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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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habe ich doch eine Stütze an ihm und kann schlecht ohne ihn auskommen … und dann schiene es mir auch, dass ich allzu allein bliebe. Im Augenblick habe ich nicht im Sinn, ihn zu schicken … Von der Rechenschule habe ich ihn weggenommen, und jetzt lernt er schreiben.» Matteo konnte zwar schon schreiben, seine Mutter hatte es ihm beigebracht, aber es fehlte ihm noch die gute Form. Danach wolle sie ihn im Winter in eine Bank geben. «Dann sehen wir, was er machen will.» Auch ein Jahr später weigerte sie sich standhaft, sich von Matteo zu trennen. In einem Brief vom 8. November 1448 an Filippo brachte sie tausend Ausflüchte vor: «Ich weiß nicht, wie ich ihn schicken soll, er ist noch klein und hat es noch nötig, dass ich für ihn sorge, und ich weiß selbst nicht, wie ich weiterleben soll … Wenn ich daran denke, befällt mich ein großer Schmerz, dass ich so allein bleibe.» Sie brauche Matteo, machte sie Filippo klar. Er mache ihr die Besorgungen und schreibe alle Briefe für sie. Als er im Sommer schwer krank war, habe nur ihre Pflege ihn genesen lassen. Auch sein Lehrer habe ihr damals gesagt: Ihr liebt ihn nicht, wenn Ihr ihn fortschickt, denn er ist von zarter Konstitution. Und nun sei Winter, und die Pest treibe immer noch ihr Unwesen: «Ich wäre wahnsinnig, wenn ich ihn jetzt schickte.»
    Im Sommer des nächsten Jahres gab sie ihren Widerstand auf, zu groß war das Drängen aus Neapel: Die Wünsche von Niccolò und von Filippo selbst könne sie nicht unerfüllt lassen, schrieb sie an diesen, und sie habe dabei nicht an ihren eigenen Trost, sondern an den Nutzen ihrer Kinder gedacht. Aber dann klagte sie doch: «Du verstehst, wie hart es mich ankommt, wenn ich daran denke, dass ich als junge Frau fünf kleine Kinder, wie ihr es wart, aufziehen musste. Und Matteo trug ich damals im Leib, und ich habe ihn aufgezogen im Glauben, dass nur der Tod ihn von mir scheiden würde; vor allem aber meinte ich, dass es genüge, wenn zwei von dreien draußen leben.» Doch habe sie Matteo jetzt ausgestattet mit einem neuen Mantel, einem roten Röckchen und Hemden und Messerchen und Sandalen und Bällen. Dennoch: Alle Verwandten und Freunde hätten ihr vorgehalten, sie liebe ihn nicht, sie sei verrückt, ihn jetzt auf die Reise zu schicken, wegen der Pest, der Hitze, des mühsamen Wegs. Undwenn etwas passierte, dann würden ihr alle vorwerfen: «Es geschieht dir recht!» Vor September würde sie Matteo nicht auf die Reise schicken.
    Dann aber wurden ihr noch ein paar Monate Aufschub gewährt. Erst Anfang 1450 kam Niccolò Strozzi nach Florenz, um Matteo abzuholen. Er befand sich auf dem Weg nach Spanien, um das Geschäft seines verstorbenen Bruders Filippo aufzulösen. Während seiner Abwesenheit sollte der junge Filippo die Geschäfte in Neapel führen – ein großer Vertrauensbeweis für den noch nicht Zweiundzwanzigjährigen. In Florenz war Niccolò Gast im Haus Alessandras. Er habe ihn sehr gelobt, berichtete sie Filippo und mahnte ihren Sohn zugleich mit eindringlichen Worten, die Chance zu nutzen und sich des Vertrauens würdig zu erweisen. Niccolò habe ihr zugesichert, ihn, wenn er ordentlich seine Pflicht tue, so zu fördern, dass er «sein Haus» wieder in die Höhe bringen könne. Im anderen Falle wolle er ihn fallen lassen und sich nicht mehr um ihn kümmern. Alessandra begann Zukunftspläne zu schmieden: «Und wenn ich mich ein wenig besser eingerichtet habe, dann will ich, dass du daran denkst, nach Hause zu kommen …, aber besser in zwei oder drei Jahren. Und dann werde ich dir auch eine Frau geben wollen, denn du bist jetzt in dem Alter, dass du eine Familie führen kannst … Als Niccolò hier war, sagte er mir, er wolle, dass du bald nach hier zurückkehrst und heiratest, und sie würden dir so viel Arbeit verschaffen, dass du hierbleiben könntest, denn sie sähen es lieber, dass du dich um ihre Geschäfte kümmertest als um die anderer.» Sie hätten versprochen, Filippo in jeder Weise zu unterstützen. Dies schrieb Alessandra ihrem Sohn am 6. Dezember 1450.
    Matteo verließ mit Niccolò Florenz am 6. Februar 1450 – guten Mutes, wie es heißt. Alessandra ertrug es mit «männlicher Standhaftigkeit», so schrieb ihr Schwiegersohn Marco Parenti an Filippo. Sie selbst schrieb ihm zwei Tage nach Matteos Abreise, der Abschied habe sie so sehr geschmerzt, dass sie immer noch nicht wieder ganz zu sich gekommen sei. Sie klammerte sich an die Hoffnung, dass Niccolò mit Matteo unzufrieden sein

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