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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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Team.
    Sie warteten auf das Frühstück. Die Cafeteria hatte gerade aufgemacht, und sie waren die ersten Gäste.
    Sofia war nervös und Minerva auch ein wenig. Sogar Antonino hatte vor Anspannung die Lippen zusammengepresst. Marco, Pietro und Giuseppe hingegen waren ganz ruhig. Man merkte ihnen an, dass sie Polizisten waren und die Verfolgung für sie Routinearbeit darstellte.
    »Marco, ich habe versucht herauszubekommen, warum so viele Leute aus Urfa mit dem Grabtuch zu tun haben. Ich bin heute Nacht die apokryphen Schriften durchgegangen und noch ein paar andere Bücher, die ich neulich über die Geschichte Edessas gekauft habe. Vielleicht ist es Blödsinn, aber …«
    »Und? Erzähl weiter, Sofia!«
    »Ich weiß nicht, ob Antonino mir zustimmt, aber wenn wir in Betracht ziehen, dass Urfa Edessa ist und dass für die ersten Christen von Edessa das Schweißtuch so wichtig war – sie haben es über Jahrhunderte hinweg verehrt, bis Kaiser Romanos Lekapenos es ihnen wegnahm … Also, vielleicht wollen sie es ja tatsächlich zurückhaben.«
    Sofia sprach nicht weiter. Sie suchte nach den passenden Worten.
    »Was willst du sagen?«, fragte Marco.
    »Dass du Recht hast. Es ist ein bisschen zu viel Zufall, dass so viele Leute aus Urfa mit dem Grabtuch zu tun haben. Mehr noch, ich denke, auch der Stumme könnte aus dieser Stadt sein, vielleicht kam er wegen des Grabtuchs, genau wie die anderen. Ich weiß nicht, vielleicht sollte mit den Bränden einfach nur eine falsche Fährte gelegt werden. Vielleicht wollten sie in Wirklichkeit das Tuch mitnehmen.«
    »Was für ein Unsinn!«, rief Pietro aus. »Sofia, komm uns nicht schon am frühen Morgen mit Ammenmärchen.«
    »Hör mal, Pietro, ich bin zu alt für Ammenmärchen. Es ist eine gewagte Spekulation, ich weiß, vielleicht ist das, was ich sage, meilenweit von der Realität entfernt, aber du solltest andere nicht so runtermachen, nur weil sie anders denken als du.«
    »Beruhigt euch, Kinder«, versuchte Marco zu schlichten. »Ich weiß nicht, ob das so abwegig ist, was du sagst, Sofia, vielleicht, also, es klingt verdammt nach dem Drehbuch für einen Mystery-Film … Das würde ja bedeuten …«
    »Das würde bedeuten, dass es Christen in Urfa gibt«, sagte Minerva, »und deswegen gehen die auch hier in Turin in die Kirche, heiraten und verhalten sich wie ehrbare Katholiken.«
    »Christ sein heißt nicht automatisch Katholik sein«, warf Antonino ein.
    »Ich weiß«, erwiderte Minerva, »aber vielleicht denken sie, es ist am besten mit dem Strom zu schwimmen, und es ist doch gleich, ob man in der Kathedrale von Turin oder sonst wo zu Christus betet.«
    »Bedaure, Sofia, aber das will mir nicht einleuchten.«, sagte Marco.
    »Du hast Recht, war nur so eine verrückte Idee. Entschuldige, Marco.«
    »Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Man muss alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, auch die ausgefallensten. Was meinen die anderen?«
    Außer Minerva teilte das Team Marcos Ansicht, und so gab sich Sofia geschlagen.
    »Ich glaube, dass wir es mit einer kriminellen Organisation zu tun haben, einer Diebesbande, vielleicht mit Verbindungen nach Urfa, aber das hat nichts mit der Vergangenheit zu tun«, sagte Pietro.
     
    In New York war es Nacht, und es regnete. Mary Stuart ging auf Umberto D’Alaqua zu.
    »Ach, bin ich müde! Aber der Präsident fühlt sich so wohl, dass es unhöflich wäre, jetzt zu gehen. Was hältst du von Larry?«
    »Ein intelligenter Mann und ein exzellenter Gastgeber.«
    »James findet das auch, aber ich kann mich mit den Winstons einfach nicht anfreunden. Dieses Dinner … Ich weiß nicht … Ich finde das Ganze etwas übertrieben.«
    »Mary, du bist Engländerin, aber du weißt doch, wie die erfolgreichen Amerikaner sind. Larry Winston ist ein kluger Kopf, er ist der König der Meere, seine Reederei ist die größte der Welt.«
    »Ich weiß. Aber er überzeugt mich nicht. Außerdem gibt es in diesem Haus kein einziges Buch, hast du das bemerkt? Häuser, in denen es keine Bücher gibt, zeigen, wie es um ihre Besitzer bestellt ist.«
    »Nun, zumindest ist er kein Heuchler, der eine Bibliothek mit schön gebundenen Bänden hat, die er nie liest.«
    Ein Paar kam auf sie zu und beteiligte sich am Gespräch. Die angeregte Atmosphäre schien darauf hinzudeuten, dass sich der Empfang noch ein paar Stunden hinziehen würde.
    Nach Mitternacht trafen sieben Männer mit einem Glas Champagner in der Hand zusammen. Sie rauchten exzellente Havannas und

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