Die Strozzi
Matteo Strozzis Witwe nach Florenz zurückkam, war sie wiederum schwanger. Den Jungen, den sie am 1. März 1436 zur Welt brachte, taufte sie auf den Namen ihres verstorbenen Mannes – Matteo. Nun hatte Alessandra Macigni fünf kleine Kinder zu versorgen, aber ihre Mittel waren bescheiden. Matteos flüssiges Vermögen war in der Verbannung dahingeschmolzen, eigene Einkünfte besaß sie fast keine. Nur das kleine Bauerngut Pozzolatico in der Nähe von Florenz hatte ihr Matteo im Testament übertragen. Sie sollte es nach seinem Willen bis zu ihrem Tod besitzen, um es dann an ihre Söhne weiterzuvererben. Schutz bot nur das alte, bequeme Wohnhaus am Corso der Strozzi gegenüber der Pfarrkirche Santa Maria degli Ughi, das ihr Schwiegervater einst erworben hatte. Doch nun schien es Alessandra zu groß für ihre Verhältnisse, sodass sie es zu vermieten beschloss, um sich kleiner zu setzen. Sie zog mehrmals um, wohnte längere Zeit im Viertel Santo Spirito und kehrte erst 1454 ins alte Haus zurück, das sie zuletzt für drei Jahre an den entfernten Verwandten Antonio Strozzi vermietet hatte.
Aus Anlass der Vermietung wurde 1451 ein Inventar der Einrichtungsgegenstände aufgestellt. Es lässt auf ein komfortables Haus schließen, mit sieben auf drei Stockwerke verteilten Räumen, die mit kunstvoll gearbeiteten Möbeln, Betten und Truhen ausgestattet waren. Der Hauptraum im ersten Stock, die «camera», scheint sogar mit Fresken ausgeschmückt gewesen zu sein, denn er wird als «camera dipinta» bezeichnet. Auch ein «scrittoio» fehlte nicht, das Arbeits- und Studierzimmer des Hausherrn, wo noch immer «gewisse lateinische Bücher» und «zwei Köpfe aus Gips», Abdrücke offenbar von antiken Marmorbüsten, standen, die Hinterlassenschaften von Matteos humanistischer Gelehrsamkeit.
Matteo Strozzi hatte seiner Frau im Testament von 1429 für den Fall seines Todes die Vormundschaft über die gemeinsamen Kinder übertragen und ihr einige andere Personen als Vormünder beigesellt. Es waren alles Verwandte, direkte, fernere oder angeheiratete. Aber keine dieser Personen war, wie das Vormundschaftsgericht feststellte, vor dem Alessandra sich gleich nach der Rückkehr aus Pesaro im Dezember 1435 präsentierte, jetzt noch in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen. Lionardo Strozzi war gestorben, Jacopo, sein Sohn und Matteos Cousin, hielt sich in England auf; Palla Strozzi war verbannt und sein Sohn Lorenzo verhindert; die beiden Della Luna sagten mit der Entschuldigung ab, sie hätten selbst viele Kinder zu versorgen, und auch Alessandras Bruder Zanobi Macigni winkte ab. Ein neuer Vormund musste gesucht werden. Der Ehemann von Matteos Cousine Checca, Giovanni di Gualtieri Portinari, übernahm schließlich dieses Amt.
Als Witwe hatte Alessandra Macigni Anrecht auf die Rückgabe ihrer Mitgift, die sie aber erst 1440 zurückerhielt. Statt der 1600 Fiorini, die sie in die Ehe eingebracht hatte, ließ sie sich jedoch Matteos Immobilienbesitz überschreiben, wahrscheinlich auch, um ihn vor dem Zugriff des Fiskus zu bewahren, denn Mitgiften waren für die Steuerbehörden unantastbar. Dieser Immobilienbesitz war mehr oder weniger der gleiche, den Matteo schon von seinem Vater Simone geerbt hatte: drei Häuser in der Stadt – das Familienhaus und ein kleineres, das an dieses angrenzte (auch hier wohnte Alessandra einige Zeit), dazu ein weiteres in einem anderen Viertel –, ein paar Bauernhöfe und Felder, ein Weingarten und die Herberge außerhalb der Stadt. Der Zins der Pächter und der Verkauf des Überschusses aus dem Anbau brachten bescheidene Einkünfte und deckten den Nahrungsbedarf der Familie. Zudem veräußerte Alessandra einige Immobilien. In ihren Steuererklärungen schilderte sie die Lage so: «Die oben genannten Söhne unterhält sie mit ihrer Mitgift, denn diese selbst haben nichts, und sie haben eine gute Summe Schulden gegenüber der Steuerbehörde und der Kommune. Sie hat auch oben genannte Mädchen, die verheiratet werden müssen, wie ihr seht.»
In den vielen Jahren, als Alessandra sich als Witwe und alleinstehende Mutter um ihre Kinder und die Verwaltung ihrer Güter kümmern und sich mit dem Fiskus herumschlagen musste, stützte sie sichstets auf das weite Netzwerk der Familie Strozzi. Bei ihrer eigenen Familie, den Macigni, fand sie keine Hilfe. Ihren einzigen leiblichen Bruder Zanobi – die anderen Geschwister stammten aus der zweiten Ehe ihres Vaters, und das Verhältnis zu ihnen war gespannt – musste
Weitere Kostenlose Bücher