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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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das Mikrofon sprach, aufgefallen, wie sehr sich meine ursprüngliche Meinung über unser Unternehmen tatsächlich geändert hatte. Ich arbeitete wohl bereits eine gute Stunde lang, hatte zwischendurch auch einmal zu Nordin hin übergeschaut, der jetzt an der Kante des Bergrisses stand und offensichtlich die gute Gelegenheit nutzte, einmal ungehindert an die oberen Partien einer dieser Pflanzen heranzukommen, als mich eine unbestimmte Unruhe überfiel und mich zwang, den Blick nach oben zu wenden, die Bergflanke empor und in den Himmel hinein.
    Das aber war bestürzend und unheimlich, was ich sah. Über den Kamm kam es hinweggejagt mit dem hechelnden Wind, gedankenschnell, graue, spiralig zu Zöpfen zusammengedrehte Wolkenstränge mit nachtschwarzen Bäuchen, die ersten Blitze schon hin und her zuckend darin, und zwischen den einzelnen Wolkenbändern ein Leuchten in bläulichem, rötlichem und grün lichem Ton, das auf und ab wallte wie ein locker gespannter, vom Sturm gebeutelter und zu bauchigen Segeln geblähter Vor hang. Das Verhängnis selbst schien von diesem Lichte auszu gehen, eine düstere Drohung, hinter der Tod und Verderben lauerten.
    „Parthus!“ schrie ich. Und ich schrie: „Nordin! Dort draußen! Holt ihn ’rein! Um alles in der Welt, macht rasch!“
    Doch Nordin war nicht mehr zu helfen. In der gleichen Se kunde wurde es auf dem Videoschirm lebendig, ich sah ein paar Mann von der Wache der ALGOL im Laufschritt durch die Kommandozentrale eilen, Castor kam ins Bild, sein Gesicht wuchs an, kam näher, immer näher, er sagte etwas, doch da prasselten schon die ersten Störungen über den Schirm hin, und ein höllisches Knattern und Pfeifen drang aus den Lautspre chern.
    „Ausbruch von noch nicht registrierter...“, das war das ein zige, was ich noch vernehmen konnte.
    Und dann standen wie hingezaubert abermals die langen, glosenden Flammen des Elmsfeuers rings um uns auf den Ber gen. Fahl und geisterbleich stachen sie in den sich rasch ver dunkelnden Tag.
    Es ging alles so schnell, und im Grunde geschah alles gleich- zeitig. Vorn sah ich den einen unserer Titans – es mußte der Oberbootsmann sein – sich unter einem prasselnden Hagel von Schutt und Steinen nach links, hangaufwärts, unserem Bio niker entgegenwenden, und Plecha rief: „Vergebens! Umsonst! Sie kommen viel zu spät!“ Es war merkwürdig, aber ich sah, wie er sich dabei in seinen Bart faßte und an den lohfarbenen Strähnen zerrte, als wollte er sie sich herausreißen.
    „Alle Mann einbooten!“ rief Parthus mit Donnerstimme, doch die Leute waren schon längst von sich aus dabei, mit wahren Panthersätzen in den Fahrzeugen zu verschwinden.
    „Nordin!“ schrie ich wieder. „Nordin!“
    Und dann war der Problemator plötzlich an meiner Seite. Mit einer fast zarten Berührung der Hand lenkte er meinen Blick auf das von sanftem Leuchten umstrahlte Band unserer Kontrollgeräte. Ich sah, daß die Leistungsaufnahme des Feldes sprunghaft angestiegen war. Der Zeiger am Lastverteiler schlug weit nach rechts hin aus, bis in die roten Zahlen hinein.
    „Schnelle Neutronen, Gammastrahlung, zunehmende Infra rotbelastung“, sagte Baskow mit steinerner Stimme. Und er sagte: „Kein Titan kann ihm mehr helfen, keine menschliche Macht. Er ist schon tot, auch wenn er noch dort steht. Das werde ich mir nie verzeihen, daß wir ihn hinausgelassen haben. Nie und nimmer.“
    Ich schluchzte auf vor ohnmächtiger Trauer. Draußen jedoch war eine schreckliche Gewalt am Werke. Die Luft war von einem schwefligen Leuchten erfüllt, das Elmsfeuer hob sich mit fast giftigem Ton davon ab, gleichzei tig aber war die allgemeine Helligkeit sehr stark abgesunken, so daß der Tag zur Nacht geworden war, und dies, obwohl Spica noch am Himmel stand, wenn sie auch aussah wie ein pockennarbiger, rötlicher Ballon, der drauf und dran schien, in sich selbst zusammenzufallen. Und die Felsen ringsum be gannen zu strahlen. Es war, als strömten sie ein fluoreszieren des, vom bleichen Grün bis zum schmutzigen Blau hinschwei fendes Licht aus, und ich hörte die kalte Lautsprecherstimme des Bootsmannes, der am Alarmpult saß und die von ihm abgelesenen Werte hinaussang, wie es wohl dermaleinst ir gendein verschollener Vorgänger von ihm auf einem urtümli- chen Segelschiff getan haben mochte, wenn er die Wassertiefe nahm und seinem Kapitän die Fadenzahl zur Brücke hinauf rief.
    „Einhundertsiebenunddreißig Röntgen im Feld!“ sang der Bootsmann. „Sechshundertvierzig

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