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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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Sie habe das Geschenk gar nicht verdient, denn sie habe ja nie etwas für ihn getan. Filippos guter Ruf und sein Verhalten ließen jedoch sie und ihren Gatten wünschen, ihm zu Gefallen zu sein. Er solle ihr nur schreiben, was sie für ihn tun könne, um ihre Schuld bei ihm abzutragen. Darauf hatte Filippo nur gewartet. Er bat sie umgehend, sich bei ihrem Gatten für ihn zu verwenden. Sie habe mit Piero über seine Angelegenheiten (sprich: Aufhebung des Banns) gesprochen, schrieb Lucrezia Tornabuoni ihm am 19. April 1465 zurück; Piero habe sich sehr wohlwollend geäußert und wolle ihm schreiben. Dies tat er auch am 4. Mai und versprach, Filippos Anliegen zu fördern. Schon eine Woche später, am 10. Mai, beauftragte er ihn auch, in seinem Namen Ferrante d’Aragona eine ihm gehörige, in Neapel liegende Galeere zu übergeben, die er dem König zum Geschenk machen wollte.
    Ferrante d’Aragona bedankte sich und schrieb auch noch ein zweites Mal an Piero de’ Medici, um ihm die Aufhebung des Banns der Strozzi-Brüder ans Herz zu legen. Dieser antwortete ihm am 31. Mai sehr unterwürfig, aber seine Antwort war enttäuschend: Es sei ihm außerordentlich peinlich, dem König in dieser Frage nicht dienen zu können, es liege einfach nicht in seiner Macht. Denn was der König fordere, sei in seiner Stadt wegen der hier herrschenden Gewohnheiten und Gesetze von sehr schwerwiegender Bedeutung. Er wolle sich der Angelegenheit jedoch annehmen, müsse aber darauf hinweisen, dass sie nicht sofort zu verwirklichen sei. Dies war eine Entschuldigung, welche die Medici gern vorzubringen pflegten und die bis zu einem gewissen Grad auch der faktischen Lage entsprach. Die Medici waren keine Alleinherrscher wie der König von Neapel, sondern hattenin dem korporativ republikanischen Staatswesen, das Florenz war, die Unterstützung wenigstens eines Teils der großen Bürger nötig – und die drohte Piero de’ Medici gerade jetzt zu verlieren.
    Einige Wochen vor diesem Briefwechsel war am 17. April 1465 der blutjunge Federico d’Aragona, König Ferrantes zweiter Sohn, mit seinem Gefolge in Florenz eingetroffen. Er befand sich auf der Reise nach Mailand, wo er Ippolita Sforza, die Braut seines Bruders, des Thronfolgers Alfonso d’Aragona, abholen sollte, um sie nach Neapel zu geleiten. Wie es seinem hohen Rang entsprach, wurde er in Florenz mit den größten Ehren empfangen. Er hatte zwar keinen Auftrag, von der Aufhebung des Banns zu sprechen, aber zwei Höflinge des Prinzen, Carlo und Rinaldo Mormile, Freunde Filippos, machten bei Alessandra Macigni einen Besuch und versprachen Unterstützung. Filippos Schwager Marco Parenti bemühte sich seinerseits sehr eifrig um Kontakte zum Prinzen, zu dem er aber nicht vordringen konnte. Die Sache stockte.
    Dann kam auf der Rückreise der Königssohn mit der mailändischen Braut im Juni noch einmal durch Florenz, und diesmal war alles besser vorbereitet worden. Federico hatte inzwischen von seinem Vater einen formellen Auftrag erhalten, in Florenz für die Strozzi zu intervenieren. Wie Marco Parenti seinem Schwager Filippo berichtete, zeigte Federico d’Aragona Piero de’ Medici den Brief seines Vaters und wollte gleich eine Antwort von ihm haben, die jedoch ähnlich ausfiel wie die, welche Piero bereits seinem Vater gegeben hatte: Die Zeit sei noch nicht reif. Und als der Prinz nachhakte, wann dies denn der Fall sein würde, meinte Piero etwas vage, «sicher bald». Beim Abschied kam Federico nochmals auf die Frage zurück, ohne jedoch auch diesmal eine genauere Antwort zu erhalten.
    Alessandra Macigni selbst hielt so und so nicht viel von Piero de’ Medici. Er sei ein Wendehals und halte seine Versprechen nicht, schrieb sie an Filippo. Dabei hatte sie die innenpolitische Lage genau im Auge: Piero gelinge es nur noch mit Mühe, seine Vorhaben in der Regierung und in den Räten durchzusetzen, berichtete sie. Andererseits hatten die Strozzi nie allein auf die Unterstützung der Medici gebaut. Schon im April 1465 hatte Filippo Strozzi an Luca Pitti geschrieben und ihn um seine Hilfe gebeten. Mit Pitti, dessen Ansehen zusehends wuchs, verhandelte monatelang auch Marco Parenti, derzwar Zusagen erhielt, denen aber ebenfalls keine Taten folgten. Alle behaupteten, die Zeit sei noch nicht gekommen. Der schwelende Konflikt zwischen Piero de’ Medici und seinen Rivalen machte in der Tat jede Einigung über einen eventuellen Gesetzesvorschlag aussichtslos. Filippo versuchte unter anderem auch,

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