Die Strozzi
14. Jahrhunderts gelebt hatte. Simone Strozzi hatte mit seinen Brüdern Pinaccio, Piero und Lionardo das Unternehmen seines Vaters Filippo übernommen und war wie Nofri und Palla Strozzi, mit denen er auch Geschäftsverbindungen unterhielt, im Wollgeschäft tätig. 1416 erwarb er das Haus am Corso degli Strozzi, das unmittelbar neben den Häusern Nofri Strozzis lag. Simone ließ dieses Haus, in dem Matteo später mit seiner Familie wohnte, in den Jahren 1421/22 von Grund auf renovieren. Er war ein angesehener Bürger, der im Laufe seines Lebens verschiedene öffentliche Ämter bekleidete und 1421 als Prior sogar einmal in der Regierung saß, doch war er nicht entfernt so reich wie sein Nachbar Palla Strozzi.
Am 22. Juli 1424 starb Simone Strozzi während seiner Amtszeit als Meereskonsul in Pisa an der Pest. Seine Frau und Matteos Mutter Andreuola Rondinelli waren schon am 11. Juni 1424 der gleichen Seuche erlegen. Beide wurden zunächst in Pisa beigesetzt, dann ließ Matteo ihre sterblichen Überreste nach Florenz überführen, wo sie im Familiengrab in Santa Maria Novella ihre letzte Ruhe fanden. Matteo war Simones einziger Erbe, da sein jüngerer Bruder Lorenzo schon früh gestorben war. Die Schwester Lena war schon verheiratet, also versorgt, und hatte deshalb keinen Anspruch auf das Erbe. Das von Simone hinterlassene Vermögen bestand aus Anteilen an der Handelsgesellschaft, die er zusammen mit Palla Strozzi und anderen Verwandtengegründet hatte, sowie aus Schiffsversicherungskontrakten, Schuldverschreibungen der Kommune und mehreren Immobilien, zu denen außer dem Wohnhaus am Corso degli Strozzi und einem zweiten Haus in der Stadt vier Landgüter, Felder, ein Weingarten und eine ländliche Herberge gehörten.
So war Matteo Vorstand einer noch sehr kleinen Familie geworden, die nur aus ihm selbst und seiner jungen Ehefrau bestand. 1422 hatte Matteo die um etwa zehn Jahre jüngere Alessandra Macigni geheiratet. Sie stammte aus einer alten Florentiner Familie, die, wie die Steuerlisten von 1427 zeigen, zu den wohlhabendsten des Stadtviertels San Giovanni gehörte. Die Hochzeit wurde am 9. Juni 1422 gefeiert. Der Vater der Braut, Filippo Macigni – ihre Mutter Caterina war eine Alberti –, war zu dieser Zeit bereits verstorben, sodass ihre Onkel die Heiratsverhandlungen geführt hatten. Alessandras Mitgift konnte sich sehen lassen, sie betrug beträchtliche 1600 Fiorini. Sein neuer Status als Familienvater bewegte Matteo, nach alter Sitte ein eigenes Familienbuch zu beginnen, in das er, wie er schrieb, alle seine «privaten Angelegenheiten» eintragen wolle. Hierin verzeichnete er im Laufe der Jahre alle Ausgaben für die Familie, die Geburts- und eventuellen Todesdaten seiner Kinder, dazu wichtige Ereignisse und Dokumente, darunter das schon 1429 aufgesetzte Testament.
Das Familienbuch gibt Auskunft darüber, dass seine Frau Alessandra in den ersten zwölf Jahren der Ehe acht Kinder zur Welt brachte, vier Jungen und vier Mädchen, von denen das am 11. Juli 1424 geborene erste Kind, ein Mädchen, auf den Namen der soeben verstorbenen Großmutter getauft wurde. Doch brachte dieser Name dem Kind kein Glück, denn die kleine Andreuola wurde nur wenig mehr als ein Jahr alt. Sie starb im August 1425 in Pistoia, wo sich die Familie damals aufhielt. Bald aber schon gab es Ersatz. Am 15. Oktober 1425 erblickte ein zweites Mädchen das Licht der Welt, das wiederum den Namen Andreuola erhielt. Es wurde im Beisein bekannter Persönlichkeiten der Stadt getauft. Es folgten am 6. April 1427 der erste Sohn Simone, der wie üblich den Namen seines Großvaters erhielt, am 4. Juli 1428 Filippo, am 25. November 1429 Piero, am 17. Mai 1431 Caterina, am 21. August 1432 Lorenzo und schließlich im August 1434 – der Tag ist nicht bekannt – Alessandra.
Dem Reichtum an Kindern entsprach der materielle Reichtum nichtganz. Matteo Strozzi scheint als Geschäftsmann nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein, denn er konnte das väterliche Vermögen nicht vermehren, sondern erhielt es nur knapp. 1427 gab er in seinen Aufstellungen für die Steuer ein Vermögen von 4400 Fiorini an, was etwa dem Kapital entsprach, das sein Vater Simone in die Handelsgesellschaft eingebracht hatte. In der folgenden Zeit müssen ihm ähnlich wie Palla Strozzi die Steuern das Leben schwer gemacht haben. Wie sein Vater übernahm auch Matteo mehrere öffentliche Aufgaben. Er bekleidete 1424, 1425 und 1426, in den Jahren des Kriegs mit
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