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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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lautlos glosende Feuerbälle geradenwegs in die Unendlichkeit hinein. Wenn man sich Verbindungslinien zwi schen ihnen dachte, erhielt man etwa die Umrisse eines auf den Boden weisenden Pfeils. Der Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, daß der die Spitze dieses Pfeils darstellende Ball noch um einiges größer war als die übrigen drei und seine Farbe auch intensiver leuchtete, auf und ab wallte, als schüre eine unsicht bare Kraft das Feuer in seinem Innern immer wieder um und um.
    Ich hatte dem allen anfangs keine große Beachtung geschenkt, war ja auch schon mehrmals daran vorübergeschritten, hin zum Quecksilbersee und zurück zu den auf der anderen Seite dieser Etage gelegenen Räumen, aber nun, auf dem Rückweg also schon wieder, mit dem Fahrstuhl hoch und hinaus zu dem klei nen Kurzstrecken-Raumclipper, der uns hergebracht hatte, blieb ich auf einmal stehen und trat an die Tafel heran.
    „Sie können ruhig anfassen“, sagte der Mann vom Rat schmunzelnd hinter mir. „Sozusagen kaltes Feuer! Es wird nicht auf die Platte projiziert, sondern durch sie hindurch. Auch etwas völlig Unverständliches. Die Platte besteht aus reinem Tantal. Das hat eine Analyse schon vor zwanzig Jahren ergeben.“
    „Durch sie hindurch?“ fragte ich ungläubig.
    „Ja. Oder aber die Leuchterscheinung wird an der Oberfläche der Platte selbst erzeugt. Wir wissen es nicht.“
    „Und was stellt es dar?“
    Der Mann zuckte die Achseln. „Sie sehen doch – so was wie eine Art Pfeil. Vielleicht ein Symbol für sie. Ein Zeichen. Viel leicht auch wirklich nur Schmuck.“
    Und da kam mir eben diese Idee.
    „Schmuck“, sagte ich, „das glauben Sie ja selber nicht.“ Es er schien mir unwahrscheinlich. Schmuck hier, wo man nicht ein mal einen Stuhl zum Hinsetzen hatte? Nein! Zeichen – das vielleicht schon eher.
    Ich trat noch dichter an die Tafel heran und berührte sie nun wirklich. Es war so, wie mein Begleiter gesagt hatte – völlig kühl, auch die Leuchtflecken selber. Keine Vertiefung im Me tall zu spüren, nicht einmal eine leichte Aufrauhung der Ober fläche. Als mein Finger den größten der Punkte, die Spitze des Pfeiles also, berührte, begannen die Fingerkuppe und das kleine Stückchen des Fingernagels, die direkt auf dem Metall auflagen, ebenfalls rubinrot zu erstrahlen.
    „Sehen Sie mal“, sagte ich zu dem Mann hinter mir.
    „Ja“, bestätigte der ziemlich gleichgültig und ohne näherzu kommen, „das ist auch schon festgestellt worden. Der Leuchteffekt überträgt sich in etwa zwei Millimeter Tiefe auf heran geführte Gegenstände. Auch auf Finger.“
    Und dann sah ich mir den Punkt an, der den rechten Pfeil flügel markierte, und zu meinem Erstaunen begann er plötzlich ein wenig zu verblassen. Es war tatsächlich so, als verdunkele ein nicht allzu dichter Schatten sein Leuchten.
    „Ist das auch schon bemerkt worden?“ fragte ich.
    „Ich vergaß es nur, Ihnen zu sagen“, entgegnete der Mann. „Natürlich ist auch das bekannt. Der Fleck dort verändert in der Tat aller fünfeinhalb Jahre die Intensität seines Leuchtens. Die Veränderung geht ganz schnell vor sich. Sie haben Glück ge habt, daß Sie gerade dazugekommen sind. Jetzt müßten wir wieder fünfeinhalb Jahre warten, bis er wieder heller wird.“
    „Ein Veränderlicher also“, murmelte ich mehr so für mich.
    Der Mann vom Rat hatte es trotzdem verstanden. Er lachte nun richtig ein bißchen. „Nein, kein Veränderlicher. Auf die Idee ist auch schon jemand gekommen. Es gibt kein Sternbild, das dazu paßt.“
    Ich hörte gar nicht auf das, was er sagte. Meine Idee ließ mich schon nicht mehr los. Ich schaute so genau auf diesen rech ten Flügelpunkt hin, daß mir fast die Augen zu schmerzen begannen. Und da sah ich es dann: Es war, als seien zwei Leuchtpunkte ziemlich genau übereinandergesetzt. Wenn sie in fünf einhalb Jahren wieder etwas auseinanderrückten, mußten sie natürlich eine Spur heller strahlen. Im Sinne des Wortes also wirklich kein Veränderlicher, auch kein Bedeckungsveränder licher, vielleicht aber ein Doppelstern, dessen Komponenten an dere besser zu orten und aufzulösen vermocht hatten als wir mit unserer irdischen Astronomie. Ich begann anders über das tele skopähnliche Instrument der Tantaliden hier in der Mittelkuppel ihrer Station zu denken.
    Was dann noch zu tun blieb, konnte ich nur zu Hause tun, auf der Erde, in meiner bescheidenen, aber hübsch gelegenen Wohnung in den Vorbergen des Himalaja, dort, wo auch heute

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