Die Strozzi
ein zu kostbares Gut, als dass man sie hätte verlieren wollen. Die Bastarde wurden meist vom Vater anerkannt und im Haus mit aufgezogen, oft ohne die Mutter. Jacopo, genannt Coppino, arbeitete im Geschäft seines Vaters, Isabella, das Kind einer Haussklavin, wuchs in Valencia auf und blieb, als Jacopo 1446 nach Brügge ging und heiratete, zunächst in Spanien zurück. Doch der Tod Filippos,der die Aufgabe der spanischen Standorte nach sich zog, bewog Jacopo, sie nach Florenz zu Alessandra Macigni zu schicken.
Da diese den drei Brüdern sehr verpflichtet war, nahm sie das Mädchen gerne bei sich auf und suchte, als Isabella ins Heiratsalter kam, auch einen Mann für sie. Als unehelich Geborene war Isabella benachteiligt. Sie konnte keinen Anspruch auf eine hohe Mitgift oder die Einheirat in eine der großen Florentiner Familien erheben. Unter diesen Umständen fand Alessandra mit der Hilfe anderer Verwandten schließlich einen kleinen Seidenweber und Kurzwarenhändler, der glücklich war, Isabella mit ihrer Mitgift von 680 Fiorini zu heiraten. Er hieß Marco und war einundzwanzig Jahre alt. Seine Verhältnisse waren zwar etwas beengt, da er mit den Eltern und sechs noch unverheirateten Schwestern zusammenlebte. Aber es seien die besten Leute der Welt und die Familie sogar nicht ganz unvermögend, versicherte Alessandra dem Vater Jacopo. Es sei ein wahres Glück, dass Isabella trotz ihrer Lage und ihrer Kurzsichtigkeit es so gut getroffen habe. Man habe bei der Wahl des Bräutigams weniger Wert auf Geld und Vermögen gelegt als vielmehr darauf geachtet, Isabella in eine Familie zu geben, in der sie geliebt und gut behandelt werde. Sie habe Jacopo zuliebe bei der Hochzeit mehr Aufwand getrieben als bei den Heiraten ihrer eigenen Töchter. Alessandra versprach dem Vater, Isabella so gut auszustatten, dass sie wie ein Mädchen aus guter Familie auftreten könne. Die uneheliche Tochter eines Strozzi genoss offenbar immer noch ein besseres Ansehen als ein kleiner Krämer. Ihren ersten Sohn taufte das junge Paar natürlich auf den Namen Jacopo.
Der dritte Bruder, Niccolò Strozzi, konnte sich dagegen nie zur Ehe entschließen; er blieb Junggeselle bis zu seinem Tod. Sein Laster war die Völlerei. Alessandras zweiter überlebender Sohn Lorenzo, der 1446 seine Lehrzeit bei ihm in Valencia begann, schilderte seiner Mutter sehr anschaulich Niccolòs ausschweifende Essgewohnheiten. Gleich nach seiner Ankunft hatte der Lehrjunge den Auftrag erhalten, täglich auf dem Markt die Einkäufe für den Haushalt zu besorgen. «Für Niccolò», schrieb Lorenzo, «kaufe ich nur Kapaune, und zwar ein Paar jeden Tag, einen davon fürs Frühstück. Davon ist er so fett geworden, dass er sich nicht mehr bewegen kann, und er war auch schon ein bisschen krank deswegen. Aber mit Gottes Gnade ist er genesen.» Wir erkennen den feisten Niccolò in der Porträtbüste wieder, die er sich 1454in Rom vom berühmten Bildhauer Mino da Fiesole meißeln ließ, eine Marmorbüste nach antikem Vorbild, ähnlich den beiden Büsten, die sich Piero und Giovanni de’ Medici vom gleichen Künstler schaffen ließen (siehe Abb. oben). Sie verweist auf Niccolòs humanistische Bildung, verbirgt aber trotzdem nicht sein Laster. Obgleich geschönt, kommen seine fetten, herabhängenden Backen doch sehr prominent zur Geltung.
Mino da Fiesole, Porträtbüste des Niccolò Strozzi, angefertigt 1454 in Rom, heute aufbewahrt im Bode-Museum in Berlin
1446 gründeten die drei Brüder die Niederlassung in Neapel, die ihre Arbeit unter der Leitung Niccolòs am 25. März 1447 aufnehmen sollte. König Alfonso V. von Aragon hatte nach langen Wirren als Erbe Königin Johannas II. von Anjou die Herrschaft über das Königreich Neapel errungen, was zu diesem Entschluss beigetragen haben muss. Da die Brüder seit Jahren im Königreich Aragon ihre Geschäfte betrieben und dort auch Kontakte zum Königshof unterhielten, standen die Aussichten günstig. Die Handels- und Finanzgeschäfte im Königreich Neapel lagen seit jeher fest in den Händen der Florentiner.
ZEIT DER LEHRE,
ZEIT DER TRENNUNG
A m 7. März 1441 verließ der noch nicht dreizehnjährige Filippo, Alessandras ältester Sohn, Florenz, um in Spanien bei Filippo, Jacopo und Niccolò Strozzi in die Lehre zu gehen. Seine Abreise vergaß seine Mutter nie, sie erinnerte sich noch zwölf Jahre später genau an den Tag. Dennoch hielt es Alessandra für einen unausweichlichen Schritt. Filippo hatte im Florenz der Medici
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