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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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muss nicht zuhören, um zu wissen, was in den Herzen der Menschen vor sich geht. Glauben Sie an ihn?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass es ihn gibt.«
    Pater Yves schwieg. Dann verzog er das Gesicht, wischte sich über die schweißbedeckte Stirn und nahm Anas Hand.
    »François de Charney war ein Tempelritter, der schon als ganz junger Mann im Orient lebte. Ich werde sie nicht mit den unzähligen Abenteuern meines Vorfahren langweilen, ich will nur sagen, dass der Großmeister des Templerordens wenige Tage vor dem Fall der Festung Saint Jean D’Acre ihn damit beauftragte, das Grabtuch zu retten, das zusammen mit anderen Schätzen in der Festung aufbewahrt wurde.
    Mein Vorfahre hat das Grabtuch in ein ähnliches Leinen gehüllt und nach Frankreich gebracht, wie man es ihm befohlen hatte. Er und der Ordensobere von Marseille glaubten an ein Wunder, als sie das Tuch auffalteten und feststellten, dass Christus’ Abbild sich auf einmal auch auf dem anderen Tuch befand. Es mag eine« chemische »Erklärung geben, aber man kann durchaus von einem Wunder sprechen. Jedenfalls gibt es seit der Zeit zwei Grabtücher mit dem wahren Bild Christi.«
    »Mein Gott, das erklärt …«
    »Das erklärt, warum die Wissenschaftler Recht haben, die das auf das 13. oder 14. Jahrhundert datieren, und auch die, die glauben, dass es das Bild von Christus trägt. Das Grabtuch ist heilig, es trägt die Spuren von Jesus’ Leiden und sein Bild. So war Christus, Ana. Das ist das Wunder, mit dem Gott die Familie Charney geehrt hat, auch wenn später ein anderer Zweig der Familie, die Charnys, unsere Reliquie genommen und sie an das Haus Savoyen verkauft hat. Sie kennen die Geschichte. Jetzt kennen Sie auch das Geheimnis des Grabtuchs. Nur wenige Auserwählte kennen diese Wahrheit. Das ist die Erklärung des Unerklärlichen. Es ist ein Wunder, Ana, ein Wunder.«
    »Aber Sie haben gesagt, dass es zwei Grabtücher gibt, das echte, das die Templer Kaiser Balduin abgekauft haben, und das andere, das aus der Kathedrale, das sozusagen ein fotografisches Negativ des echten ist. Aber wo ist das echte?«
    »Sie sind beide echt.«
    »Nein, ich meine das ursprüngliche, wo ist es?«
    »Ich weiß es nicht. Jacques de Molay hat es irgendwohin geschickt. Dieses Geheimnis kennen nur der Großmeister und die sieben Meister.«
    »Ist es vielleicht im Schloss von Lord McCall in Schottland?«
    »Ich schwöre Ihnen, ich weiß es nicht.«
    »Aber Sie wissen, das McCall der Großmeister ist und dass Umberto D’Alaqua, Paul Bolard, Armando de Quiroz, Geoffrey Mountbatten, Kardinal Visiers …«
    »Schweigen Sie, bitte! Meine Wunden schmerzen, ich werde gleich sterben.«
    »Sie sind die Meister des Templerordens. Deswegen sind sie Junggesellen und geben sich nicht dem frivolen Leben hin wie andere, die ebenso viel Geld und Macht haben wie sie. Sie stehen nicht im Rampenlicht. Elisabeth hatte Recht.«
    »Lady McKenny ist eine sehr intelligente Frau, wie Sie und Dottoressa Galloni.«
    »Sie sind eine Sekte!«
    »Nein, Ana. Lassen Sie mich etwas zu unserer Entlastung sagen. Der Templerorden hat überlebt, weil die Anklagen, die man gegen uns erhoben hat, falsch waren. Philipp von Frankreich und Papst Clemens wussten das. Sie wollten nur an unsere Schätze. Der König wollte das Gold, vor allem aber das Grabtuch, er glaubte, wenn er es besäße, würde er zum mächtigsten Herrscher Europas. Ich schwöre Ihnen, Ana, all die Jahrhunderte waren wir Templer auf der guten Seite, zumindest die wahren Templer. Ich weiß, es gibt Sekten und Freimaurerlogen, die behaupten, Nachfahren der Templer zu sein. Das sind sie aber nicht. Unsere Organisation wurde von Jacques de Molay persönlich geschaffen, damit der Orden weiterlebt. Wir haben an verschiedenen historischen Prozessen aktiv teilgenommen, von der französischen Revolution bis hin zum französischen Widerstand im Zweiten Weltkrieg, wir haben die demokratischen Prozesse auf der ganzen Welt vorangetrieben, und wir haben nichts getan, dessen wir uns schämen müssten.«
    »Der Templerorden führt ein Leben im Verborgenen, und das passt nicht zu einer Demokratie, seine Führer sind extrem reich, und das wird man nicht einfach so.«
    »Das stimmt, aber ihr Vermögen gehört nicht ihnen, sondern dem Orden. Sie verwalten es nur, aber natürlich hat ihre Intelligenz ihnen auch zu persönlichem Reichtum verholten, doch wenn sie sterben, fällt ihr ganzer Besitz an den Orden.«
    »An eine Stiftung, die …«
    »Ja, diese Stiftung

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