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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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Rebellen erklärt worden war. Piero de’ Medici würde deshalb, das war sein Argument, eine solche Eheverbindung nicht gut aufnehmen, die Folgen bekämen sie beim nächsten Auswahlverfahren für die Ämter zu spüren. Dann zog Filippo noch ein stärkeres Register, indem er Zweifel an Mariettas Jungfräulichkeit äußerte: Man könne nicht sicher sein, dass ein verwaistes, in der Welt herumgeworfenes Mädchen, das zudem das übliche Heiratsalter längst überschritten habe, noch unberührt sei. Trotz dieses schweren Geschützes zeigte sich Lorenzo bockig: Wenn nicht Marietta, dann wolle er überhaupt keine heiraten. Er versuchte seinen Bruder zu überzeugen und hatte auch die Mutter und den Schwager Parenti auf seiner Seite. Aus der Ehe mit Marietta wurde aber dann doch nichts, entweder weil Lorenzo nachgab oder weil mit Giovanfrancesco Strozzi keine Einigung erzielt wurde. Marietta heiratete schließlich 1471 Teofilo Calcagnini, einen Ferrareser Edelmann und angesehenen Höfling der Este, dem sie vier Kinder gebar. Als Filippo Strozzi sie 1473 in Ferrara besuchte, fand er sie immer noch sehr schön.
    Lorenzo traf indessen auf immer größere Schwierigkeiten, eine andere Lösung zu finden. Der Heiratsmarkt in Florenz war sehr umkämpft, und es gab mehrere ernst zu nehmende Konkurrenten, die ebenfalls auf Brautsuche waren. Lorenzo fand kein Mädchen, das seinem Rang und seinen Ansprüchen genügte. Er sollte sich, so war beschlossen, mit seiner künftigen Ehefrau in Neapel niederlassen, wo in der Hofgesellschaft, mit der er zu tun hätte, noch andere Kriterien eine Rolle spielten: Die Braut sollte möglichst von adliger Herkunft sein, eine Forderung, die in Florenz nur wenige Familien erfüllen konnten. Marco Parenti beschrieb im August seinem Schwager Filippo das Dilemma mit folgenden Worten: «Bäuerlich will er sie nicht, und deshalb sehe ich viele Probleme bei denen, die es gibt, sodass ich nicht weiß, an wen ich mich wenden soll, um wenigstens eine einzige würdige Eigenschaft zu bekommen: sei es Verwandtschaft oder politische Stellung, Einfluss, Geld oder eine über das gewöhnliche Maß hinausgehende Schönheit.» Ein Mädchen aus der Familie Gianfigliazzi brachte Schönheit und Adel mit, aber die Bedingungen des Vaters waren unakzeptabel, ähnlich stand es mit einer Sassetti, die zwar weniger schön war, dafür aber eine größere Mitgift bot. In der Liste der möglichen Kandidatinnen taucht auch eine Tochter des Francesco Baroncelli auf: Sie sei Durchschnitt und habe 1200 Fiorini Mitgift, schrieb Parenti. Mit den Baroncelli schloss Lorenzo dann tatsächlich am 10. Mai 1470 den Ehevertrag und feierte Anfang Juli seine Hochzeit mit Antonia. Als Mitgift hatte er 1400 Fiorini aushandeln können. Die Ehe hatte den Segen der Medici. Lorenzo de’ Medici und der einflussreiche Tommaso Soderini, der Großvater der Braut, waren zugegen, als Lorenzo Strozzi die erste bindende Übereinkunft mit den Baroncelli traf. Eine königliche Galeere brachte das junge Paar am 22. September nach Neapel. Im neapolitanischen Kontor der Strozzi fand man die junge Frau zwar etwas klein, aber sehr sympathisch und ungemein gut aussehend.
    Nun war der Wunsch Alessandra Macignis endlich in Erfüllung gegangen: Beide Söhne hatten eine Frau gefunden, wenn auch erst spät. Aber sie konnte sich noch an den beiden Enkeln freuen, die vor ihrem Tod das Licht der Welt erblickten. Fiammetta Adimari gebar 1467 einen Sohn, den Filippo nach dem Paten, dem neapolitanischen Thronfolger, Alfonso nannte. Der Name passte der Großmutternicht, denn sie hatte erwartet, dass das Kind nach Florentiner Tradition nach seinem Großvater, ihrem verstorbenen Gatten, genannt würde. Sie akzeptierte diese Ausnahme von der Regel nur schweren Herzens und wegen der fürstlichen Stellung des Paten. Im Frühjahr 1469 kam ein kleines Mädchen zur Welt, Lucrezia, und das alte Haus, dessen Besitz Alessandra so hartnäckig verteidigt hatte, füllte sich wieder mit frischem Leben. Ihre letzten Briefe an Filippo, der oft wieder lange in Neapel weilte, zeigen sie als eine liebevolle Großmutter, die begeistert die Fortschritte des kleinen Alfonso und das Gedeihen des Säuglings Lucrezia dem fernen Vater schildert. Stolz berichtete sie ihm, wie sie Alfonso, der noch das Laufen lernte, schon die ersten Buchstaben beibrachte.
    Alessandra Macigni starb am 2. März 1471 und wurde im Familiengrab der Strozzi in Santa Maria Novella beigesetzt. Testamente hatte sie im Laufe ihres

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