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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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Bistum arbeitete, hatte ihnen gesagt, dass die Carabinieri überall waren, alle befragten, und dass er keine Ruhe haben werde, bis sie weg wären.
    Sie würden verschwinden, aber sie mussten noch ein paar Tage in ihrem Versteck ausharren, bis die Carabinieri die Kontrollen lockerten und die Journalisten zum nächsten Ort hetzten, an dem sich eine Katastrophe ereignet hatte.
    Der Keller roch nach Feuchtigkeit und war so eng, dass man sich kaum bewegen konnte. Der Mann aus dem Bistum hatte Proviant für drei oder vier Tage dagelassen. Er hatte gesagt, erst wenn ganz sicher keine Gefahr mehr bestehe, werde er wiederkommen. Sie hatten bereits zwei Tage hinter sich, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkamen.
     
    Tausende von Kilometern von diesem Keller entfernt, in einem Gebäude aus Glas und Stahl in New York, stießen in einem schalldichten, mit den modernsten Sicherheitsmaßnahmen ausgestatteten Büro sieben Männer mit einem Glas Burgunder auf die Niederlage der anderen an.
    Diese elegant gekleideten Männer im Alter von fünfzig bis siebzig Jahren hatten alle Informationen, die ihnen über den Brand von Turin vorlagen, detailliert ausgewertet. Sie hatten diese Informationen nicht aus der Zeitung und auch nicht aus dem Fernsehen. Sie verfügten über einen genauen Bericht aus erster Hand von der schwarz gekleideten Gestalt, die sich während des Brandes auf der Kanzel versteckt hatte.
    Sie fühlten sich erleichtert, wie schon ihre Vorgänger: Wieder einmal war es ihnen gelungen, die Männer ohne Zunge daran zu hindern, sich dem Grabtuch zu nähern.
    Der Älteste von ihnen hob die Hand und die anderen hörten schweigend zu.
    »Das Einzige, was mich beunruhigt, ist dieser Polizeibeamte, dieser Direktor des Dezernats für Kunstdelikte. Wenn er so besessen von dem Grabtuch ist, findet er womöglich eine Spur, die ihn zu uns führt.«
    »Wir müssen die Sicherheitsvorkehrungen verstärken und dafür sorgen, dass unsere Leute nicht auffallen. Ich habe mit Paul gesprochen. Er will versuchen, an Informationen über alle Schritte dieses Marco Valoni zu kommen, aber das wird nicht einfach sein, jeder noch so kleine Fehler kann uns auffliegen lassen. Meiner Meinung nach, Maestro, sollten wir uns ruhig verhalten, nichts tun, nur beobachten.«
    Der da eben gesprochen hatte, war ein großer, athletischer Mann in den Fünfzigern mit grauem Haar und den markanten Gesichtszügen eines römischen Kaisers.
    Der als Maestro angesprochene Älteste nickte.
    »Noch ein Vorschlag?«
    Alle waren mit den Worten des Vorredners einverstanden. Sie vereinbarten, jenen Paul aufzufordern, bei dem Versuch, an Informationen zu gelangen, keinesfalls zu viel Druck auszuüben.
    Einer der Anwesenden, ein kräftig gebauter Mann mittlerer Statur mit leicht französischem Akzent fragte: »Werden sie es noch einmal versuchen?«
    Der Alte antwortete ohne Zögern: »Nein, nicht sofort. Sie werden erst versuchen, aus Italien herauszukommen, und sich dann mit Addaio in Verbindung setzen. Das heißt, wenn sie Glück haben und es schaffen. Aber das kann dauern. Addaio wird so bald keinen neuen Trupp losschicken.«
    »Das letzte Mal war vor zwei Jahren«, sagte der Mann mit dem Gesicht eines römischen Kaisers.
    »Wir werden jedenfalls wieder am Ziel auf sie warten, so wie immer. Aber jetzt vereinbaren wir erst einmal unser nächstes Treffen. Wie soll das neue Codewort lauten?«

6
     
    Josar folgte Jesus überallhin. Jesus’ Freunde hatten sich an seine Anwesenheit gewöhnt und luden ihn manchmal ein, einen Moment der Ruhe mit ihnen zu teilen. So erfuhr er, dass Jesus sterben würde und dass er trotz ihrer Ratschläge und Empfehlungen, das Land zu verlassen, darauf beharrte, die Absichten seines Vaters zu erfüllen.
    Es war schwer nachzuvollziehen, dass ein Vater den Tod seines Sohnes wünschen sollte, aber Jesus sprach darüber so gelassen, als wäre es vollkommen selbstverständlich.
    Wenn Jesus ihn sah, zeigte er sich stets freundschaftlich. Einmal hatte er zu ihm gesagt: »Josar, ich muss meine Pflicht erfüllen, deswegen bin ich von meinem Vater auf die Erde gesandt worden, und du, Josar, hast auch eine Mission zu erfüllen. Deswegen bist du hier und wirst Zeugnis ablegen von mir und von dem, was du gesehen hast, und ich werde in deiner Nähe sein, wenn ich nicht mehr auf dieser Welt bin.«
    Josar hatte die Worte des Nazareners nicht verstanden, aber nicht gewagt, etwas darauf zu erwidern.
    Seit Tagen ging das Gerücht, die Priester wollten, dass die Römer das

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