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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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haben? Wenn es sich hier gar nicht um die Tantaliden handelt, sondern um irgendwelche unvernünftigen Ungeheuer, wie auf Nirwana? Was dann? Auch die, und gerade die, könnten doch so etwas wie eine Pseudotechnik auf der Basis biologisch-physikalischer Gegebenheiten, wie etwa eben den Bioströmen, her vorgebracht haben. Bei den Shookers jedenfalls verhält es sich so. Und was wissen wir denn wirklich, was man damit alles anstellen kann? Einen Schmarren wissen wir!“
    „Dann wird Sie niemand hindern, Navigator“, sagte ich, „mit Ihrem großen Hammer zuzuschlagen. Wenn es um das Leben unserer Männer geht, um uns alle. Aber ich glaube nicht, daß ich mich geirrt habe, und ich glaube auch nicht, daß man unsere Wissenschaftler in Stickstoff verwandelt hat. Nur, weil wir das eine sehen, muß das andere nicht auch so sein.“
    „Trotzdem!“ erwiderte Castor entschlossen und drehte sich wieder zu mir. „Ich muß mit allem rechnen. Ich würde leicht fertig handeln, verhielte ich mich anders. Aber da wir nun bei der Sache sind – ich wollte Sie noch etwas anderes fragen. Sie äußerten vorhin in der Beratung mit einem so merkwürdigen Unterton, daß ich nicht gesehen hätte, wie das war, als Gorris, Wagner, Sobik und Carnsten – nun, nennen wir es einmal: verlorengingen? Gibt es da noch etwas hinzuzufügen? Ich meine, außer der Brille und außer dem Hüftnagel?“
    Ich sah den sacht geneigten Hang, auf dem es geschehen war, wieder vor mir. Wir waren in nördlicher Richtung gegan gen, hin zu den Gebirgsausläufern, die aber noch weit voraus lagen und in der Ferne erst bis an das Meer herunterstießen. Unter unseren Schuhsohlen knirschten nur Sand und kleinstei niges Geröll. Mit Sobik war ich unterwegs. Wir waren etwa dreißig Kilometer von der Station entfernt und hatten nun den Geländewagen hinter uns auf dem Hang stehenlassen. Nur das sanfte Sausen des Windes über der kahlen Fläche war zu hören. Das Licht der Spica funkelte grell über dem Sand und wurde von den Bruchflächen des Quarzgerölls wie mit Tausenden und aber Tausenden winziger Spiegel zurückgeworfen.
    Sobik war unser zweiter Energetiker, und das, was er hier tat, ging ihn eigentlich gar nichts an, wäre Ekenbergs Sache gewesen oder Angelegenheit der Astrophysiker oben auf der AL GOL. Doch wie hatte es geheißen? Die Ultraviolettstrahlung der Spica ist ein wenig höher als erwartet, jedoch nicht lebensgefährlich oder auch nur besorgniserregend. Fertig und aus. Für uns alle hatte das ja auch genügt. Die automatisch arbeitenden Strahlungsauswertungsgeräte an Bord des Raumschiffes würden in ihrer Wachsamkeit nicht erlahmen, und falls tatsächlich ir gendeine bedrohliche Veränderung eintreten sollte, würden sie ihre Pflicht tun und nicht nur die Besatzung, sondern auch uns hier unten in der Station rechtzeitig warnen. Doch Sobik war ein Charakter. Ihm genügte das nicht. Vielleicht war er auch nur ein Hobby-Astrophysiker. Unter dem Vorwand, daß ihm die Energiebilanz der Spica in einigen Punkten Rätsel aufgäbe, war er hierhin ausgezogen, auf diese von jedem Pflanzenwuchs freie und – wie er sagte – ideal reflektierende Fläche.
    Nun waren uns zu diesem Zeitpunkt ja bereits zwei Mann abhanden gekommen – Gorris und Wagner –, und Parthus hatte angeordnet, daß sich allein niemand mehr weiter als hun dert Meter von der Station entfernen dürfe. Da aber keiner Lust oder Zeit gehabt hatte, Sobik wegen irgendwelcher belangloser Fragen hinauszubegleiten, hatte also ich mich ent schlossen, ihm Gesellschaft zu leisten. Und da standen wir jetzt, und ich begriff überhaupt nichts von alledem, was er mir verständlich zu machen versuchte. Nur so viel wurde mir klar, daß er der Auffassung war, daß die Ultraviolettabstrahlung der Spica nicht innerhalb eines kontinuierlichen Spektrums und gleichmäßig über lange Zeiträume hinweg erfolgen könne, sondern daß sie burstartigen, ausbruchsweisen und völlig unvor- aussehbaren Schwankungen unterworfen sein müsse. Er glaubte dies aus den Beobachtungsergebnissen Nordins an den Pflan zen und Tieren des Planeten ableiten zu können, aber auch aus den Verwitterungsmerkmalen der Minerale.
    „Ein Burst“, sagte er, „ein Strahlungsausbruch, und in diesem Falle also ein Ausbruch harter Strahlung, wenn er über Jahr- millionen hinweg immer wieder einmal auftritt, freilich ohne erkennbare Regelmäßigkeit, wird auch an der Oberflächenstruk tur der Minerale seine Spuren hinterlassen. Hier, an diesem nackten

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