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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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erhalten hatte, entzogen, vor allem verlor er sein einträglichstes Amt, das des Thesaurars der Mark Ancona, während er die vielen als Garantie erhaltenen Juwelen, darunter einen großen, überaus wertvollen Diamanten vom päpstlichen Ornat, zurückgeben musste. Paul III. hatte selbst viele Angehörige und Getreue zu versorgen und wollte keinen Verwandtenund Vertrauensmann der Medici als Financier an seiner Seite haben. «Meine Sorgen kommen mir wie die Köpfe der Hydra vor, weil sie sich stündlich bei mir vermehren», schrieb Filippo Strozzi im Dezember 1534 entmutigt an den Freund Francesco Vettori.
    Zu den Hydraköpfen gehörte auch ein ruinöser Prozess, den die Stadt Rom kurz nach seiner Rückkehr aus Frankreich gegen ihn anstrengte. Er betraf die unzulänglichen, wenn nicht mehr oder weniger ausgebliebenen Kornlieferungen an die Stadt, zu denen seine Bank in Rom sich vertraglich verpflichtet hatte. Vorgeworfen wurde Strozzi vor allem, das Korn zu überteuerten Preisen und in schlechter Qualität geliefert zu haben – auch deshalb hatte sich die Wut des Pöbels gegen ihn gerichtet –, weshalb die Stadt ein Schadensgeld von 700.000 Scudi von ihm forderte. Der Kornhandel war eine profitable Nebentätigkeit der Firma Strozzi, und zweifellos hatte die allgemeine Getreideknappheit Filippos Angestellte zur Ausnutzung der Lage verleitet. Der Prozess zog sich über Monate hin und stürzte Filippo Strozzi in tiefe Verzweiflung, denn «hier wird sich entscheiden, ob ich reich oder ein Bettler sein werde», schrieb er seinem Freund. Schließlich kam es nach Monaten zu einem Kompromiss, der ihn aber immer noch 175.000 Scudi kostete. Niedergeschlagen klagte Filippo damals Vettori sein Leid: «Fortuna beutelt mich von allen Seiten, und ich beginne zu fürchten, dass sie nicht davon ablässt, bis ich völlig am Boden liege. Ich vertraue aber mehr auf ihre Wankelmütigkeit als ihre Beständigkeit, die ich dagegen besitze.»
    Mit dem ihm eigenen Geschick konnte Filippo Strozzi sich mit Paul III. einigen und den Bankrott abwenden, aber seine Bank erholte sich nie mehr ganz von diesen Schlägen. Er hatte seine Fortüne den beiden Medici-Päpsten verdankt, mit denen er durch seine Heirat verschwägert war, und hatte während des Pontifikats von Clemens VII. die größten Geschäfte, aber auch die größten Verluste gemacht. Dennoch war er immer noch sehr reich und sein Bankhaus eines der renommiertesten in Europa. Der Dichter François Rabelais, der sich zwischen 1535 und 1536 im Gefolge des Kardinals Jean du Bellay länger in der Ewigen Stadt aufhielt, bezeichnete Filippo Strozzi in einem Brief als den «reichsten Kaufmann der Christenheit nach den Fuggern von Augsburg in Deutschland».

DAS LETZTE EXIL
    W ährend Filippo Strozzi in Rom sich mit diesen Problemen herumquälte, spielte er in einem Brief auch auf die politischen Hintergründe seiner gegenwärtigen Schwierigkeiten an. «Ich beklage selbst meine geringe Klugheit oder das zu große Unglück, das mich in diese Lage gebracht hat, sodass ich, scheint es mir, gezwungen bin, auf das natürliche Vaterland zu verzichten und ein neues zu erwählen», schrieb er Ende April 1535 an Vettori. Filippo Strozzi war die Rückkehr nach Florenz verwehrt, denn während seiner langen Abwesenheit in Frankreich hatte sich das zuerst so enge Verhältnis zu Alessandro de’ Medici ungemein verschlechtert. Vordergründig schien es zunächst nur um private Händel zwischen dem Herzog und Filippos Söhnen zu gehen, Streitereien und Rivalitäten zwischen jungen Leuten, die gern über die Stränge schlugen. Aber der Konflikt reichte tiefer.
    Filippos Söhne, vor allem die älteren, Piero, der Aspirant auf den Kardinalshut, und Leone, der auf Betreiben seines Vaters schon jung Ritter des Malteserordens geworden war, waren in der ersten Zeit von Alessandro de’ Medicis Herrschaft dessen engste Kumpane bei den ausschweifenden Belustigungen und Frauenaffären des jungen Herzogs. Sie waren ja offiziell seine Cousins, und Alessandro hatte schon in der Zeit, als er als Kind mit Kardinal Passerini in Florenz gelebt hatte, oft ihr Haus besucht. Doch welcher Unterschied zwischen den eleganten und hochgebildeten Strozzi-Jünglingen, die Latein und Griechisch mit Erfolg studiert hatten, und dem Bastard von ungewisser Abstammung und wenig Bildung! Trotz aller Bemühungen der Maler, ihm ein nobles Aussehen zu verleihen, lassen sich doch seine groben, etwas negroiden Züge schwer übersehen. Die

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