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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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sich endlich Baskow einschaltete. Das war seltsam, so da draußen und ziemlich einsam auf den hell angestrahlten Steinen des Talkessels zu stehen und die Männer reden zu hören, als stünden sie unmittelbar neben einem.
    Kraneis aber wollte ’raus, los wollte er, „abklaftern“, wie er sagte, mit seinem Titan auf Erkundung fahren. Ich verstand ihn. Sehr gut sogar verstand ich ihn, und ich lauschte weiter. „Problemator“, sagte er gerade, „übertreib’s doch nicht. Die kriegen auf der ALGOL doch nie einen kleineren Ausschnitt als zehn mal zehn Kilometer ‘ran. Da kann eine ganze Stadt drinstecken. Die sieht man dann zwar, aber von der Haupt straße, die durchgeht, bekommt man nicht mal eine Andeutung auf den Schirm. Lassen Sie mich doch die Schlucht da vorne vor nehmen, die rechte, die enge. Ich rausche mal ’rein, so zwanzig, dreißig Kilometer weit, aber dann wissen wir wenigstens, woran wir sind.“
    „Es ist gegen die Instruktion“, erwiderte Baskow trocken.
    „Ich weiß“, sagte der Leutnant. „Doch wenn du’s so siehst, ist das ganze Leben gegen die Instruktion.“
    Mich belustigte der ausdrucksvolle Wechsel zwischen dem Du und dem Sie in Kraneis’ Beschwörungen.
    „Außerdem“, fügte der Leutnant hinzu, „wird es ja noch über zwanzig Stunden lang dunkel sein. Die Leute sind aber alle ausgeschlafen, und auf irgendeine nützliche Art sollten wir unsere Zeit hier doch wohl verbringen.“
    Er berührte da einen wunden Punkt. Es war schon ein Problem, gewöhnt an den irdischen Vierundzwanzig-Stunden- Rhythmus von Tag und Nacht, fast zwei volle Erdentage in tiefster Dunkelheit zu verbringen und danach ebensolange dem strahlendsten Sonnenschein ausgesetzt zu sein. Die Schlaf- Wachgewohnheit kam einem völlig durcheinander, und vor al lem die Stunden der Tantalusnacht schienen sich jedesmal ins Endlose zu dehnen. Das konnte auch den Nervenstärksten all mählich verrückt machen.
    Baskow seufzte. „Ich werde mit Castor reden.“
    „Der Commodore ist noch nicht wieder auf Station“, mischte sich Gossel mit seiner behäbigen Aussprache ein, und er lachte ein wenig dazu, als mache es ihm Freude, den Ersten Naviga tor dabei zu ertappen, daß auch er nur ein Mensch war und ab und zu mal schlafen mußte.
    „Stimmt!“ bestätigte Kraneis. „Bei mir auf dem Schirm sehe ich nur den Maat von der Wache in der Zentrale sitzen. Und der scheint ziemlich weggetreten zu sein.“
    „Erschrick ihn nur nicht; auch nicht anfassen!“ riet Gossel freundlich. Da lachte nun auch der Problemator ein bißchen. Das hatte ich noch nicht sehr oft gehört.
    Ich schaltete mich dazu. „Wenn er fahren darf, möchte ich ebenfalls gern mit.“
    „Bitte melden!“ rief daraufhin Gossel unfreundlich zurück. „Zum Kuckuck noch mal, was reißen denn hier für Sitten ein!“
    Er hatte selbstverständlich recht. Es ging nicht an, daß jeder anonym in den Funkverkehr hineinredete. „Stenström ist hier“, holte ich das Versäumte etwas beschämt nach.
    „Mann, Mann!“ tadelte auch Kraneis.
    Es lief darauf hinaus, daß sie tatsächlich Castor aus seiner Kabine holten und ihm seine Zustimmung abrangen. Was heißt, sie? Auch ich rang mit, und Gossel war genauso dafür. Passie ren konnte bei dem Unternehmen tatsächlich kaum etwas, nicht mehr jedenfalls, als uns allen passieren konnte. Der Titan hatte sein eigenes Feld, der andere blieb außerdem zum Schutz des Lagers zurück, und das Lager selbst war in seiner Verteidi gungsposition eigentlich unverwundbar.
    „Aber auf nichts einlassen!“ mahnte Castor zum Schluß noch scharf. „Wir halten Kontakt, und ich bitte mir bei jedem beson deren Vorkommnis sofortige Meldung aus. Bei irgendwelchen Aktivitäten der Gegenseite erfolgt auf der Stelle die Rückkehr, und zwar ohne Gegenreaktion, es sei denn, es geht wirklich um den Kopf. Bin ich verstanden worden, Leutnant?“ Der Com-modore schien seinen Kraneis also ebenfalls zu kennen.
    Und so ging es denn los. Ich saß im rechten Luk, der Leut nant im linken, und Gossel war auch mitgekommen und knurrte nun ein bißchen mit mir, weil er seinen klobigen Kopf zwischen meinen Knien hindurchzwängen mußte, wenn er auch etwas von der nächtlichen Landschaft draußen sehen wollte. Ich mußte an den alten Spruch denken: Geduldige Schafe gehen viele in einen Stall!
    Was war der Titan aber auch für eine Apparatur! Ja, Ap paratur mit Panzerung und Bewaffnung, eigentlich nichts weiter. Die Männer der Besatzung saßen zwischen ihren Hebeln

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