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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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Exils zu verlassen. Zum Beweis musste die Anwesenheit im zugewiesenen Ort wöchentlich von einem Notar beglaubigt und das Attest nach Florenz geschickt werden. Matteo ordnete seine Angelegenheiten und verließ schon am 12. November Florenz. Für die Zeit seiner Abwesenheit bestellte er seine Frau Alessandra und den Cousin Jacopo Strozzi zu seinen Bevollmächtigten.
    Matteo Strozzi hat seinen Auszug aus der Stadt in seinem Familienbuch in allen Einzelheiten beschrieben. Er verließ sein Haus nicht allein. Es begleiteten ihn zwei Cousins, der schon genannte Jacopo Strozzi, Sohn des Onkels Lionardo, und Francesco, ein Sohn des Onkels Piero Strozzi, dazu ein weiterer Verwandter aus der großen Familie der Strozzi, der ebenfalls Francesco hieß. Das familiäre Netzwerk bewährte sich auch in dieser dramatischen Situation. Während die meisten Verwandten ihn nur eine kurze Strecke Wegs begleiteten, reiste Berto Macigni, ein illegitimer Sohn seines Schwiegervaters und Stiefbruder seiner Frau, mit ihm bis nach Pesaro. Am ersten Abend übernachtete die Gesellschaft im Landhaus von Giovanni di Gualtieri Portinari, dem Ehemann der Cousine Checca, die ebenfalls eine Tochter von Piero Strozzi war. Am folgenden Tag machte Matteo bei seinem Schwager Zanobi Macigni in Antella halt, um auf dessen Gut zu Mittag zu speisen. Erst danach schlug er den Weg durchs Arnotal ein, der ihn über Sansepolcro und Mercatello nach Pesaro führte. Unterwegs hatte er die Gastfreundschaft verschiedener Freunde und Verwandter genossen. Am 18. November ließ er seine Ankunft in Pesaro von einem Notar beglaubigen. Mit diesem Attestat kehrte Berto Macigni am nächsten Tag nach Florenz zurück.
    Matteo richtete sich in der neuen Situation so gut wie möglich ein. Er fand nach eigenem Bezeugen in der kleinen Stadt in den Marken, die unter der Herrschaft der Brüder Galeazzo, Pandolfo und Carlo Malatesta stand, freundliche Aufnahme; es kam ihm vor, «als ob ich immer schon hier gelebt hätte». Dies schrieb er in einem lateinischen Brief an einen Freund, in dem er sein Schicksal mit bewegten Worten beklagte. Obwohl er seine Güter und sein Vaterland, die Gesellschaft der Verwandten und das Gespräch mit alten Jugendfreunden vermissen müsse, habe er doch auch in diesem Städtchen Menschen gefunden, die wie er an den humanistischen Studien, sein einziger Trost indieser Lage, interessiert seien – darunter auch die Herren von Pesaro selbst. Diese stellten ihm ein Haus zur Verfügung, in das er schon am 21. November einziehen konnte. Wahrscheinlich war von Anfang an beschlossen worden, dass seine Frau und die Kinder, von denen das kleinste noch ein Säugling war, nachkommen sollten. Zunächst schickte Alessandra Macigni nur Kleidung und Hausrat für Matteos eigenen Gebrauch nach Pesaro, dann auch ihre eigenen Kleider und die der Kinder. Im Frühjahr 1435 verließ sie mit ihrer Kinderschar Florenz, um zu ihrem Mann zu ziehen. Die Familie war wieder vereint.
    Doch die launische Göttin Fortuna, welche die florentinischen Kaufleute so oft beschworen, wandte sich ein zweites Mal ab und ließ das größte Unglück über die Familie kommen. Im Sommer 1435, wahrscheinlich im Juli, denn der letzte Eintrag im Familienbuch ist auf den 5. Juli datiert, starb Matteo Strozzi an der Pest, und zusammen mit ihm raffte die Seuche auch drei seiner Kinder dahin, Andreuola, Simone und Piero. Mit den vier verbliebenen machte sich seine Witwe bald wieder auf den Rückweg nach Florenz. Auch die Gebeine der Verstorbenen kehrten heim, Alessandra ließ sie im Familiengrab der Strozzi in Santa Maria Novella beisetzen. Kein Florentiner ließ sich gerne an einem fremden Ort begraben. Auch Matteo Strozzi hatte in seinem Testament den Wunsch geäußert, in Florenz, in der Grablege seiner Vorfahren in Santa Maria Novella, zur letzten Ruhe gebettet zu werden. Er hatte jedoch seinen Hinterbliebenen die Wahl gelassen, ihn am Ort seines Todes zu begraben, falls dieser mehr als sechzig Meilen von Florenz entfernt sein sollte. Auch in diesem Fall wollte er jedoch in einer Dominikanerkirche wie Santa Maria Novella begraben werden. Alessandra entschied sich für die Rückführung der sterblichen Überreste nach Florenz. Nicht in der Stadt der Verbannung, sondern in der Heimatstadt sollten ihre Lieben ruhen. Auch sie selbst wünschte sich in einem 1437 aufgesetzten Testament, in Santa Maria Novella neben ihrem Mann und ihren Kindern zur letzten Ruhe gebettet zu werden.

EINE WITWE IN NÖTEN
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