Die Strozzi
ehrgeizigen und prunkliebenden Sohn Giuliano de’ Medicis, den Clemens VII. mit der Erhebung zum Kirchenfürsten der Kandidatur auf die Herrschaft in Florenz beraubt hatte. Um ihn und seine Cousins, die Kardinäle Giovanni Salviati und Niccolò Ridolfi, Söhne von Töchtern Lorenzos des Prächtigen und Angehörige großer Florentiner Optimatenfamilien, sammelten sich alle jene, die eine Vertreibung Alessandro de’ Medicis wünschten – 1530 verbannte Repräsentanten der popularen Republik wie auch einige von Alessandrovertriebene Optimaten, die Ippolito de’ Medici für einen besseren Herzog hielten als seinen tyrannischen, lasterhaften Verwandten. Noch einmal konstituierte sich in Rom ein «auswärtiges» Florenz.
Filippo Strozzi zögerte lange, offen ins Lager der Opponenten überzugehen. Er wies noch Ende April 1535 alle Vorwürfe zurück, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen. Erschöpft von den Prozessen und seinen finanziellen Verlusten, wünschte er nur noch, sich nach Venedig zurückzuziehen und sich nicht weiter mit Politik zu befassen. Dies wenigstens gestand er Francesco Vettori, dem Freund seines Lebens, dem er seine Lage auf folgende Weise beschrieb: Er glaube nicht, in Florenz sicher leben zu können, zu viele Feinde habe er dort. Auf das Volk sei kein Verlass, weil er den Medici zu lange gedient habe, aber er glaube auch nicht, unter einem anderen Regenten als Alessandro sicherer leben zu können. Sein Leben lang habe er nur Ruhe und Sicherheit für seine Geschäfte gesucht und würde sich mit jeder Staatsform abfinden, die ihm dies garantiere. Am liebsten würde er, fern von allen politischen Händeln, in Venedig das Leben eines Privatmanns führen. Filippo Strozzi leugnete jede Unterstützung der Opposition, aber dies war nicht wahr.
Schon Mitte April war Piero Strozzi aus Rom abgereist als Mitglied einer Delegation, die Karl V. in Barcelona den Wunsch vortragen sollte, Herzog Alessandro durch Ippolito de’ Medici zu ersetzen. Der Kaiser möge außerdem, wie es im Kapitulationsvertrag von 1530 zugesichert worden war, Florenz die Freiheit zurückgeben. Karl V., im Aufbruch zu einem Feldzug gegen Tunis, empfing zwar die Gesandten freundlich, vertagte jedoch die Diskussion auf die Zeit seiner Rückkehr nach Neapel. Auf dem Rückweg nach Rom entging Piero Strozzi nur knapp einem Attentat, hinter dem Alessandro de’ Medici steckte. Aus den Geschäftsbüchern Filippo Strozzis geht hervor, dass er die Mission der Exilierten nach Barcelona mitfinanzierte. Unter dem Titel «auf das Konto der Republik» trug er dort die Summe von 400 Golddukaten ein, die von ihm selbst, Ippolito de’ Medici und den Kardinälen Salviati und Ridolfi aufgebracht wurde.
Doch Ippolito de’ Medici starb unerwartet am 10. August 1535 in Itri, wenige Kilometer südlich von Rom, während er Kaiser Karl V. nach Tunis entgegenreisen wollte, um ihn persönlich von seinem Anspruch auf den Florentiner Herzogsthron zu überzeugen. Angeblicherlag er dem Gift Alessandro de’ Medicis, doch ließ sich kein sicherer Beweis dafür finden. In seiner Begleitung befand sich auch Filippo Strozzi, der nun zusammen mit den Kardinälen Salviati und Ridolfi die Führung der Opposition übernahm. Karl V. landete Ende November 1535 in Neapel, wo bald darauf auch eine umfangreiche Delegation der Florentiner Exilierten mit Filippo Strozzi eintraf, um die in Barcelona vertagten Verhandlungen wiederaufzunehmen. Die Lebenskosten für die 80 Teilnehmer und die anderen mit der Mission verbundenen Ausgaben übernahm auch diesmal Strozzi.
Im Bewusstsein der Schwere dieses Schrittes und der Risiken, die er barg, machte er vor der Abreise nach Neapel ein Testament, das ein beredtes Zeugnis seiner Überzeugungen in diesem Moment darstellt. Er brach auf, so heißt es hier, das Vaterland zum zweiten Mal zu befreien, so wie er es schon einmal zur Zeit Clemens’ VII. befreit habe. Die ersten Dispositionen galten wie üblich seiner Grablege. Er wollte, so er in Rom starb, in der Kirche Sant’ Onofrio am Abhang des Gianicolos unweit des Vatikans begraben werden, falls anderswo, sollte eine Inschrift dort seinen «ewigen Hass gegen die Tyrannis» bezeugen. Er verbot seinen Erben, seine Gebeine nach Florenz zurückzuführen, solange die Stadt in Knechtschaft lebe. Sobald sie aber befreit sei, wollte er in einem marmornen Grabmal in der Familienkapelle in Santa Maria Novella beigesetzt werden, wo auch für seine Gemahlin Clarice, die dort schon begraben
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