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Die Strozzi

Die Strozzi

Titel: Die Strozzi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Walter
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Lorenzo Strozzi schreibt, einer der Gründe des Ruins seines Vaters. Dieser billigte den Schritt seines Sohns ganz und gar nicht; er soll vielmehr darüber sehr aufgebracht gewesen sein und mit allen Mitteln versucht haben, Piero umzustimmen, ohne dass es ihm gelang. Aus Sicherheitsgründen beschloss er deshalb, Rom zu verlassen. Er zog sein Kapital aus der römischen Bank ab und siedelte mit einem Privileg und einem Geleitbrief des Dogen im Sommer 1536 mit seiner Familie nach Venedig über, in der Hoffnung, sich dem Krieg und den Parteiungen zu entziehen. Doch im Oktober 1536 traf ihn und seine Söhne Piero und Ruberto der Bann. Sie wurden zu Rebellen erklärt, die höchstmögliche Form der Ächtung, die mit der Beschlagnahme des gesamten Besitzes auf Florentiner Gebiet verbunden war. Konfisziert wurde auch der Filippo gehörige Teil des Palazzo Strozzi.
    In Venedig soll sich Filippo Strozzi nach Lorenzo Strozzis Darstellung wieder seinen geliebten Studien zugewandt und von den Manövern der Exilierten ferngehalten haben. Dann aber trat ein Ereignis ein, das niemand erwartet hatte: Alessandro de’ Medici wurde in der Nacht vom 6. zum 7. Januar 1537 ermordet. Der Mörder kam nicht aus den Kreisen der Verbannten, sondern war ein Verwandter und einer der engsten Vertrauten des Herzogs, Lorenzo de’ Medici, genanntLorenzino, aus der Nebenlinie der Medici, die von Cosimo de’ Medicis Bruder Lorenzo abstammte. Es war ein besonders brutaler Mord. Lorenzino hatte den Herzog mit dem Versprechen, ihm eine von ihm begehrte Dame aus großer Familie zuzuführen, in sein Haus gelockt und ihn dort mithilfe eines Dieners geradezu abgeschlachtet. Dem Herzog wurden seine sexuellen Gelüste zum Verhängnis.
    Die Motive des Mörders sind nicht ganz durchsichtig. Lorenzino de’ Medici war eine schillernde Figur. Begabt und von umfassender klassischer und literarischer Bildung, dazu ehrgeizig und getrieben vom Wunsch, sich hervorzutun, war er doch immer in finanziellen Schwierigkeiten und hatte lange in Rom im Umkreis Kardinal Ippolito de’ Medicis mit der Unterstützung Filippo Strozzis gelebt, mit dessen Söhnen, besonders Piero, er eng befreundet war. Während seiner Anwesenheit in Rom verkehrte er auch mit den dort lebenden Exilierten. 1534 zog er sich den Zorn Clemens’VII. zu, als er in einem mutwilligen Akt die Köpfe Kaiser Konstantins auf den Reliefs des Konstantinsbogens abschlug; er musste Rom verlassen. Dieser Vandalismus ist als ein symbolischer Tyrannenmord und das Vorspiel zur Ermordung Alessandros angesehen worden. Zweifellos stand diese Schandtat im Zusammenhang mit der sich in Rom organisierenden Opposition gegen den Herzog, wenn wahrscheinlich auch der Versuch, sich Aufmerksamkeit zu verschaffen, Lorenzinos Hauptmotiv war. Zurück in Florenz, schloss er sich Herzog Alessandro an. Ob er als ältester der lebenden legitimen Nachkommen der Medici Ambitionen auf den Herzogsthron hegte, ist schwer zu entscheiden. Er selbst hat später in einer
Apologia
betitelten Schrift seine Tat als einen Tyrannenmord hingestellt und sich zum neuen Brutus stilisiert, der Florenz die Freiheit zurückgeben wollte. Er bezog sich damit auf Vorstellungen, die in den Kreisen der Exilierten verbreitet waren und die auch den Brutuskopf inspirierten, den Michelangelo, im Herzen immer ein überzeugter Florentiner Republikaner, im Auftrag von Kardinal Niccolò Ridolfi schuf.
    Lorenzino de’ Medici flüchtete, noch bevor der Mord entdeckt wurde, nach Bologna ins Haus von Silvestro Aldobrandini, einem der Anführer der republikanischen Opposition, und von dort aus weiter zu Filippo Strozzi nach Venedig, wo er schon am 11. Januar eintraf. Esist unwahrscheinlich, dass Strozzi vom Mordplan Lorenzinos Kenntnis hatte, wenn dieser, so wird überliefert, auch Piero Strozzi einmal von solchen Absichten erzählt haben soll. Filippo unterrichtete sofort die französischen Gesandten in Venedig. Nun hatte sich die Lage mit einem Schlag geändert, eine Rückkehr nach Florenz schien plötzlich möglich. Hier wählte jedoch schon am 9. Januar, um Unruhen des Volks zuvorzukommen, der Rat der Achtundvierzig, in dem die Großen saßen, die Alessandro treu geblieben waren, den achtzehnjährigen Cosimo de’ Medici zum Nachfolger des ermordeten Herzogs, mit der Beschränkung, dass er nur Oberhaupt, nicht Herzog der Republik sein sollte. Cosimo stammte wie Lorenzino aus der Nebenlinie der Medici, und seine Jugend ließ die Optimaten hoffen, ihn beeinflussen zu

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