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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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doch ich glaubte nicht daran, immer noch nicht. Vielmehr begann ich nun dort, in meiner Kabine auf der ALGOL, wirklich damit, diese ganze Vorgeschichte und alles, was uns während der ersten Zeit unserer Anwesenheit hier und bis zu diesem Augenblick begeg net war, auf Speicherfolie zu sprechen. Ich hielt es für wichtig genug, denn vier von uns waren nun einmal verlorengegangen, daran gab es nichts zu rütteln, und ich wollte ja wieder hinun ter auf Tantalus und dabeisein bis zum guten oder auch bitteren Ende. Castor war schon gleich beim Start so freundlich gewesen, mir für meine Zwecke eine eigene Frequenz im Bord speicher-system zuzuteilen. Es klingt seltsam, wenn da einer ganz für sich allein irgendwo sitzt und seine Erinnerungen herunterdiktiert.

IV
    Ein leises Knacken störte mich bei meiner Arbeit, ich blickte auf, und da sah ich Castors Gesicht auf dem Bildschirm des bordinternen Videonetzes. Er fing auch gleich zu sprechen an: „Wie ich an meinen lieben Lämpchen hier sehe, sind Sie an Bord?“
    Ich schaltete mich zu, so daß auch er mich hören und sehen konnte, und ich erwiderte: „Ihre Lämpchen haben Ihnen, wie immer, nichts Verkehrtes zugeflüstert.“
    „Würde es Ihnen viel ausmachen“, fragte er, „mir ein paar Minuten ihrer kostbaren Zeit zu opfern?“
    „Ich arbeite“, sagte ich. „Und so gesehen, ist meine Zeit wirk lich kostbar. Ich hatte gedacht, daß wenigstens Sie das inzwi schen akzeptieren würden.“
    „Nun, nun!“ sagte er. „Also?“
    „Wo kann ich Sie finden?“
    „Wo schon?“ sagte er. „Auf dem Kommandodeck natürlich.“
    „So natürlich ist das nicht“, erwiderte ich. „Ich habe Sie auch schon in Ihrer Kabine erlebt und auf den Decks.“
    „Sie sind ein spitzfindiger Mensch“, sagte Castor. „Ich muß mit Ihnen sprechen. Kommen Sie.“
    Die ALGOL besaß sieben Decks. Das Kommandodeck be fand sich zwischen den Gefechtsdecks A und B. Auf meinem Weg dorthin mußte ich aber auch noch das Arbeits- und das Maschinendeck passieren. Doch im Aufzug merkte man nicht viel davon, und der Weg kam einem kurz vor. Ich querte dann noch den Raum mit den Navigationspulten und fand den Commodore schließlich in der Kommandozentrale.
    „Da bin ich, Navigator“, sagte ich. „Darf man rauchen?“
    „Sie werden das hier bleiben lassen, zum Teufel noch mal!“ knurrte er mich an. „Die Automaten würden glauben, wir hätten Feuer an Bord. Ich habe keine Lust, mir hier drinnen alles mit Tetraschaum verkleistern zu lassen.“ Er fiel auf diesen Scherz immer wieder herein, doch er lächelte dabei.
    „Man könnte“, meinte ich weiter, „den niedlichen kleinen Automaten doch eine Information übermitteln, daß hier nur ein winziger und noch dazu völlig harmloser Mensch eine gänzlich ungefährlich Zigarette anzündet. Würden sie es sich da nicht noch einmal überlegen mit dem Tetraschaum? So intelligent müßten sie doch eigentlich sein?“
    „Ach, Stenström!“ sagte Castor.
    „Na ja!“ sagte ich.
    Wir setzten uns, und er schaute mich grübelnd an. Fast hätte ich mir dann wirklich eine Zigarette angesteckt.
    „Daß der Wall sich da unten in Stickstoff auflöst“, fing er end lich an, „das wissen Sie ja wohl schon?“
    Ich nickte nur.
    „Gut“, sagte er. „Wissen Sie auch, daß um die neue Station herum derselbe Vorgang von vorne beginnt?“
    „Nein“, sagte ich. „Aber ich hatte es eigentlich erwartet.“
    „Warum?“
    „Sie lassen uns nicht aus den Augen“, sagte ich. „Warum soll ten sie eine Sache aufgeben, nur weil wir den Standort der Sta tion wechseln.“
    „Wie meinen Sie das: aus den Augen?“ wollte er wissen. So aus der Nähe sah man doch sehr deutlich die Falten in seinem energischen Gesicht.
    „Sie beobachten uns eben“, sagte ich. „Wie, weiß ich auch nicht.“ Ich hob abwehrend die Hand. „Ich weiß, was Sie jetzt entgegnen wollen. Daß nämlich nichts festgestellt werden konnte, was auf eine Observation, welcher Art auch immer, schließen läßt. Keine Photosonden, keine Satelliten in der Um laufbahn, keine Radar- oder Funkortung, überhaupt keinerlei elektromagnetischer Wellensalat im Bereich des Planeten, und dies nicht einmal in den ebenfalls unter Kontrolle gewesenen Augenblicken, als die vier Männer jeweils verschwanden.“
    „Also wie?“ Castor war auf seine Art schon beharrlich. Das gehörte auch sicher zu seinem Beruf.
    „Ich weiß es wirklich nicht“, wiederholte ich nur. „Warum fra gen Sie mich? Was meint denn

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