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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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für mich und für dich.«
    Â»Spuck’s aus, Varro: Was geht in deinem Advokatengehirn vor?«
    Â»Als Erstes, Herr Kollege, wirst du Sorge tragen, dass der Tote zur Kurie transportiert wird. Ohne Aufsehen, das versteht sich von selbst.«
    Â»Zu welchem Zweck?«
    Â»Darüber zerbrich dir nicht den Kopf. Wichtig ist nur, dass der Leichnam gewaschen, aufgebahrt und von niemandem angetastet, geschweige denn an einen anderen Ort verbracht wird. Damit nichts schief geht, wird dir mein Freund Probus mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
    Am Boden zerstört, hatte es Impudicus die Sprache verschlagen.
    Â»Ich weiß, du wirst mich nicht enttäuschen.« Erschöpfter als er es sich eingestehen wollte, holte Varro tief Luft, stützte sich auf seinen Stock und sagte: »Und nicht vergessen: zu niemandem ein Wort. Keine Finten, Winkelzüge und was du sonst noch auf Lager hast. Haben wir uns verstanden?«
    Â»Du stellst dir das sehr einfach vor, Varro.«
    Â»Sagen wir’s einmal so: Das wird eine echte Herausforderung für dich. Vergiss nicht, was dabei auf dem Spiel steht, Dekurio. Deine Frau hat ein Vermögen geerbt und den Fehler begangen, dass sie auf dich hereingefallen ist. Was, denkst du, wird sie tun, wenn deine Affäre mit dem Stallburschen ruchbar wird?« Varros Mundwinkel kräuselten sich. »Na also, ich sehe, wir verstehen uns. Und wenn wir gerade dabei sind: Wo steckt eigentlich der Arbeiter, der den Leichnam gefunden hat? Wenn du nichts einzuwenden hast, würde ich gern ein paar Worte mit ihm wechseln.«
    Â»Sonst noch was, der Herr?«
    Â»Nein, das wär’s – zumindest für den Augenblick.« Weit entfernt, sich seines Triumphes zu freuen, richtete sich Varro zu voller Größe auf. »Du kannst gehen, Impudicus – ich habe zu tun!«

XII
    Forum, kurz vor Beginn der achten Stunde
    [3:20 h]
    Â»Machs Maul auf, Abschaum, sonst kannst du was erleben!« Holconius, Besitzer eines Steinbruchs unweit der Stadt, hob die Faust und zielte auf das Gesicht des Mannes, der das Pech hatte, seinen Zorn heraufbeschworen zu haben. »Wo ist das Geld, das ich auf diesen scheiß Neger gesetzt habe?«
    Â»Na, wo denn wohl!«, würgte Lupicinus hervor und versuchte, sich dem Griff des 300-Pfund-Kolosses zu entwinden, dessen Linke ihn mit eisernem Griff am Kragen gepackt hatte. »In den Taschen der Gewinner. Alles weg, bis auf ein paar Kupfermünzen.«
    Â»Alles weg? Und du buckliger alter Zwerg traust dich, mir das ins Gesicht zu sagen? Rück meinen Einsatz raus, oder ich mache Hackfleisch aus dir!«
    Lupicinus, von Beruf Geldwechsler, bedarfsweise jedoch auch Pfandleiher und Buchmacher, bei dem man Wetten über den Ausgang von Kämpfen abschließen konnte, wandte den Blick reflexartig ab. Diesem Grobian, der zu den engsten Freunden des Stadtpräfekten zählte, traute er einfach alles zu, und er überlegte fieberhaft, wie er den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. »Ich weiß nicht, wie oft ich es dir noch sagen soll«, japste er, das Gesicht, welches von einer Hakennase dominiert wurde, vor Angst totenbleich, »ich musste das Geld auszahlen. Das weißt du so gut wie ich. Sonst … sonst hätten sie mir die Bude in Brand gesteckt!«
    Â»Und warum, du armenischer Scheißhaufen, hast du mir dann diesen Floh ins Ohr gesetzt? Denkst du vielleicht, ich lasse mich an der Nase rumführen?« Vor Wut kaum zu bändigen, fegte der Koloss mehrere Münzstapel, Schuldverschreibungen und eine Silberwaage vom Tresen und zerrte Lupicinus zu sich heran. »Schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche!«, brüllte er so laut, dass die Passanten vor der Tür der Wechselstube aufhorchten. »Was soll der Quatsch – willst du mich verarschen, oder was?«
    Â»Wenn hier einer verarscht worden ist, dann ich!«
    Â»So, so – und von wem?«
    Â»Glaubst du vielleicht, ich bin lebensmüde? Meinetwegen schlag hier alles kurz und klein – von mir erfährst du kein Wort!«
    Â»Ich will dir mal was sagen, du Gnom: Entweder du rückst das Geld raus, oder du kriegst dermaßen was auf deinen Zinken, dass der Rotz drei Meilen weit …!«
    Â»Ich hab einen Wink bekommen – kapier’s doch endlich.«
    Â»â€¦ spritzt. Einen Wink – aha! Nennt man das jetzt so. Du verlangst hoffentlich nicht, dass ich dir das glaube! Ich bin ein

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