Die Strozzi
lag, ein entsprechendes Grabmal errichtet werden sollte. Er fand warme Worte für sie: Ein Epitaph, so bestimmte er, sollte ihre Tugenden und «die unvergleichliche Liebe und ständige Eintracht zwischen uns» preisen. Dann verpflichtete er seine Erben – genannt werden im Testament die Söhne Piero, Vincenzio, Ruberto, Giulio, Lorenzo und Alessandro, während der ebenfalls erwähnte Leone als Geistlicher von der Erbschaft ausgeschlossen war – zur Vollendung des großen Familienpalastes in Florenz. Andere Bestimmungen betrafen die übrigen Immobilien und seine Bank.
Unter den Verbannten, die nach Neapel gingen, bestand indes keine Einigkeit über die künftige Konstitution von Florenz, ob es demokratisch wie in alten Zeiten oder von einem Fürsten, dessen Macht nach dem Vorbild von Venedig durch einen Senat (sprich: durch die Optimaten) beschränkt wurde, regiert werden sollte, wie es Filippo Strozzi favorisierte. Einig waren sie nur darin, von Karl V. die AbsetzungAlessandros und die Rückgabe der «Freiheit» zu fordern, wie es im Kapitulationsvertrag vorgesehen war. Schon wegen dieser Spaltung war ihre Stellung schwach, und die Hoffnung, den Kaiser für sich zu gewinnen, erwies sich als eine Illusion. Karl V. wünschte keine der beiden Optionen. Er versuchte zwar die Parteien zu versöhnen und versprach, sich für die Rückkehr der Exilierten nach Florenz einzusetzen, bestätigte und verstärkte jedoch nach monatelangen Verhandlungen die Position Alessandro de’ Medicis, der sich ebenfalls in Begleitung der ihm treuen Optimaten in Neapel eingefunden hatte. Unter diesen befanden sich Filippos Cousin Matteo Strozzi und der Mann, der schon der politische Berater Clemens’ VII. gewesen war, der Geschichtsschreiber und politische Denker Francesco Guicciardini. Die Parteien verhandelten mit Karl V. und seinen Ministern und legten Memoranden vor, doch der Kaiser vermählte am 29. Februar 1536 seine Tochter Margarethe mit Alessandro und gab damit das Zeichen. Sein Kalkül war einfach. Ein Schwiegersohn würde besser die kaiserliche Oberhoheit über Florenz garantieren als jene untereinander zerstrittenen Exilierten, deren republikanische Ambitionen gefährlich waren.
Jetzt zeigte es sich noch einmal in aller Evidenz, dass ein europaweit operierender Financier, wie Filippo Strozzi es war, nicht als Privatmann leben konnte. Er brauchte die politische Rückendeckung, so wie auch die Fürsten ihn brauchten, deren Geldgeber er war. Während er in Neapel mit dem Kaiser verhandelte und sogar bereit war, seine Partei zu ergreifen, falls Alessandros Macht beschnitten würde, ließ Franz I. von Frankreich in Lyon seinen Partner und Leiter der dortigen Bank, Giovanfrancesco Bini, einkerkern. Der König fürchtete, die letzte Rate von Caterina de’ Medicis Mitgift nicht zu erhalten, und brauchte, wie immer, Geld für seine Kriege. Bini musste 30.000 Dukaten bezahlen, um freizukommen, obwohl der König noch hohe Schulden bei der Bank hatte. Für diese war es ein herber Verlust. Es half nicht, wenn Filippo Strozzi, um dem französischen Druck auszuweichen, dem Kardinal Jean du Bellay antwortete, er sei zuerst ein Florentiner und dann erst ein Franzose.
Das Scheitern der neapolitanischen Verhandlungen trieb die Exilierten zwangsläufig in die Arme des französischen Königs, dessen Truppen in Piemont eingefallen waren, um nach dem Tod HerzogFrancesco Sforzas die französischen Ansprüche auf Mailand durchzusetzen, trotz des Verzichts im Frieden von Cambrai. Für den Krieg lieh er sich von der Strozzi-Bank in Lyon nochmals Geld, was in kaiserlichen Kreisen sehr übel vermerkt wurde. Die Reaktion war, dass Karl V. befahl, die Güter Strozzis in Sizilien und Neapel zu beschlagnahmen, um ebenfalls seine Kampagne gegen die Franzosen in Norditalien zu finanzieren. Die Sache lief für Strozzi glimpflich ab, Repressalien in anderen kaiserlichen Gebieten wie Spanien und den Niederlanden blieben aus, und es kam zu einer Einigung. Wegen der kritischen Lage der französischen Bank schickte Filippo jedoch nach dem Scheitern der neapolitanischen Verhandlungen seinen Sohn Piero nach Lyon, um dort nach dem Rechten zu sehen und mit Franz I. über dessen Schulden bei der Bank zu verhandeln. Dies war ein schwerer Fehler, denn der kriegerische Piero nutzte die Gelegenheit, um in französische Dienste zu treten und als Befehlshaber einer Truppe am Feldzug in Piemont teilzunehmen. Der König unterstellte ihm tausend Mann. Dies war, wie
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