Die stumme Bruderschaft
sprachen anscheinend über Geschäfte. Der Älteste informierte die anderen.
»Mendibj wird gleich das Gefängnis verlassen. Es ist alles vorbereitet.«
»Die Situation macht mir Sorgen. Der Hirte Bakkalbasi hat insgesamt sieben Männer, Addaio hat einen Profikiller angeheuert, und Marco Valoni hat ein riesiges Polizeiaufgebot mobilisiert. Laufen wir da nicht Gefahr aufzufliegen? Wäre es nicht besser, ihnen die Lösung des Problems zu überlassen?«, fragte der Franzose.
»Wir haben einen Vorteil. Wir wissen über Valonis und Backalbasis Pläne Bescheid. Addaios Killer ist auch kein Problem, er wird überwacht«, antwortete der Alte.
»Ich bin ebenfalls der Meinung, dass da zu viele Leute mitmischen«, sagte ein Mann mit undefinierbarem Akzent.
»Mendibj ist ein Problem für Addaio genau wie für uns, weil Marco Valoni von dem Fall besessen ist«, sagte der Alte, »aber sehr viel mehr beunruhigen mich die Journalistin und diese Dottoressa Galloni. Sie sind uns verdammt nah auf der Spur. Ana Jiménez war bei Lady Elisabeth McKenny, und diese hat ihr das Dossier übergeben. Ihr wisst schon. Die drei Damen sind zu einem echten Problem geworden. Ich muss eine Entscheidung treffen.«
Ein drückendes Schweigen stellte sich unter den sieben Männern ein, die sich unauffällig musterten.
»Was gedenkst du zu tun?«
Die direkte, leicht provozierende Frage wurde von einem Mann mit leicht italienischem Akzent gestellt.
»Was getan werden muss. Bedaure.«
»Wir sollten nichts überstürzen.«
»Das haben wir ja auch nicht, deswegen sind sie so weit gekommen. Wir müssen ihnen jetzt Einhalt gebieten. Ich will euren Rat und eure Zustimmung.«
»Können wir nicht noch ein wenig warten?«, sagte der Mann mit der militärischen Erscheinung.
»Nein, das können wir nicht. Es sei denn, wir wollen alles in Gefahr bringen. Es wäre Wahnsinn. Ich bedaure es aufrichtig. Die Entscheidung missfällt mir ebenso wie euch, aber ich finde keine andere Lösung. Wenn ihr glaubt, dass es eine gibt, dann sagt es mir.«
Die Männer schwiegen. Tief in ihrem Innern war ihnen klar, dass der Alte Recht hatte. Sie hatten die drei Frauen auf Schritt und Tritt verfolgt, sie wussten alles über sie. Seit Jahren wussten sie über jeden Buchstaben Bescheid, den Lady Elisabeth schrieb. Sie hatten ihren Computer angezapft, hörten die Telefone ab und hatten überall Wanzen installiert, in der Redaktion, in ihrer Wohnung, sogar in ihrem Rollstuhl.
Die riesige Summe, die Paul Bisol in die Sicherheit investiert hatte, hatte nichts genutzt. Sie wussten alles. Genau wie über Sofia Galloni und Ana Jiménez. Angefangen vom Parfum bis hin zur Bettlektüre, mit wem sie sprachen, ihre Liebschaften … alles, absolut alles. Sie wussten über jede Minute ihres Lebens Bescheid.
Und auch das übrige Team vom Dezernat für Kunstdelikte wurde auf diese Weise kontrolliert.
»Und?«, fragte der Alte.
»Ich lehne es ab …«
»Ich verstehe das«, sagte der Alte zu dem Mann mit dem italienischen Akzent. »Sag nichts. Du bist an der Entscheidung nicht beteiligt.«
»Glaubst du vielleicht, das würde mein Gewissen erleichtern?«
»Nein, ich weiß, dass es das nicht tut. Aber es kann dir helfen. Ich glaube, du brauchst geistlichen Beistand, du musst dich innerlich neu ordnen. Wir haben alle solche Momente in unserem Leben durchgemacht. Es war nicht leicht, aber wir haben uns auch nicht für das Leichte entschieden, sondern für das Unmögliche. In Situationen wie dieser merken wir, ob wir unserer Aufgabe gewachsen sind.«
»Nachdem ich mein ganzes Leben geopfert habe, glaubst du, dass ich beweisen muss, dass ich unserer Aufgabe gewachsen bin?«, fragte der Mann mit dem italienischen Akzent.
»Nein, ich glaube nicht, dass du etwas beweisen musst«, erwiderte der Alte. »Ich sehe, dass du leidest. Du musst Trost suchen, über deine Gefühle sprechen. Aber nicht hier, vor allen. Ich weiß, dass es dich quält, aber ich bitte dich, vertraue auf unser Urteil, und lass uns handeln.«
»Nein, ich bin nicht einverstanden.«
»Ich kann dich eine Zeit lang suspendieren, bis du dich wieder besser fühlst.«
»Das kannst du. Und was wirst du noch tun?«
Die anderen Männer begannen sich sichtlich unwohl zu fühlen. Die Anspannung wuchs, und sie liefen Gefahr, die Blicke der anderen Gäste auf sich zu ziehen. Der militärisch wirkende Mann unterbrach sie.
»Man schaut schon zu uns. Was ist das für ein Verhalten? Wir sollten diese Diskussion vertagen.«
»Wir haben
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