Die Strozzi
Jahrzehnten in der Fremde nie ihre Florentiner Wurzeln. Bardo und Lorenzo Strozzi, die Söhne Lorenzos und Enkel Pallas, prozessierten mit ihrem Onkel Niccolò gegen Giovanni Rucellai und handelten 1470 einen Vergleich mit ihm aus, um wenigstens eine finanzielle Entschädigung für den in dessen Hände gelangten Besitz zu erreichen. Dennoch eilte Bardo Strozzi 1494, kurz nach der Vertreibung der Medici, nach Florenz, in der Hoffnung, Besitz und Stellung wiederzugewinnen. Das Angebot seines entfernten Verwandten Alfonso Strozzi, bei ihm zu logieren, lehnte er freundlich ab. Er wolle im alten Haus seines Vaters wohnen, wo seine Vorfahren gelebt hatten, schrieb er diesem, es sei sein Recht und seine Pflicht. Dieses Haus befand sich jedoch im Besitz der Familie Ardinghelli. Palla Strozzi hatte es wahrscheinlich seiner Nichte Caterina, der Frau Piero Ardinghellis, überlassen, mit der Bedingung, es später zurückzugeben. Caterinas Söhne, die 1466 begnadigt worden waren, zeigten jedoch wenig Neigung dazu. Wie weit Bardo mit seinen Bemühungen kam, ist nicht bekannt. An Savonarola, den er von Ferrara her kannte, schrieb er im Februar 1496, er habe die feste Absicht, nach Florenz zurückzukehren, um dort wieder inmitten seiner Verwandten und Freunde zu leben. Er erhob sogar Ansprüche auf das Gut in Poggio a Caiano, das Giovanni Rucellai schon 1474 Lorenzo de’ Medici verkauft hatte. Nun, da die Medici vertrieben waren, hoffte Bardo, wenigstens eine Entschädigung zu erhalten. In Florenz ließ er sich dann doch nicht nieder. Er lebte weiterhin wie die Nachkommen Giovanfrancescos in Ferrara, wo alle diese Enkel Palla Strozzis mit den Söhnen Nanni Strozzis die Familiensolidarität pflegten. In seiner Familiengeschichte konnte Lorenzo Strozzi schreiben: «Von ihm (Palla) und von Carlo di Strozza stammen die Unseren in Ferrara ab.»
Die Ächtung, die Palla Strozzis Söhne erfuhren, verschonte auch seine fünf Töchter nicht. Als Palla ins Exil gehen musste, waren bis auf die Jüngste alle schon unter der Haube. Sie hatten in große Florentiner Familien eingeheiratet. Margherita wurde 1416 die FrauFrancesco Soderinis, Maddalena, genannt Lena, heiratete 1421 oder 1422 Neri Acciaiuoli und nach dessen Tod 1431 in zweiter Ehe Felice Brancacci, Tancia 1423 Tommaso Sacchetti. Jacopa wurde 1428 mit Giovanni Rucellai verlobt, der über die Verschwägerung mit einer so eminenten Familie ungemein glücklich war; die Hochzeit fand 1431 statt. Für Ginevra fand ihr Bruder Lorenzo 1436 trotz Pallas Banns einen Ehemann in der Person Francesco Castellanis. Dessen Vater Matteo war 1415/16 Pallas Mitgesandter in Neapel gewesen, und nach seinem Tod im Jahr 1429 war dem erst zwölfjährigen Francesco die väterliche Ritterwürde übertragen worden. Mehrere Mitglieder der Familie wurden 1434 verbannt, doch blieb der junge Francesco von den Säuberungen verschont.
Da jede Ehe Bündnisse zwischen den Familien begründete und mit diesem Ziel vereinbart wurde, blieb es nicht aus, dass auch die Schwiegersöhne in Palla Strozzis Unglück mit hineingezogen wurden. Alle hatten sie mehr oder weniger schwer unter politischer Verfolgung zu leiden. Francesco Soderini war Cosimo de’ Medici schon deshalb verdächtig, weil er 1433 Mitglied der «Otto di guardia» gewesen war, die jene Balìa eingesetzt hatte, welche Cosimo ins Exil schickte. Er wurde nach 1438 wegen politischer Umtriebe zu einer dreijährigen Kerkerhaft verurteilt, am gleichen Tag, als auch der Bann gegen seinen Schwager Lorenzo Strozzi erging. Er tritt als einer von Palla Strozzis Gesprächspartnern in Francesco Filelfos
De exilio
auf. 1444 wurde er dann für zehn Jahre auf venezianisches Gebiet verbannt. In der Tat hatte sich 1444 eine Opposition gegen Cosimo de’ Medici gebildet, deren Mitglieder sich in der Strozzi-Kapelle in Santa Trinita zu versammeln pflegten, was schon allein Verdacht erregen musste. Auch Francesco Castellani wurden in diesem Zusammenhang 1444 die politischen Rechte entzogen. Als seine Frau Ginevra 1446 starb, gab er jedoch die Solidarität mit den Strozzi auf und verheiratete sich 1447 neu mit der Vermittlung Cosimo de’ Medicis.
Auch Tommaso Sacchetti und Giovanni Rucellai, die Ehemänner von Tancia und Jacopa, waren Mitglieder jener Balìa von 1433 gewesen und mussten deshalb als unsichere Kandidaten gelten. Giovanni Rucellai schrieb in seinem
Zibaldone
, dass er 27 Jahre lang dem «stato», das heißt der dominierenden Partei der Medici, suspekt gewesen
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