Die Strozzi
einem Brief, dann traf er Vorbereitungen, um nach Florenz zurückzukehren. Am 27. November 1466 war er in Siena angelangt, von wo aus er seiner Mutter seine baldige Ankunft in Florenz ankündigte: «Morgen reise ich ab, wenn das Wetter nicht allzu schlecht ist, denn es regnet und schneit. Auf jeden Fall aber gehe ich bis Castellina oder nach San Giorgio, und Samstag werde ich in San Casciano sein. Dort erwarte ich eine Nachricht von Euch, und Sonntagabend, wenn es Gott gefällt, habt Ihr mich dort. Sorgt dafür, dass es zu Abend etwas anderes als nur Wurst zu essen gibt!»
Am 18. Januar 1467 feierte Filippo seine Hochzeit mit der anmutigen Fiammetta Adimari, nachdem die schon vor längerer Zeit angeknüpften Verhandlungen mit ihrer Familie endlich zum Abschluss gekommen waren. Nun, da er kein politisch Verfolgter mehr war, der in der Fremde leben musste, hatte der Vater nicht mit der Mitgift geknausert; die Braut brachte 1500 Fiorini in die Ehe. Filippo suchte das alte Haus, in das er seine junge Frau führte, etwas freundlicher zu gestalten, indem er sein Wohn- und Schlafzimmer, die «camera», mit neuen Möbeln und einem Madonnenbild ausstattete. Das Prunkstück in diesem Raum war die große, mit Intarsien geschmückte Truhe, die 1468 Giuliano da Maiano für ihn anfertigte.
Filippos Bruder Lorenzo sträubte sich dagegen noch lange gegen eine Heirat. Schon vor Jahren war eine Ehe mit Marietta Strozzi, der Enkelin Pallas und Tochter des ermordeten Lorenzo Strozzi, erwogen worden. In die engere Wahl kam Marietta, als sie Anfang 1464, nun in heiratsfähigem Alter, von ihrer Mutter Alessandra Bardi, die mit ihren Kindern damals in Bologna lebte, nach Florenz geschickt wurde. Marietta war wahrscheinlich Gast bei ihrem Onkel Giovanni Rucellai undihrer Tante Jacopa, der Tochter Palla Strozzis und Schwester von Mariettas Vater Lorenzo. Ihr Onkel hatte mit Giovanfrancesco Strozzi, Mariettas Vormund, lange geschäftlich zusammengearbeitet. Durch Rucellais Vermittlung sollte eine florentinische Ehe für Marietta arrangiert werden. Giovanni Rucellai hatte sich in der Zwischenzeit den Medici angenähert, sein Sohn Bernardo sich 1461 mit Cosimo de’ Medicis Enkelin Lucrezia, der Tochter Pieros, verlobt. Mit dem Rückhalt der Medici musste es gelingen, Marietta gut unter die Haube zu bringen.
Marietta Strozzi machte in Florenz Furore. Sie war sehr hübsch und erwarb sich in Windeseile den Ruf, das schönste Mädchen der Stadt zu sein, vergleichbar nur mit jener Lucrezia Donati, der Lorenzo de’ Medici den Hof machte. Die männliche Jugend von Florenz war hingerissen. Der Karneval mit seinen ausgelassenen Sitten erlaubte Annäherungen, die sonst nicht möglich waren. Der vertrauliche Brief eines Freundes an den jungen Lorenzo de’ Medici schildert eine anmutige Schneeballschlacht, die sich Marietta mit ihren Verehrern lieferte. In Florenz war viel Schnee gefallen, sodass drei junge Männer aus den besten Familien der Stadt, angeführt von Bartolomeo Benci, beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen, um Marietta näherzukommen. So zogen sie eines Abends in Begleitung von Musikanten und gefolgt von vielen Zuschauern vor Mariettas Haus und luden sie zu einer Schneeballschlacht ein. Dies der Bericht von Lorenzo de’ Medicis Freund: «Unsterbliche Götter, welch ein Schauspiel! Wie soll ich es Dir, mein Lorenzo, mit meiner schwachen Prosa beschreiben? Unzählige Fackeln, schmetternde Trompeten, süße Flöten, begeistert klatschende Zuschauer. Und welch ein Triumph, wenn einer der Angreifer das schneeweiße Antlitz des Mädchens mit Schnee bestreuen konnte. Aber was sag ich? Mit Schnee bestreuen? Es war ein wahres Zielschießen von sehr geübten Schützen! Und die anmutige Marietta, so schön, wie allen bekannt, und so gewandt in diesem Spiel, machte sich dabei große Ehre. Aber die edlen Jünglinge zogen nicht ab, ohne ihr sehr edel ein Andenken von ihnen zurückgeworfen zu haben.»
Wenige Tage später wurde ihr von den gleichen Freunden eine noch spektakulärere Huldigung dargebracht – ein «Triumph der Liebe». Organisiert hatte ihn wiederum Bartolomeo Benci, ein Sohndes verstorbenen Giovanni Benci, der lange mit Erfolg die Medici-Bank geleitet hatte. Er hatte Marietta zu seiner Herzensdame erkoren und wollte seiner Liebe auf diese Weise öffentlich Ausdruck geben. Da ein Zeitgenosse diesen «Triumph» beschrieben hat, können wir uns ein genaues Bild von diesem Aufzug machen. Im Mittelpunkt stand ein mit kostbaren Tüchern
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