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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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die irdische Technik nur möglich machte. Sie setzten Energieimpulse auf Leitungen und Rohre, spürten mit Magnetfeldsonden möglichen Kraftfeldern nach und lauschten die Verkabelungen ab, ob diese Spannung führten und in welche Richtung sich die vermuteten Elektronenströme bewegten. Plecha hoffte wohl, auf diese Weise das Energiezentrum der Anlage orten zu können.
    Als alles nichts half, schnitten sie mit dem Plasmabrenner in ein oberschenkeldickes Rohr, das einen der Tunnel vertikal durchstieß, eine handgroße Öffnung, und ein offensichtlich unter Druck stehender Schwall schmutzig-braunen und faulig riechen den Wassers schoß ihnen entgegen, der im Nu den gesamten Tunnel zu ersäufen drohte. Sie hatten große Mühe, das Leck wieder zu schließen. Das einzige, was vielleicht einen Hinweis zu geben vermochte, war die allgemeine Richtung, in welche die Mehrzahl der Rohre und Leitungen führte, und Bergander fol gerte wohl auch einigermaßen schlüssig, daß diese Generalrich tung, die ein immer deutlicher werdendes Über- und Unter ordnen der Versorgungsstränge erkennen ließ, irgendwo einmal auch zum energetischen und steuerungsmäßigen Herz der Ein richtungen führen mußte. Nur, daß sie es dann eben doch nicht fanden, genauso wie auf Parzival.
    Zum Schluß brachen sie dann noch eine Tür auf, durch die jene kleineren Container vermutlich ein- und ausgerollt waren, doch da stießen sie auf den nackten Fels und auf tödliche Schwärze. Von fern her war das Tropfen von Wasser zu vernehmen, und ein dumpfiger, warmer Luftstrom drängte sich ihnen in die Gesichter. Bereits nach wenigen Metern gelangten sie an eine Art Rutsche, über die die Waggons vielleicht empor gezogen worden waren, und das sah dann allerdings so eindeutig nach einem ganz simplen Bergwerksbetrieb aus, allerdings auch mit all seinen Gefahren, wie Wasser- und Gesteinsein brüche und schlagende Wetter, daß sie ein weiteres Vordringen von einer neuerlichen Beratung im größeren Kreis abhängig machen wollten.
    Das blieb dann auch die von den meisten angenommene Deutung: ein stillgelegtes Bergwerk mit angeschlossenem Hüt tenbetrieb. Das also war’s, was wir aufgespürt hatten, und das also war Baskows „Schmiede“. Doch welche Erze und Mine ralien hier gefördert worden waren, wie man sie überhaupt ge fördert und schließlich verarbeitet hatte, wie das auch gesteuert und geregelt worden war, das gab uns Rätsel auf, die wir ein fach nicht zu lösen vermochten. Vor allem war gar nichts dar über zu ermitteln, wie die eigentliche Verhüttung vor sich ge gangen war. Wir konnten lediglich annehmen, daß die kisten- förmigen Metallklötze in der zweiten Halle eine entscheidende Funktion dabei gehabt hatten.
    Immerhin war es erstaunlich, wie diese erste, ganz konkrete und zielgerichtete Aufgabenstellung alle verwandelt hatte. Da war doch endlich etwas Greifbares vor uns, daß all unser Ver ständnis und unsere Möglichkeiten nicht schon von vornherein überstieg. Und wenn es eben auch nur ein altes, totes, vielleicht sogar abgesoffenes Bergwerk war.
    Bergander war ganz versessen darauf weiterzumachen und versuchte, bei Castor Zeit zu schinden. „Vielleicht ist’s doch mehr als nur ein Bergwerk!“ rief er immer wieder während der Beratung, die wir in unserem Astrachan durchführten, in das geduldige Lächeln des Ersten Navigators auf dem Bildschirm hinein. „Vielleicht können wir etwas darüber erfahren, wie sie ihren Energiebedarf gedeckt und auf welche Weise überhaupt sie Energie gewonnen haben. Ich glaube nicht an eine kern energetische Gewinnungsmethode. Keinerlei Abschirmung, nichts!“
    „Du hast doch noch nicht einmal eine Ahnung, wo die Energie zentrale stecken könnte“, entgegnete Castor friedlich. „Wie kannst du da von Abschirmung reden? Ein halber Kilometer gewachsener Fels zwischen dir und einem möglichen Atomofen – das ist mehr als genug Abschirmung.“
    „Aber wenn es ein Bergwerk sein soll“, fragte Plecha verzwei felt, und er war einer von den wenigen, die im Gegensatz zu uns anderen annahmen, daß es sich bei der aufgefundenen An lage doch mehr um eine Art Depot, Silo oder Speicher handeln könnte, eine Sache jedenfalls, in die eher etwas hineingeschafft worden war als herausgeholt. „Wenn es das also sein soll, wo ist dann der Abraum geblieben? Sie müssen doch unbedingt Abraum gehabt haben. Und die Zuschlagstoffe? Die braucht man zu jeder Verhüttung! Und wo sind die Kokillen? Oder, wenn sie lediglich Masseln

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