Die Strozzi
damals oft zu sein pflegten. Von seiner Hand stammen historische Aufzeichnungen –
Ricordi
– für die Jahre 1464–1467, als die Macht der Medici nach Cosimos Tod eine Krise durchlief. Vespasiano da Bisticci nennt ihn «literarisch gebildet sowie mit guter Kenntnis der Naturphilosophie» und ordnet ihn einem Kreis von gelehrten Männern zu, die sich zweimal im Jahr zu versammeln pflegten, um literarische und philosophische Fragen zu debattieren.
Marco Parenti hielt enge Verbindung auch zu den Brüdern seiner Frau, die er fleißig mit Nachrichten aus Florenz versorgte. Seinem neu erworbenen Schwager Filippo teilte er seine Verlobung am 19. August 1447 mit, wobei er auch auf seine nicht ganz gleichwertige gesellschaftliche Stellung anspielte: «Sehr viel müsste ich schreiben, umauszudrücken, wie sehr mir rundherum Eure ganze Verwandtschaft gefällt, wenn man bedenkt, wer und was für Männer sie (die Strozzi) sind und wie viel man von Dir und Deinem Bruder erwartet und erhofft … Nur eine Sache tut mir in der Angelegenheit leid, dass ich nämlich kein so guter Verwandter sein zu können glaube, wie Ihr es verdienen würdet, aber in allem, was ich bin und tue, könnte niemand Euch mehr zur Verfügung stehen und Euch mehr lieben als ich.» Dies war die Haltung, die er stets bewahrte, wenn auch seine Schwiegermutter später einmal meinte, von den Parenti sei nicht viel zu erwarten, womit sie wohl auf ihren geringen Einfluss anspielte. Caterina Strozzi schenkte ihrem Gatten acht Kinder, die nicht alle das Erwachsenenalter erreichten. Ihre Mutter freute sich über die Enkelschar, die sie die Abwesenheit der Söhne besser ertragen ließ, und verbrachte oft mit ihnen die Sommer- und Herbstzeit auf dem Land in der Villa der Parenti.
Die jüngere Tochter hatte weniger Glück. Zwar war Giovanni Bonsi in gesellschaftlicher Hinsicht Marco Parenti überlegen, aber er hatte viele Geschwister, die noch zusammen mit ihm im Haus lebten, und einen unehelichen Sohn von einer Sklavin. Dazu war er schon 38 Jahre alt, als er die sechzehnjährige Alessandra Strozzi im Mai 1451 zur Frau nahm. Diesmal war es Filippo Strozzi, der seinem Schwager dafür dankte, dass er seine Schwester geheiratet habe. Giovanni Bonsi wies dies höflich zurück und schrieb, es gelte vielmehr das Umgekehrte. Er bat Filippo auch, ihn nicht mit «Ihr» anzureden: «Denn damit gäbest du nur zu verstehen, ich sei alt.» Auch Giovanni Bonsi half seiner Schwiegermutter nach Kräften, aber er hatte einen schwerwiegenden Fehler: Er war ein rundherum glückloser Kaufmann, der nicht wusste, wie er über die Runden kommen sollte.
1459 bot ihm seine Schwiegermutter an, mit seiner Familie zu ihr zu ziehen, damit er die Mietkosten sparen könne, denn sein eigenes Haus hatte er zur Hälfte verkauft. Alessandra rechtfertigte dies ihren Söhnen gegenüber damit, dass sie auf diese Weise Gesellschaft bekomme. Aber es kam noch schlimmer: Anfang 1466 legte sie dem Sohn Filippo, den Giovanni Bonsi um einen Kredit angegangen hatte, Giovannis erbärmliche wirtschaftliche Lage dar. Seine Schulden seien höher als die 200 Fiorini, um die er ihn gebeten habe. Sie glaube nicht, dass er sie fristgemäß zurückzahlen könne, was unweigerlichzum Streit in der Familie führen würde. Die Ernte sei ihm im Sommer verhagelt, sodass kaum etwas für den nötigen Lebensbedarf übrig geblieben sei. Er sei in so großen Nöten, dass er sogar seine alten Kleider verkauft habe, und wenn Alessandra, ihre Tochter und Filippos Schwester, ihr einziges Kleid ausbessern müsse, dann sei sie gezwungen, den Mantel gleich über dem Hemd zu tragen. Alessandra warnte Filippo davor, ihm Geld in die Hände zu geben, er sei einfach unfähig, damit umzugehen. Filippo scheint ihm dennoch ab und zu mit Geld ausgeholfen und ihn auch auf andere Weise unterstützt zu haben. Als Giovanni Bonsi Ende 1473 starb, hinterließ er viele Schulden bei seinen Schwägern. Um sie abzutragen, arbeiteten seine Söhne Donato und Matteo ohne Gehalt in Filippos Bank in Neapel. 1476 verheiratete Filippo Strozzi die Nichte Maddalena Bonsi mit Girolamo Strozzi, einem entfernten Verwandten, der ebenfalls bei ihm arbeitete. Die Familiensolidarität, die trotz aller persönlichen Katastrophen selbst Giovanni Bonsi bewiesen hatte, bewährte sich auch hier.
FILIPPO STROZZIS AUFSTIEG
A ls ihr Schwager Giovanni Bonsi sie um finanzielle Unterstützung bat, waren Filippo und Lorenzo Strozzi längst erfolgreiche Kaufleute und Bankiers.
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