Die Strozzi
Niccolò übernehmen sollte. Die Geschäfte im Ausland liefen blendend, an eine Rückkehr nach Florenz dachten die Brüder nicht mehr. Filippo, der Sohn Matteos und Alessandras, der bei ihnen seine Lehrzeit absolvierte, schätzte 1446 ihr Vermögen auf 25.000 Fiorini, von denen Filippo 12.000, Jacopo 8000 und Niccolò 5000 besaßen. Dennoch rissen ihre Verbindungen nach Florenz nicht ab, denn Filippo und Jacopo wünschten sich Florentinerinnen zur Frau; eine Spanierin zu heiraten kam für sie nicht infrage. Dies lag durchaus in der Tradition. Die italienischen Kaufleute im Ausland passten sich ihrer Umgebung nur wenig an. Sie lebten im Kreis ihrer Landsleute, blieben auch weiterhin Bürger ihrer Heimatstädte und heirateten, wenn eben möglich, Frauen von dort.
Filippo heiratete aus Liebe – ein wahrer Skandal in den Augen seiner Verwandten. Ohne auf die gesellschaftlichen und ökonomischen Vorteile zu achten, welche die Wahl des Ehepartners zu bestimmen pflegten, verliebte er sich bei einem Besuch in Florenz in ein junges Mädchen namens Filippa Bischeri und wollte sie auf Biegen und Brechen möglichst sofort heiraten. Filippa stammte aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie, die der gleichen gesellschaftlichen Schicht wie die Strozzi angehörten. Hier also lag das Problem nicht. Schon eine Tante Filippos, Lena, eine Schwester seines Vaters, hatte vor Jahren einen Mann aus dieser Familie geheiratet. In diesem Sinne war es keine Mesalliance, jedoch scheint das Betragen der jungen Dame Grund zu Tadel gegeben zu haben. Der Vater Filippas war schon verstorben, aber die Mutter, die ihre Tochter nicht nach Spanien schicken wollte, widersetzte sich der Heirat. Dann starb auch die Mutter, und Filippa kam zu Verwandten, die sie jedoch wegen ihres schlechten Betragens gern schnell wieder losgeworden wären. Wir erfahren von der Geschichteaus einem Brief, den Alessandra Macigni viele Jahre später an ihren Sohn Filippo schrieb, um ihn davor zu warnen, eine ähnliche Torheit, wie sie meinte, zu begehen. Da ihre Worte sehr anschaulich die Florentiner Auffassung von der Ehe widerspiegeln, seien ihre Bedenken hier wörtlich wiedergegeben. Sie billigte zwar, dass sich ihr Sohn Zeit für die Wahl einer Braut nehmen wollte: «Ich wundere mich nicht», schrieb sie ihm, «dass du die Angelegenheit mit der Frau so auf die lange Bank schiebst. Wie du ja selbst sagst: Es ist ein sehr wichtiger Schritt, ja wohl der wichtigste, den einer tun kann. Denn eine gute Gefährtin zu haben ist für den Mann ein Trost für Leib und Seele.» Jedoch: «Wenn sie töricht und dumm sind oder wie die, die Filippo hatte, dann hat man sein Leben lang zu leiden.» Zum Beweis dafür rief sie ihm die ganze missliche Angelegenheit von der Ehe seines gleichnamigen Onkels noch einmal ins Gedächtnis zurück. «Was die von Filippo angeht, so wurde ihm das von Anfang an gesagt, als er hier war und sie sah und ihm ihr törichtes Wesen so sehr gefiel, dass er zu keiner anderen Ja sagen wollte. Als er hier war, wollte er sie unbedingt heiraten, aber die Mutter wollte sie nicht nach auswärts geben. Wir hatten noch verschiedene andere treffliche Mädchen an der Hand, aber keine davon wollte er. Dann geschah es, dass die Mutter starb und sie ins Haus von Herrn Manno kam. Da benahm sie sich so, dass es ihnen ewig lang erschien, bis sie wieder ging, auch weil sie keine Mitgift hatte. Und so gaben sie sie dem Filippo. Über sie, die Filippa, braucht man sich also nicht zu wundern, wohl aber über ihn, den Trottel, der sie sich auf dem Kopf herumtanzen ließ und sich so in sie vernarrte, dass sie sich selbst und ihm nur Schande bereitete. Wenn die Männer solch hirnlose Frauen heiraten, dann müssen sie sie an die Kandare nehmen, denn ein Mann, der ein rechter Mann ist, der macht erst seine Frau zu einer rechten Frau, nur darf er sich dabei nicht so sehr verlieben. Wenn sie anfangs kleine Fehler begehen, dann muss er sie zurechtweisen, damit sie später nicht noch größere machen.» Alessandra Macigni teilte also kritiklos die Auffassung, dass die Ehe keine Liebe vertrage und die Frau sich in allem dem Mann unterzuordnen habe. Ihr Sohn Filippo teilte das harsche Urteil seiner Mutter wahrscheinlich nicht, denn er hatte Mona Pippa als eine sehr liebenswürdige Frau kennengelernt, als er als Lehrling in ihrem Haus in Barcelona lebte. Aber zurück zu Filippo und Filippa.
Das Problem der fehlenden Mitgift wurde schließlich gelöst, 600 Fiorini kamen zusammen. Am
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