Die Strozzi
Mailand, das Amt eines «Provveditore» der «Dieci di Balìa». Als Gesandter ging er 1426 nach Venedig und 1433 nach Reggio zu Francesco Sforza, der von Florenz den noch ausstehenden Sold für seine militärischen Dienste einforderte. 1434 führten ihn Missionen zu den Herren von Piombino und Faenza. Es war die übliche Karriere für einen Mann, der zur politischen Elite der Stadt gehörte. Für eine Wahl in die Regierung war er noch etwas zu jung, denn für das Amt des Priors waren fünfunddreißig, für das des Gonfaloniere sogar fünfundvierzig Jahre vorgeschrieben. Dass er, wie Vespasiano da Bisticci in der kurzen Vita Matteos berichtet, nach der Rückkehr Cosimo de’ Medicis aus dem Exil im Herbst 1434 das Amt des Gonfaloniere angestrebt haben soll, ist schon deshalb nicht ganz glaubhaft.
Neben den offenbar nur mäßig prosperierenden Geschäften ging Matteo mit dem gleichen Eifer wie Palla Strozzi und seine Söhne, mit denen er befreundet war, humanistischen Interessen nach. Vespasiano da Bisticci schreibt sogar: «Er widmete sich ausschließlich der klassischen Literatur.» Dies scheint zwar etwas übertrieben. Sicher ist jedoch, dass er mit Begeisterung Latein und wohl auch etwas Griechisch lernte und in Verbindung mit den führenden Humanisten der Stadt stand. Schon in jungen Jahren tat er sich mit gleichgesinnten Freunden zu einer Art privater Akademie zusammen. Die Gruppe versammelte sich in einem Gartenhäuschen auf den Hügeln von Fiesole, um hier in fast klösterlicher Abgeschiedenheit die Werke der Alten zu studieren.
Zu Matteos engstem Freundeskreis gehörten Palla Strozzis Söhne Nofri und der früh verstorbene Bartolomeo, die Cousins Benedetto di Piero Strozzi und Niccolò di Lionardo Strozzi sowie angeheiratete Verwandte wie Niccolò della Luna, Luigi Guicciardini und vor allem der gelehrte Giannozzo Manetti. Sie lasen zusammen die Werke derKlassiker, schrieben einander zur Übung und zum Vergnügen lateinische Briefe und liehen sich gegenseitig Handschriften aus. Von Matteo selbst sind mehrere lateinische Briefe überliefert, die zeigen, dass er ein flüssiges, an Cicero geschultes Latein schrieb. So gab ihm zum Beispiel der Tod seines jüngeren Bruders Lorenzo Anlass zu einem bewegenden Brief in ciceronischem Stil, in dem er einem Freund schmerzlich das gottergebene Hinscheiden des Jünglings schilderte. Seine Kenntnisse und sein lateinischer Stil wurden von seinen Briefpartnern sehr bewundert. Wie Palla Strozzi sammelte auch Matteo Handschriften mit antiken Werken, ohne darin freilich mit diesem mithalten zu können, denn seine finanziellen Mittel waren viel beschränkter.
Doch warfen die inneren und äußeren Wirren schon bald ihre Schatten auf diese beschauliche Welt des Umgangs mit den antiken Autoren. Während des Krieges um Lucca, als die oligarchische Partei sich spaltete und Florenz sich von mächtigen Feinden umzingelt sah, klingt in den Briefen Matteos und seiner Freunde Besorgnis an. Sie fürchteten um die florentinische Freiheit, die Unabhängigkeit der Republik, die ein «Tyrann», nämlich der Herzog von Mailand und Luccas Verbündeter, erneut bedrohte. Kein Zweifel: Sie kannten Leonardo Brunis «Grabrede» auf Nanni Strozzi. Es war die gleiche Zeit, als Francesco Filelfo, der Protegé Palla Strozzis, die Gemüter erhitzte. Matteo hörte seine Vorlesungen und stand wie seine Freunde in den Streitigkeiten auf seiner Seite, ermahnte ihn aber auch zu friedfertigerem Verhalten. Filelfo bedachte ihn mit einer wohlwollenden Satyra und schrieb ihm einige lateinische Briefe.
Die politischen Ereignisse der Jahre 1433/34 zogen dann auch Matteo in ihren Strudel. Obwohl er in den Wirren, die zuerst zur Verbannung Cosimo de’ Medicis und dann zu dessen triumphaler Rückkehr nach Florenz führten, nur eine Nebenrolle gespielt hatte, wurde er doch zusammen mit Palla Strozzi und Smeraldo Strozzi, einem anderen Strozzi-Nachbarn, verbannt. Am 9. November 1434 erging der Bannspruch gegen ihn, am 11. wurde er ihm zugestellt. Er befahl Matteo, das Gebiet von Florenz innerhalb kürzester Frist zu verlassen, um sich fünf Jahre lang in Pesaro aufzuhalten. Darüber hinaus musste er, wie es üblich war, eine Bürgschaft stellen. Die geforderten 2000 Fiorini machten etwa die Hälfte seines Vermögens aus. Sie wurden für ihn von fünf Personen, darunter den Cousins Jacopo und Niccolò Strozzi, beiden Behörden hinterlegt. Unter den Matteo erteilten Auflagen war auch das übliche Verbot, den Ort des
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