Die Strozzi
Strozzi-Brüder waren auch bekannt für ihr arrogantes Auftreten und oft ungezügeltesGebaren im Bewusstsein ihrer Stellung und ihres Reichtums. Wegen wilder Spiele und schwerer Belästigung der Mitbürger landeten sie sogar einmal im Gefängnis. Es fehlten ihnen der Zügel des Vaters, der oft lange von Florenz abwesend war, und die Sorge der verstorbenen Mutter. Alessandro de’ Medici war misstrauisch. Würden diese stolzen und zudem legitimen Urenkel Lorenzos des Prächtigen und Enkel Piero de’ Medicis ihm nicht noch gefährlich werden?
Den Anlass für den Ausbruch der offenen Feindschaft bildete eine Affäre, die ihre Schwester, Filippo Strozzis Lieblingstochter Luisa, betraf. Die schöne Luisa Strozzi war frisch mit Luigi Capponi verheiratet und besuchte die zahlreichen Bälle, die 1534 während des Karnevals gegeben wurden. Einer der engsten Freunde des Herzogs, Giuliano Salviati, machte ihr dabei heftige Avancen, welche die junge Frau jedoch empört zurückwies. Dennoch rühmte Salviati sich öffentlich, ihre Gunst besessen zu haben. Kurz darauf wurde er von drei Maskierten des Nachts überfallen und schwer verwundet. Der Herzog ließ nach den Schuldigen fahnden, und zwei junge Männer wurden wegen des Anschlags vor Gericht gestellt, von denen einer ein Angehöriger der Familie Strozzi war. Beweise ließen sich indessen nicht finden, doch es ging das Gerücht, dass Piero Strozzi der Dritte im Bund gewesen sei. Piero stellte sich dem Gericht und erklärte arrogant seine Unschuld, wurde dennoch inhaftiert, aber wie die beiden anderen Angeklagten aus Mangel an Beweisen Ende März 1534 freigelassen. Danach soll Piero Strozzi den Herzog offen herausgefordert haben, indem er sich ostentativ vor ihm mit dem «lucco» zeigte, dem traditionellen Obergewand der Florentiner Bürger, das auch sein Vater oft getragen haben soll. Filippo Strozzi, der sich noch in Frankreich befand, ließ auf diese Nachrichten hin seinen Sohn Piero nach Lyon kommen und forderte auch seine anderen Söhne auf, die Stadt zu verlassen. Die Affäre hatte noch ein trauriges Nachspiel. Im Dezember 1534 starb plötzlich die junge Luisa Strozzi, wie es schien, an Gift. Man vermutete, dass der Herzog dahintersteckte, was natürlich nicht zu beweisen war, danach verdächtigte man ihre Brüder, die sie vergiftet haben sollten, um die Ehre der Familie wiederherzustellen – eine tendenziöse Behauptung, die in Florenz kursierte.
Als Filippo Strozzi im Herbst 1534 nach Rom zurückkam, fand er dort seine Söhne vor, die, umgeben von zahlreichen Freunden undSchmarotzern, in Saus und Braus in einem Haus von ihm im Borgo nahe Sankt Peter lebten. Die jüngeren Kinder, die bis jetzt mit ihrem Erzieher in seiner Villa bei Florenz gelebt hatten, ließ er auch nach Rom holen, denn er fürchtete um ihre Sicherheit. Alessandro de’ Medici, durch den Tod Clemens’ VII. des päpstlichen Schutzes beraubt, suchte indes eine Versöhnung. Er ernannte Filippo Strozzi zum Mitglied der offiziellen Florentiner Delegation, die Paul III. den Gehorsam schwören sollte, und beauftragte ihn, dabei die übliche lateinische Rede zu halten. Filippo Strozzi lehnte ab und führte zur Begründung gesundheitliche und geschäftliche Probleme an. Der Herzog bot sich auch an, im Streit seiner Söhne mit Giuliano Salviati zu vermitteln, und lud Filippo ein, nach Florenz zurückzukommen, was dieser aber ebenfalls ablehnte: Sein Prozess mit der Stadt Rom müsse zuerst eine Lösung finden.
Das ausgelassene Leben der Söhne war in der Tat nicht so harmlos, wie es den Anschein haben konnte, und wurde in Florenz mit höchstem Misstrauen zur Kenntnis genommen. Das Haus im Borgo war nämlich ein Sammelplatz der Opposition gegen Alessandro de’ Medici geworden. Filippo Strozzi bekundete zwar die Absicht einzugreifen. Er beklagte sich bei Francesco Vettori über die Verschwendungssucht seiner Söhne – statt ihm zu helfen, erhöhten sie seine Schulden noch! – und kündigte an, das Haus zu schließen und Leone und Piero aus Rom zu entfernen. Leone sollte nach Capua, dem Sitz seines Priorats, dann nach Malta, dem Ordenssitz, gehen, Piero dagegen zu ihm in die Bank kommen oder sich nach Venedig, Lyon oder nach Padua zum Studieren begeben; auf diese Weise würde dem Verkehr mit verdächtigen Personen ein Riegel vorgeschoben werden. Ende Februar 1535 waren Filippos Söhne aber immer noch in Rom und standen in engster Verbindung mit Kardinal Ippolito de’ Medici, dem glänzend gebildeten,
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