mitgift. Sie starb 1449 an der Pest, wenig später muss auch Felice gestorben sein. Ihre vier gemeinsamen Töchter konnten dank der Bemühungen ihrer mütterlichen Familie, besonders des Onkels Giovanni Rucellai, heiraten. Ginevra, die Älteste, wurde 1450 mit Francesco Caccini verheiratet, doch schon 1458 wurde dieser ein Opfer der erneuten Säuberungen, weil er am Umsturzversuch Girolamo Machiavellis beteiligt gewesen sein sollte. Er wurde ins Umland von Florenz verbannt und durfte die Stadt nicht mehr betreten. Als 1465 die Macht von Piero de’ Medici, der 1464 seinem Vater gefolgt war, zu wanken begann, nährte Caccini große Hoffnungen, endlich nach Florenz zurückkehren zu können. Er fand auch Befürworter seiner Begnadigung, dann aber starb er plötzlich im Dezember 1465 und ließ seine Frau mit vier kleinen Kindern zurück.
Mit dieser systematischen Verfolgung hatten die Medici das 1434 gesteckte Ziel erreicht. Palla Strozzi und seine Nachkommen konnten nie mehr nach Florenz zurückkommen und waren damit politisch ausgelöscht.
GLÜCK UND UNGLÜCK MATTEO STROZZIS
Z usammen mit Palla Strozzi wurde neben Smeraldo Strozzi auch sein Nachbar Matteo Strozzi aus Florenz verbannt. Er war nur entfernt mit Palla verwandt und eine Generation jünger als dieser. Geboren am 22. September 1397, war er der älteste Sohn von Simone Strozzi und Andreuola Rondinelli. Der gemeinsame Stammvater von Palla und Matteo war ein Lapo Strozzi, der zu Beginn des
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