Die Strozzi
sie selbst unterstützen. Sie gab ihm Geld für seine drückenden Steuerschulden, und da er allein und verlassen auf seinem Gut in Antella lebte, nahm sie ihn zu sich, bis er Anfang 1452 starb. Um sein Erbe entbrannte ein heftiger Streit, der die Geschwister endgültig entzweite. Alessandra beanspruchte für sich das Gut Antella aufgrund der Ausgaben, die sie für Zanobi gemacht hatte, doch den Prozess, den ihre Stiefgeschwister gegen sie anstrengten, verlor sie. Sie musste das Geld, das ihr der Verkauf von Antella eingebracht hatte, schweren Herzens wieder zurückgeben. In diesem Erbstreit hatte ihr Mieter Antonio Strozzi zu vermitteln versucht und einen Schiedsspruch erlassen, der aber von der Gegenseite verworfen wurde.
Umso herzlicher waren ihre Beziehungen zu den näheren Verwandten ihres verstorbenen Mannes. Ein Blick auf die Stammtafeln der Strozzi zeigt, dass Matteo Strozzi mit Onkeln und Tanten, Cousins und Cousinen, Schwägern und Schwägerinnen reich gesegnet war. Sein Vater Simone stammte aus einer sehr kinderreichen Familie, und dessen Brüder Lionardo und Piero konnten gleichfalls auf einen großen Nachwuchs blicken. Viele dieser Strozzi begegnen in den Briefen, die Alessandra im Laufe ihres Lebens schrieb, wie zum Beispiel jener Francesco Strozzi, einer der Söhne Pieros, der ihr als Nachbar auch räumlich nahestand, und dessen Schwester Checca, die mit jenem Giovanni Portinari verheiratet war, der die Vormundschaft über die Kinder übernommen hatte. Als dieser starb und Checca Witwe wurde, wohnte sie zeitweilig bei Alessandra. Wie sie sich auf die Hilfe der Verwandten verlassen konnte, so nahm sie auch selbst sich dieser Verwandten an, wenn sie in Nöte kamen. Besondere Unterstützung aber erfuhr sie, wie sich zeigen wird, von den Söhnen Lionardos.
Obwohl ihr Mieter Antonio Strozzi nur ein entfernter Verwandter war (sein Vater hieß Benedetto, sein Großvater Carroccio), wurde er doch einer der geschätztesten Ratgeber Alessandras in jenen Jahren. Er kümmerte sich um ihre Söhne und half ihr, als es darum ging, die Töchter zu verheiraten. In der ganzen Familie galt er als Autorität, seit er als erster Strozzi nach den Verbannungen von 1434 wiederin die Regierung gewählt worden war. Seine Wahl zum Prior im September 1450 wurde in der Familie mit Jubel und Erleichterung begrüßt. Die Strozzi sahen in dieser Wahl ein Zeichen dafür, dass ihre politische Diskriminierung zu Ende ging. Als Antonio Strozzi persönlich Alessandras Sohn Filippo seine Wahl mitteilte, schrieb er: «Dass ich mich an diesem Ort befinde, hat allen Strozzi sehr gefallen und gefällt ihnen, denn es scheint ihnen, als hätten auch sie an dieser Regierung teil. Sie haben in der Tat recht, denn das Eis beginnt endlich zu schmelzen», womit er die eisige Ablehnung meinte, die den Strozzi von den Medici entgegengebracht wurde. Antonios Wahl gab der Familie Hoffnung, bald wieder politisch mitreden zu können. Doch Antonio Strozzi starb schon am 1. September 1454, und alle diese Hoffnungen zerstoben. Alessandra vermerkte Antonios Tod in ihrem Ausgaben- und Einnahmenbuch, das sie nach aller Kunst der Buchhaltung führte, denn er war ihr als Mieter noch Geld schuldig geblieben. Sie bekam es von den Erben zurück und dazu noch 100 Fiorini, die Antonio ihr im Testament vermacht hatte.
Kaum wurden ihre Kinder größer, von denen fast wie ein Wunder keines mehr starb, stellte sich für Alessandra die brennende Frage nach ihrer Zukunft. Die beiden Mädchen mussten möglichst schnell und gut verheiratet werden, die Jungen, was noch wichtiger war, mussten einen Beruf erlernen. An eine humanistische Erziehung, wie sie in den besseren florentinischen Kreisen für die Knaben üblich war, konnte sie nicht einmal von ferne denken, denn damit wären nur Zeit und Geld verschwendet worden. Nur im Lesen, Schreiben und Rechnen, den unverzichtbaren Grundkenntnissen für einen Kaufmann, ließ sie sie unterrichten, und um zu sparen, schlüpfte sie sogar selbst in die Rolle des Schulmeisters, um ihre Kinder Schreiben und Lesen zu lehren. Schon bald schaute sie sich deshalb nach einer Möglichkeit um, ihre drei Söhne so früh wie möglich in eine Lehre zu geben. Auch hier kamen die Verwandten zur Hilfe. Die Söhne Lionardos und Cousins Matteos, Filippo, Jacopo und Niccolò Strozzi, erfolgreiche Kaufleute und Bankiers, schlugen ihr vor, sie in ihrem Geschäft auszubilden. Der Nachteil war nur, dass sie nicht in Florenz lebten. Sie hatten sich kurz
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