Die Strozzi
könnte und ihn zurückschicken würde. Aber dies geschah nicht. Matteo begleitete Niccolò während seiner langen Reise nach Spanien, von der die beiden erst im Februar 1451 nach einer gefahrvollen Überfahrt in Neapel wieder ankamen.Alessandra war erleichtert, sorgte sich aber immer noch um ihren kleinen Jungen, der Matteo in ihren Augen geblieben war, obwohl er nun fünfzehn Jahre alt war. Sie empfahl ihn heiß seinem Bruder Filippo, dem sie schon vor Matteos Ankunft in Neapel am 11. Dezember 1450 schrieb: «Vergiss nicht, meinen Matteo liebevoll zu behandeln, wenn er kommt, und sorge dafür, dass er sich sauber und reinlich hält, denn er hat es noch nötig, dass man ihn daran erinnert. Und wenn er sich in seiner körperlichen Beschaffenheit und seinem Betragen nicht verschlechtert hat, weiß ich, dass dir sein Wesen gefallen wird. Denn er war ein liebenswürdiges Kind und benahm sich so, dass alle ihn lieb hatten.» Und dann, als Matteo und Niccolò endlich in Neapel angelangt waren, noch einmal: «Tu ihnen alles Liebe an, und vor allem Matteo, der noch nicht allein für sich sorgen kann, er muss ganz erschöpft sein.» Sie beschwor Filippo, nicht zu hart mit ihm umzugehen: «Schlag ihn nicht, tu so, dass er dich achtet, denn er ist meiner Meinung nach gut veranlagt. Wenn er fehlen sollte, ermahne ihn sanft, damit wirst du mehr erreichen als mit Schlägen.»
Alessandra wusste nicht, dass ihr die härteste Prüfung noch bevorstand. Ende Juli 1459 erkrankte Matteo in Neapel an einem Wechselfieber – es war wohl Malaria –, an dem bis auf Filippo auch alle anderen Hausgenossen erkrankten – sogar Niccolò, der gerade aus Rom gekommen war. Doch während die anderen langsam wieder gesund wurden, erholte sich Matteo nicht mehr und starb am 23. August. Briefe hatten von der Krankheit berichtet, Alessandra war in Sorge und hoffte, dass auch Matteo wieder genesen würde. Als dann die Unglücksbotschaft am 1. September in Florenz ankam, wussten ihre Angehörigen nicht, wie sie es ihr mitteilen sollten. Alessandra befand sich auf dem Landgut ihres Schwiegersohns Giovanni Bonsi, genannt «Le Selve», ihre Verwandten beschlossen deshalb, sie zunächst durch einen Boten über eine Verschlechterung von Matteos Zustand zu unterrichten und sie zu bitten, nach Florenz zurückzukommen. In größter Beklommenheit ritt sie noch am gleichen Tag in die Stadt zurück. Männer und Frauen der Verwandtschaft hatten sich schon in ihrem Haus versammelt, um ihr beizustehen. Als sie vom Tod Matteos erfuhr, brach sie nicht zusammen. Sie weinte und klagte zwar, ertrug den Schicksalsschlag aber mit bewundernswerter Stärke und Gottergebenheit. Marco Parenti, ihr anderer Schwiegersohn, selbst zutiefstbetroffen, schilderte seinem Schwager Filippo Strozzi in Neapel den Hergang so: «Spät dann ist Monna Alexandra vom Gut zurückgekommen. Sie ist vom Pferd gestiegen und hat sich ein wenig ausgeruht. Francesco und Battista Strozzi, Monna Nannina und Monna Caterina di Piero di Neri und andere Frauen haben ihr darauf so schonend, wie es in solchen Fällen möglich ist, vom Tod von Matteo berichtet … Wenn ich dir sagte, dass sie dies nicht heftig geschmerzt hätte, dann würde man mir nicht glauben … Wir bemühen uns, sie mit allen Kräften zu trösten.» Francesco Strozzi, der Nachbar, der die Briefe mit der Nachricht von Matteos Tod empfangen hatte, fand Filippo gegenüber folgende Worte: «Ich brauche dir nicht zu sagen, dass dieser Fall (Matteos Tod) uns allen allergrößten Kummer und Schmerz bereitet hat, vor allem aber der armen Mutter … Nachdem sie jedoch, wie wir alle, erkannt hat, dass es kein Heilmittel dagegen gibt, hat sie die Kräfte ihres tapferen Geistes zurückgewonnen und sich beruhigt, indem sie Gott dankte für die Unglücksfälle, die sie so lange Zeit heimgesucht haben, dass man von ihr sagen könnte: Sie ist ein Spielball der Fortuna.»
Die Sorge um die noch lebenden Söhne gewann jedoch bald die Oberhand über die Trauer um Matteo. Keine Woche nachdem sie von Matteos Tod erfahren hatte, schrieb sie am 6. September einen langen Brief an Filippo in Neapel, in dem sie Matteos Tod mit den Worten kommentierte: «Dann aber habe ich gehört, dass es Dem, der ihn mir gegeben hat, gefallen hat, ihn am 23. zu sich zu rufen, in gutem Bewusstsein und Gnade, versehen mit allen Sakramenten, wie es sich für einen guten und treuen Christen ziemt. Und es ist mir ein großes Bitternis gewesen, eines solchen Sohns beraubt zu
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