Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
Vom Netzwerk:
und Druckknöpfen eingezwängt wie die Heringe in der Pökeltonne. Da war jeder Kubikzentimeter Raum für die Elektronik und die sonstige Ausrüstung genutzt, und bloß im Heck, wo sich die Schlaf- und Eßplätze befanden, sollte es ein wenig geräumiger sein. Bis dorthin war ich aber noch gar nicht vorgedrungen. Es war eben ein Kampffahrzeug, in dem wir da saßen, kein Touri stendampfer. Sicher war das richtig so.
    Gleich von Anfang an schien uns Kraneis zeigen zu wollen, was in seinem gepanzerten Ungeheuer steckte. Wir fuhren an mit einem Ruck, daß mir der Kopf nach hinten flog, und dann, außerhalb des Lichtkreises des Lagers, preschten wir los, daß man sogar ohne den durch das Feld ausgeschalteten Fahrtwind die beängstigend hohe Geschwindigkeit, mit der wir uns voran bewegten, deutlich spürte. Die vier Bugscheinwerfer warfen ihre grellen Lichtbündel weit voraus, wie Jagdhunde, hinter denen wir herhetzten, und der Rundumstrahler unter der Werferkugel schaffte auch nach den Seiten hin und sogar nach rückwärts ge nügend Sicht, um die steil aufschießenden Felswände der Schlucht, in der wir uns nun bereits befanden, Geröllhalden und abgestürzte Blöcke von zyklopischem Ausmaß deutlich erkennen zu können.
    Ich staunte über die exakt und gedankenschnell reagierende Steuerung unseres Feldes, das im Normalfall den Titan mit einem Radius von zehn Metern nach allen Seiten umgeben hätte. Doch hier nun rückten die Felswände stellenweise so dicht heran, daß mitunter nur ein halber Meter Raum blieb zwischen unseren Panzerwänden und dem Gestein; aber kein einziges Mal kam es zu jenem charakteristischen Aufflammen, das un vermeidlich eingetreten wäre, hätte das Feld die Schluchthänge auch nur gestreift.
    Es war eine phantastische, traumhafte Fahrt. Das Gebirge hier war von so wild-urtümlichem Charakter, wie es das auf der Erde gar nicht mehr gab. Kirchturmhohe, nadelspitze Ge steinsbildungen bemerkte ich, messerscharfe Kantenabbrüche und wie mit der Stanze herausgeschlagene Kamine in den Wän den. Hier hatten Wind, Regen und Temperaturwechsel noch keine Zeit gehabt, besänftigend und ausgleichend auf die bizar ren und schroffen Formen einer sich unter gigantischen Erschüt terungen der Planetenkruste emporgetürmten Felsenwelt einzu wirken. Es war Ur-Natur, was ich hier sah, und das war ein fach erregend und furchteinflößend zugleich.
    Doch ich schien der einzige zu sein, der das so empfand, denn Kraneis krähte lediglich hin und wieder vergnügt in die Nacht hinaus – „Da, den hätten wir beinahe mitgenommen!“ schrie er fast begeistert, als wir mit dem Feld offensichtlich nur mit knapper Not noch unter einem halbbogenartigen Felsvorsprung hindurchgeschlüpft waren – , und Gossel, eingefleischter Pla- netologe, der er war, schien sich nur für die Faltungen und Neigungswinkel der Gesteinslagen zu interessieren, denn auch er war nur begeistert, wenn auch auf seine Art, und fluchte munter vor sich hin, weil der Leutnant gar nicht daran dachte, seinetwegen einmal zu stoppen, um es ihm zu ermöglichen, Ge steinsbrocken näher anzuschauen oder gar zu beklopfen.
    „Laß das alles mal für später!“ rief der Leutnant nur immer wieder vertröstend zu ihm hinüber. „Du bist doch mehr, als nur so ein kleiner Steineklopfer, was? Kein Mineraloge oder so? He? Du siehst das doch mehr im großen Zusammenhang? Oder nicht?“
    „Du Esel! Hanebüchener Ignorant!“ gab ihm Gossel zurück, doch er brüllte es fast vor Hingabe an den Genuß dieser Fahrt. Später bemerkte ich, und wir waren schon mindestens fünf zehn Kilometer weit in die ständig sacht ansteigende Schlucht eingedrungen, daß der Himmel sich wieder zu beziehen be gann, schleierig erst, dann immer dichter, und schließlich waren alle Sterne von bedrohlich tief ziehenden, undurchdringlichen und gestaltlosen Wolkenfeldern fortgewischt.
    Kraneis winkte ab, als ich ihn darauf aufmerksam machte. „Wolken und Regen! Mann“, sagte er, „das hier ist solide!“, und er schlug mit der Faust dröhnend auf den Lukenrand.
    Kurz darauf meldete sich der Funkmaat. Die Ionisierung der Atmosphäre nähme zu, teilte er mit. Wahrscheinlich wieder ein Burst auf Spica. Der Bildkontakt mit der ALGOL und auch mit dem Lager werde schwierig. „Elektronen, Positronen, Neutronen... Einen Haufen harter Strahlung haben sie da oben. Wir sollen achtgeben. Nicht, daß die Werteerhöhung wesentlich wäre, aber lästig, meint der Commodore. Wenn das Bild zu sammenbricht,

Weitere Kostenlose Bücher