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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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noch der berühmte Darjeeling-Tee gedeiht.
    Ich wälzte Sternkarten und Kataloge, schaute mir eine Pro- jizierung nach der anderen an, und das so lange, bis ich das Wort Stern schon nicht mehr hören konnte.
    Und dann kam mir das Alter der Station in den Sinn und die Tatsache, daß auch Fixsterne im Laufe von Jahrtausenden ihren scheinbaren Standort am Himmel verändern, und ich beriet mich mit einem guten Freund, Hilmar Keslund, der in dem neuen Observatorium auf dem Kilimandscharo arbeitete.
    Danach war ich meiner Sache endgültig sicher und fuhr nach Paris, wo in jenem Dezennium der Große Rat tagte oder, rich tiger, noch tagte, denn drei Jahre darauf würde er seinen Sitz nach Singapur verlegen und im nächsten Dezennium dann nach Berlin.
    Ich wanderte nun in meiner Kabine hin und her und dachte tatsächlich darüber nach, wie der Tagungsortplan des Großen Rates zu jener Zeit ausgesehen hatte. Jawohl, zu jener Zeit! Denn wenn das alles für mich persönlich auch nur erst knappe fünf Jahre zurücklag, und zweieinhalb Jahre davon an Bord der ALGOL, so waren doch auf Erden eben inzwischen mehr als zwei Jahrhunderte verstrichen.
    Für die dann folgenden zehn Jahre kam ich noch auf Stock holm, auf Moskau dann, auf Washington und London.
    Na ja, es war ja auch egal. Wo der Große Rat gegenwärtig tagte, wußte ich nicht, und vielleicht war Baskow überhaupt der einzige an Bord, der es mir hätte sagen können. Baskow und seine Elektronenhirne! Unser Problemator.
    Damals also war es jedenfalls Paris!
    Ich kam dort an bei einem Wetter, das einen Hund hätte er barmen können. Ich war vorher noch nicht oft im ehemaligen Frankreich gewesen, aber was man so darüber gehört hatte, war es ja die Gegend des Weines und des Sonnenscheines. Nichts damit! Regen, Kälte, sogar Hagel.
    Ich sah zu, daß ich Semjon Alpak erwischte, und war froh, als ich endlich im Trockenen saß. Ich hatte mein Material in Form einer hübschen kleinen Spielerei für ihn vorbereitet.
    „Haben Sie nicht zufällig ein paar Astronomen zur Hand, Semjon?“ fragte ich ihn, und ich scherte mich den Teufel dar um, daß er offensichtlich mit seiner Zeit ziemlich knapp war.
    „Wollen Sie den Beruf wechseln, Stenström?“ fragte er mich etwas säuerlich. „Mann, dann gehen Sie besser zur Beratungs kommission für Persönlichkeitserweiterung. Fassen Sie sich kurz, ich muß in eine Ausschußsitzung.“
    Er war wirklich nicht unfreundlich, er war eben bloß in Eile.
    „Blasen Sie Ihre Sitzung ab, Semjon“, sagte ich. „Sie sollten midi doch gut genug kennen, so gut zumindest, daß Sie wissen müßten, ich falle Ihnen nicht ohne Grund ins Haus.“
    Alpak war ein Mann in den besten Jahren, so um die Siebzig herum. Ein kleines Bäuchlein hatte er und einen Ansatz zur Glatze. Wenn er jemandem helfen konnte, tat er das auch. Man mußte das nicht unbedingt wissen, man sah es ihm an.
    Er seufzte und fügte sich in das scheinbar Unvermeidliche. „Na, dann packen Sie mal aus“, sagte er. „Hat es was mit Par- zival zu tun? So lange sind Sie doch noch gar nicht wieder zu rück?“
    Ich sagte aber noch nichts, beharrte nur auf den Astronomen, und so schickte er sich auch darein noch und versuchte mir in zwischen die Zeit zu vertreiben mit einer ganzen Auswahl jener abscheulich schmeckenden Vitamingetränke, wie sie damals groß in Mode waren und auf die er schwor. Wenn er jemanden einmal als Gast akzeptiert hatte, ließ er sich dann auch die Rolle des Gastgebers nicht nehmen. Er war nun mal so, und ich tat ihm den Gefallen, wenigstens zu nippen und auch eine Kleinig keit zu essen.
    Die Astronomen waren dann wirklich beschlagene Männer, und es hatte auch nicht allzulange gedauert, bis sie herbeigeholt waren. Sie waren alle drei Mitglieder der Astrophysikalischen Kommission des Rates.
    Da konnte ich dann endlich anfangen. Ich begann damit, daß ich ihnen und Semjon Alpak eine ganz simple, plastische Farb aufnahme jener Stele aus dem „Großen Planetarium“ auf Par-zival vorlegte. Alle vier erkannten auf Anhieb, was es war.
    „Stenström!“ sagte Alpak drohend. „Wenn Sie hier mit solchen ollen Klamotten unsere Zeit vertrödeln, kostet Sie das meine Freundschaft!“
    „Abwarten“, sagte ich.
    Ich legte über die Aufnahme der Stele einen präparierten Bogen, in dessen freiliegendem Mittelfeld noch einmal jene vier einen Pfeil markierenden Punkte von Parzival aufgelegt waren, nur bestanden sie diesmal aus schwarzem Karton und ließen sich auf der Unterlage

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