Die Strozzi
Strozzi schlecht zu verwirklichen war, stellte die Suche nach geeigneten Ehemännern Alessandra vor nicht geringe Schwierigkeiten.
Mit den Vorbereitungen von Caterinas Heirat hebt der Briefwechsel Alessandra Macignis an. Am 24. August 1447 meldete sie ihrem Sohn Filippo in Neapel, dass es ihr gelungen sei, Caterina mit Marco Parenti zu verloben. Der Bräutigam schien ihr bei den ungünstigen Voraussetzungen keine üble Partie, denn er war der einzige Sohneines wohlhabenden Seidenhändlers. Seine Familie stand gesellschaftlich zwar nicht so hoch wie die Strozzi, denn die Parenti hatten noch bis vor nicht allzu langer Zeit zu den niederen Zünften gehört. Jetzt aber waren sie Mitglieder in der angesehenen Zunft der Seidenfabrikanten, und Marcos Vater Parente hatte sogar schon einige Staatsämter bekleidet, er wurde als Prior sogar einmal Mitglied der Regierung. Für die Parenti bedeutete die Heirat mit einer Strozzi ganz im Gegenteil einen gesellschaftlichen Aufstieg. Alessandra gab zu, dass sie auch eine Familie von höherem Rang hätte finden können, aber nicht für die 1000 Fiorini Mitgift, mit denen sich die Parenti zufriedengegeben hatten. Sie hätte, schrieb sie, 1400 oder 1500 Fiorini für eine bessere Partie ausgeben müssen, was ihr eigener und der Ruin ihrer Söhne gewesen wäre. Die Parenti seien jedoch überglücklich über die Heirat, und Caterina würde es bei ihnen sicher gut haben. Der Bräutigam überschlage sich geradezu: «Immerzu sagt er ihr, verlang, was du willst!»
Marco Parenti ließ seiner Braut zur Verlobung ein Überkleid aus karmesinrotem Samtbrokat und ein Kleid aus demselben Stoff anfertigen. Dazu bekam Caterina ein Gebinde aus Perlen und Pfauenfedern, in Silber gefasst, und zwei Perlenzöpfe als Haarschmuck. Für die Hochzeit selbst bestellte Marco ein mit Marderfell gefüttertes und mit weiten Ärmeln versehenes Übergewand aus rotem Samt und ein mit Perlen besticktes Kleid. Als echte Kaufmannsfrau bezifferte Alessandra dies alles in klingender Münze: «Wenn sie aus dem Haus geht (gemeint war: wenn sie am Hochzeitstag durch die Straßen in feierlichem Zug in das Haus ihres Ehemanns geführt wird), hat sie mehr als vierhundert Fiorini auf dem Leib.» Dies verdiente Caterina ihrer Meinung nach auch: «Sie ist schön, und Marco möchte, dass sie noch schöner aussieht. In Wirklichkeit gibt es kein anderes Mädchen wie sie in Florenz, sie hat, wie viele meinen, alle erdenklichen Vorzüge.»
Marco Parenti scheute also keine Kosten, die er fein säuberlich, Stoff für Stoff, Juwel für Juwel, in seinem Ausgaben- und Familienbuch verzeichnete. Allein eine Agraffe mit zwei Saphiren und drei großen Perlen kostete 27 Fiorini, ein Perlenkollier fast 50. Andererseits war Marco nach Florentiner Brauch zu solchen Geschenken verpflichtet, sie waren die Gegengabe zur Mitgift. Aber in seinem Fallüberstieg die ausgegebene Summe – 700 Fiorini gegenüber einer Mitgift von 1000 – doch das übliche Maß. Marco Parenti war, wie gesagt, seiner Braut nicht ganz ebenbürtig und musste deshalb zeigen, dass er es sich leisten konnte, eine Strozzi zu heiraten. Überhaupt diente der ganze Aufwand bei der Hochzeit gewöhnlich mehr dem Prestige des Bräutigams als der Eitelkeit der Braut, da die Kleider und der Schmuck nicht einmal in ihr Eigentum übergingen. Sie gehörten dem Ehemann, und wenn dieser starb, durfte die Witwe sie nicht behalten, es sei denn, der verstorbene Gatte hatte es im Testament so verfügt. Bei Marco Parenti konnten solche Probleme gar nicht aufkommen. Schon bald nach der Hochzeit verkaufte er die Juwelen und einen guten Teil der Prunkkleider wieder – er hatte sich wohl doch finanziell etwas übernommen. Die jungen Frauen, wie wir sie schmuckbehangen auf den Gemälden der Zeit sehen, trugen die kostbaren Roben und Juwelen nur bei der Hochzeit und in der ersten Zeit danach bei Festen und besonderen Anlässen. Es sei noch erwähnt, dass Marco Parenti für das gemeinsame Schlaf- und Wohnzimmer, die «camera», zwei kostbare Truhen anfertigen ließ, die der bekannte Maler Domenico Veneziano bemalte.
Die Hochzeit fand am 14. Januar 1448 statt, und Caterina kam tatsächlich in gute Hände, wenn auch ihre Schwiegermutter eine etwas zänkische Frau war. Ihre Mutter fand im Schwiegersohn dagegen einen zuverlässigen und ergebenen Helfer, der eine große Stütze für sie wurde. Er muss ein liebenswürdiger Mann gewesen sein, dazu humanistisch gebildet, wie es Florentiner Kaufleute
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