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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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zuvor in Spanien niedergelassen, wo sie in Barcelona und Valencia ihre Geschäfte betrieben.
    Faksimile eines Briefs von Alessandra Macigni mit ihrer Unterschrift
    So begann für Alessandra Macigni eine lange Zeit schmerzlicher Trennung. Dieser Trennung verdanken wir aber auch den schönsten und bewegendsten Briefwechsel des 15. Jahrhunderts. Die Briefe, die Alessandra (sie selbst schrieb ihren Namen Allesandra) im Laufe von mehr als zwanzig Jahren an ihre fernen Söhne schrieb, sind ein einmaliges Zeugnis der Lebensart jener Zeiten. Dreiundsiebzig Briefe sind von dieser Korrepondenz erhalten, die mit Unterbrechungen die Jahre zwischen 1447 bis 1470 umfasst (siehe Abb. Seite 62). Von vielen Dingen ist in diesen Briefen die Rede. Durchzogen von immerwährender Sorge um das Ergehen der Söhne und dem Schmerz über ihre Abwesenheit, berichten sie nicht nur von den Familienereignissen, von Heiraten, Krankheiten und Todesfällen und den täglichen Mühen und Sorgen der Briefschreiberin wie der Last der Steuern, den Problemen mit Bauern und Hauspersonal und der gefürchteten Pest, die schon ihren Mann und die drei Kinder hinweggerafft hatte. Alessandra Macigni erweist sich auch als eine scharfsichtige Beobachterin der politischen Verhältnisse, die besonders in späteren Jahren so wichtig für das Geschick ihrer Familie wurden. Sie war keine rhetorisch gebildete Schreiberin, und so kommen alle diese Nachrichten kunterbunt gemischt daher, in einer lebhaften, herzhaften Sprache, die dem gesprochenen Toskanisch sehr nahe steht. Alessandra schreibt farbig, wie ihr der Schnabel gewachsen ist und wie ihr es gerade in den Sinn kommt, wobei sie immer wieder auf die Mühe verweist, die ihr das Schreiben bereitet. Ihre Briefe sind das Zeugnis einer außergewöhnlichen Frau, die trotz aller Beschränkungen, die ihr Geschlecht und Witwenstand auferlegten, mit Willen und Tatkraft ihr schwieriges Leben meisterte und ihren Kindern die Zukunft garantierte.

DREI STROZZI IN FREMDEN LÄNDERN
    M it Filippo, Jacopo und Niccolò, den drei Söhnen seines Onkels Lionardo, die sich der Söhne Alessandras annehmen wollten, hatte Matteo Strozzi ein besonders freundschaftliches Verhältnis unterhalten. 1404, 1406 und 1410 geboren, waren sie etwas jünger als er. Niccolò war einer seiner lateinischen Briefpartner gewesen; Jacopo war 1434, als er Florenz verlassen musste, von ihm zu seinem Bevollmächtigten ernannt worden, und er hatte ihm zusammen mit seinem Bruder Niccolò auch einen Teil der geforderten Bürgschaft gestellt. Filippo hatte damals Florenz schon verlassen, es hatte ihn früh ins Ausland gezogen. Siebzehnjährig trat er 1423 in Avignon als Angestellter in das Geschäft von Niccolò Serragli und Piero di Mariozzo ein. In Avignon blieb er viele Jahre und arbeitete sich dort langsam hoch. 1431 war er Teilhaber der Gesellschaft von Lorenzo Tecchini und Ramondo Mannelli, eines angeheirateten Verwandten, der 1427 eine Cousine von ihm geheiratet hatte, Maria, die Tochter des Onkels Piero. Doch dann trieb es Filippo in noch weitere Ferne. 1433 ließ er sich in Barcelona nieder.
    Obwohl nicht direkt von den Säuberungen betroffen, machte die Ächtung der Strozzi durch das Regime der Medici allmählich auch die Luft für die beiden in Florenz zurückgebliebenen Brüder dünner. Die Geschäfte liefen nicht mehr gut, sodass auch Jacopo sich entschloss, der Stadt den Rücken zu kehren und zu seinem Bruder nach Spanien zu ziehen. Anfang 1438 brach er auf, um sich mit Filippo über die Zukunft zu beraten, während Niccolò noch in Florenz blieb, um das Erbe ihres 1433 verstorbenen Vaters zu verwalten. In Valencia gründeten Jacopo und Filippo am 15. März 1438 eine Bank- und Handelsgesellschaft. Das schon bestehende Kontor in Barcelona wurde deshalb nicht aufgegeben. Auch Niccolò hielt es daraufhin nicht mehrlange in Florenz. Er liquidierte den gemeinsamen Besitz und siedelte ebenfalls nach Spanien über, wo die drei Brüder 1441 eine neue Gesellschaft ins Leben riefen, der auch eine Filiale in Brügge angegliedert wurde. Das Kontor im spanischen Valencia wurde von Jacopo geführt, während Filippo sich weiterhin in Barcelona um die Geschäfte kümmerte. Die Brüder trieben Handel, vor allem mit Tuchen und Korn, waren aber auch als Bankiers tätig, indem sie Einlagen annahmen und Kredite vergaben. Es war das übliche Geschäftsmodell der italienischen Kaufleute der Zeit. 1446 wurde darüber hinaus eine Niederlassung in Neapel gegründet, die

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