Die Strozzi
Medici. Auf der Vorderseite ein Profilbild Lorenzino de’ Medicis in antikem Gewand, auf der Rückseite zwei Dolche und in der Mitte eine phrygische Mütze
Ein kurzes Wort an dieser Stelle noch zu den Geschicken Lorenzino de’ Medicis. Bei seiner Ankunft in Venedig am 11. Januar 1537 wurde er von den republikanisch gesinnten Literaten, die dort im Exil lebten, als neuer Brutus hymnisch in Gedichten gefeiert, Benedetto Varchi, der Geschichtsschreiber jener Epoche und damals Erzieher der jüngeren Söhne Filippo Strozzis, schlug sogar vor, ihm zwei Statuen zu errichten. Der Florentiner Architekt und Bildhauer Jacopo Sansovino, der damals mit der Neugestaltung des Markus-Platzes beschäftigt war, versprach, eine davon zu meißeln. Lorenzino selbst ließ zum Gedenken an den Mord eine Gedenkmedaille prägen, auf deren Vorderseite er im antiken Gewand erscheint, während die Rückseite zwei Dolche und zwischen ihnen die phrygische Mütze der Freiheit zeigt. Dazu die Inschrift «VIII.ID. Ian.», acht Tage vor den Iden des Januar, der Tag der Ermordung Alessandros, 6. Januar (siehe Abb. oben). Dann ging er mit Filippo Strozzi nach Bologna zurück, um an den Kriegsvorbereitungen der Exilierten teilzunehmen, hielt es dann aber für ratsam, Italien zu verlassen. Schon immer in Geldnot, war er jetzt mehr denn je auf Filippo Strozzis Unterstützung angewiesen. Dieser versprach ihm, für seine Mutter und seine Geschwister zu sorgen, und stellte ihm sogar eine Eheverbindung in Aussicht: Zwei seiner Söhne – er sprachvon Piero und Vincenzio – sollten seine Schwestern Laudomia und Maddalena zur Frau nehmen. Dieses Versprechen wurde erfüllt. Nach dem Tod ihres Vaters heirateten Piero und Ruberto Strozzi (nicht Vincenzio) tatsächlich die beiden Schwestern des «neuen Brutus», wie man ihn begeistert nannte.
Von Venedig aus schiffte sich Lorenzino Anfang Februar 1537 mit Briefen für den französischen Botschafter nach Konstantinopel ein, wo er einige Monate blieb und wahrscheinlich an den Verhandlungen mit dem Sultan über eine gegen Karl V. gerichtete, französisch-türkische Allianz teilnahm. Am 24. April 1537 wurde in Florenz der Bann über ihn verhängt und ein Kopfgeld von 4000 Goldfiorini für seine Tötung ausgesetzt; gleichzeitig ließ Cosimo de’ Medici das ihm als Rebellen geschuldete Schandbild an der Fortezza da Basso anbringen. Als er im August 1537 nach Venedig zurückkam, verhängte auch Karl V. die Ächtung über ihn. Deshalb ging er nach Lyon, wo er von Franz I. empfangen wurde, der ihn unter seinen Schutz nahm. Fortan versteckte er sich in Paris und an anderen Orten, wo er sich vornehmlich seinen literarischen Studien widmete und auch seine Rechtfertigungsschrift, die
Apologia,
niederschrieb.
Während dieser ganzen Zeit ließ ihn Cosimo de’ Medici nie aus den Augen und schickte ihm seine Spione nach. 1544 kehrte Lorenzino nach Venedig zurück, wo seine Familie mit den Strozzi zusammen in deren Haus am Campo San Canziano lebte. 1546 entging er einem ersten Mordanschlag, doch am 26. Februar 1548 wurde er von zwei Häschern Cosimos in einer Gasse in Venedig erdolcht. Wo er begraben wurde, ist nicht bekannt, wahrscheinlich erhielt er als Mörder nicht einmal ein Grab in geweihter Erde. Noch im 18. Jahrhundert befand sich in der Kirche Santa Maria di Betlemme in Padua, in der Palla Strozzi begraben lag, ein Standbild von ihm. Es handelte sich vielleicht um eines der beiden, die 1537 in Venedig geplant worden waren.
FILIPPO STROZZIS TOD UND DAS WEITERE
SCHICKSAL DER FAMILIE STROZZI
D er «letzte Akt der Tragödie», wie es einmal in einem Brief jener Monate heißt, stand unter dem Zeichen von Hoffnung und Verzweiflung. Wie Filippo Strozzis Geld durch ganz Europa floss, so verknüpfte sich jetzt auch sein Geschick mit der großen europäischen Politik. Nach der verlorenen Schlacht von Montemurlo wurden die Gefangenen nach Florenz gebracht, in Fetzen auf elenden Kleppern und Eseln durch die Straßen geführt und in die Fortezza da Basso gebracht, die Alessandro Vitelli im Namen des Kaisers befehligte – eine bittere Demütigung für den stolzen Filippo Strozzi. Dann wurden sie Cosimo de’ Medici vorgeführt. Dessen Strafgericht war grausam. Als Rebellen gegen den Florentiner Staat wurden die meisten von ihnen sofort hingerichtet, während andere in so harte Kerkerhaft kamen, dass sie bald starben. Nur Filippo Strozzi entging dem Massaker. Cosimo wagte nicht, auch ihn töten zu lassen, denn er
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