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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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Korrespondenz mit Verbannten durften keine politischen Themen berührt werden, hatten immer wieder auch von den Spaltungen und Konflikten in der Stadt berichtet. Piero de’ Medicis Einfluss und Macht waren im Laufe des Jahres zunehmend geschwunden, während seine Gegner immer größere Erfolge verbuchen konnten. So wurde im August 1465 das alte Losverfahren bei der Wahl zu den höchsten Ämtern wieder eingeführt, das 1458, wie so oft zu Zeiten Cosimos, den «Accoppiatori» überlassen worden war, die nach eigenem Ermessen die Namen bestimmten. Piero hatte nun also weniger Möglichkeit, die Wahlen in seinem Sinn zu beeinflussen. Auch der Fiskus wurde reformiert, mit der Folge, dass die in der Vergangenheit oft arbiträr zur Schwächung der politischen Gegner verhängten Steuern wieder gerechter verteilt wurden.
    Unter Pieros Gegnern tat sich jetzt auch Niccolò Soderini hervor, der in den letzten zwei Monaten des Jahres 1465 das Amt des Gonfaloniere bekleidete. Als Ehemann ihrer Stiefschwester Ginevra war er Alessandras Schwager, aber sie erwartete von ihm keine Förderung. Im Streit um das Erbe ihres Bruders Zanobi hatte er sie vor Gericht gezerrt, und das Verhältnis war weiterhin gespannt geblieben. Wie sie ihn nicht liebte, so nährte auch er keine Sympathie für ihre Söhne. Da von Februar 1466 bis Anfang 1469 keine Briefe Alessandras erhalten sind und auch die Briefe Marco Parentis eine dreijährige Lücke aufweisen, kennen wir ihre Reaktionen auf die Vorkommnisse der folgendenMonate nicht. Wohl aber hat Marco Parenti diese Ereignisse in einem historischen Abriss über die Zeit 1464 bis 1467 sehr detailliert beschrieben. Seine
Ricordi
sind eine der wichtigsten Quellen für die innenpolitischen Konflikte dieser Jahre.
    Zum Eklat kam es nach Monaten der Unruhe im August 1466, als Piero de’ Medici auf der einen und Pitti, Acciaiuoli, Dietisalvi und Soderini auf der anderen Seite sich nach auswärtiger Unterstützung umsahen. Piero de’ Medici forderte vom Herzog von Mailand Truppen an, seine Gegner wandten sich an den Herzog von Ferrara. Noch während die Gegner der Medici in den letzten Augusttagen unschlüssig auf den Einmarsch der Truppen warteten, ging Luca Pitti, durch Versprechungen verlockt, auf die Seite Piero de’ Medicis über. Damit sahen sich dessen Gegner verloren. Während in der Stadt Tumulte ausbrachen, wurde auf Vorschlag Pittis am 2. September ein Parlament, die Vollversammlung der Bürger, einberufen, um die Ruhe wiederherzustellen. Dieses Parlament bewilligte ohne Widerstand die Einsetzung einer Balìa, des mit Sondervollmachten ausgestatteten Krisenrats, der die Maßnahmen ergriff, die in wenigen Tagen Piero de’ Medicis Vormachtstellung wiederherstellten. Nachdem eine wahre Verfolgungsjagd stattgefunden hatte, verbannte die Balìa am 11. September Pieros Gegner wegen Anschlags auf die republikanische Freiheit. Wiederum wurde eine beträchtliche Anzahl von Bürgern und Familien ins Exil geschickt und der politischen Rechte beraubt. Acciaiuoli, Dietisalvi und Soderini hatten schon vorher die Flucht ergriffen und wurden später wegen Missachtung des zugewiesenen Exils sogar zu Rebellen erklärt. Sozusagen als Ausgleich für diesen erzwungenen Exodus wurde am 20. September für eine Reihe der 1458 Verbannten das Exil aufgehoben, während andere die politischen Rechte zurückerhielten, die ihnen damals entzogen worden waren. Unter den Begnadigten befanden sich auch Filippo und Lorenzo Strozzi. Auf die Nachricht vom Ausgang des Konflikts hatte König Ferrante am 13. September 1466 an Lorenzo de’ Medici geschrieben, der im Frühjahr in Neapel gewesen war und den König bezaubert hatte, und nochmals um die Aufhebung von Filippo und Lorenzo Strozzis Exil gebeten. Am gleichen Tag beglückwünschte Filippo selbst Lorenzo de’ Medici zum Sieg über die Gegner seines Hauses. Zusammen mit den Brüdern Strozzi wurden auch Niccolò Ardinghelli,der Mann der schönen Lucrezia Donati, Francesco Castellani, der einstige Schwiegersohn Palla Strozzis, sowie die Söhne des inzwischen verstorbenen Francesco Caccini, der Palla Strozzis Enkelin Ginevra Brancacci geheiratet hatte, zurückgerufen. Die Söhne und Nachkommen Palla Strozzis wurden dagegen, wie Marco Parenti in seinen
Ricordi
eigens anmerkt, auf ausdrücklichen Wunsch Piero de’ Medicis von dieser Begnadigung ausgeschlossen.
    Kaum hatte er die frohe Nachricht erhalten, dankte Filippo Strozzi am 26. September Piero de’ Medici bewegt in

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