Die Stunde der Gladiatoren
Mal auf dich reingefallen, das reicht.«
Zappelnd wie ein Aal, rang Lupicinus nach Luft. »So wahr ich hier stehe, Herr: Genau so warâs! âºNiger wird den Kampf verlieren!â¹, hat mein Gewährsmann gesagt. âºDarauf kannst du deinen Arsch verwetten.â¹Â«
»Was du nicht sagst. Und du grauhaariger alter Hanswurst warst so blöd, um ihm das zu glauben?«
»Warum nicht?«
»Verstehe ich das richtig, Schlappschwanz: Da erhältst du einen ⦠Wie sagtest du doch gleich? Genau! Da kriegst du also einen Wink â wer weiÃ, am Ende vielleicht von Hermes höchstpersönlich! â, riechst ein dickes Geschäft und entsinnst dich deines Freundes Holconius, mit dem du bereits mehrere dicke Geschäfte gemacht hast. Auf dass die Bande, welche wir geknüpft haben, gefestigt werden mögen. Ist es das, was du mir weismachen willst?«
»Genau!«, winselte der Geldwechsler in der Hoffnung, die angedrohte Tracht Prügel oder Schlimmeres würde ihm erspart bleiben. »Kleine Geschenke erhalten schlieÃlich die Freundschaft.«
»WeiÃt du, was du bist, Lupicinus?«
Krebsrot im Gesicht, aus dem die Augen wie Luftblasen hervorquollen, hielt der Geldwechsler den Atem an. Entweder es würde gleich Hiebe setzen oder, im günstigsten Fall, weiter Beschimpfungen hageln. »Wie ich dich kenne, wirst du es mir gleich sagen.«
»Genau.« Nur eine Armlänge von seinem Opfer entfernt, blähte der Koloss die Nüstern, blinzelte und blies Lupicinus seinen übel riechenden Atem ins Gesicht. »Du bist der gröÃte Halunke, den ich kenne. Mit mir teilen â das kannst du deiner GroÃmutter erzählen.« Holconius prustete vor Lachen. »Ich zähle jetzt bis drei, du Drecksack, und dann rückst du mit der Wahrheit raus. Eins, zwei â¦Â«
»Und drei!«, ertönte es so plötzlich, dass beide, sowohl Lupicinus als auch sein Peiniger, zusammenzuckten. Doch da war es bereits zu spät, und der Unbekannte, welcher sich Holconius von hinten genähert hatte, drehte ihm die Rechte auf den Rücken. Der Steinbruchbesitzer, beileibe kein Schwächling, schrie vor Schmerz und holte mit dem Ellbogen aus, um ihn dem Angreifer in den Leib zu rammen. Ehe es dazu kam, spürte er jedoch einen weiteren, mindestens ebenso starken Schmerz. Der Unbekannte, alles andere als zimperlich, packte seinen Oberarm und drückte ihn wie morsches Holz zusammen. Holconius schrie auf â und ergab sich in sein Schicksal. »Was ist«, höhnte eine Stimme in seinem Rücken, »hat es dir die Sprache verschlagen?«
Mehr als ein Winseln, auf das der Angreifer mit Schadenfreude reagierte, brachte Holconius jedoch nicht zuwege. Schuld daran war natürlich sein Oberarm, der schmerzte, als ob er sich in einem Schraubstock befand. Die Rechte, immer noch an Ort und Stelle, spürte er schon fast nicht mehr.
»Hier, als Geste des guten Willens.« Doch plötzlich, ebenso schnell, wie Holconius überwältigt worden war, hatte die Qual ein Ende. Der Griff des Fremden lockerte sich und gab die Rechte wieder frei. Mehr noch, als der Koloss den schmerzenden Oberarm betasten wollte, erlebte er eine faustdicke Ãberraschung, spürte, als träume er, plötzlich einen Schnürbeutel in der Hand. »Beziehungsweise als Wiedergutmachung.«
»Und was muss ich dafür tun?«, ächzte Holconius, der nicht den Mut hatte, sich umzudrehen. »Ich dachte schon, du brichst mir den Arm.«
»Warum sollte ich? Damit ist niemandem geholfen.«
»Na, du hast vielleicht gut reden!« Weit schneller als erwartet gewann der Steinbruchbesitzer die Fassung zurück, argwöhnisch beäugt von Lupicinus, dessen Blick verriet, dass er den Fremden kannte. »Erst fällst du über mich her und dann machst du einen auf Versöhnung.«
»Wie schade â ich wollte dir nur einen Gefallen tun.« Der Fremde atmete geräuschvoll aus, räusperte sich und blaffte: »Jetzt tu nicht so, das Geld gehört dir!«
»Na, wenn das so ist, will ich nicht so sein.« Fast wieder der Alte, drehte sich Holconius um.
Und hielt überrascht inne.
Der Mann, welcher ihn das Fürchten gelehrt hatte, war nicht annähernd so groà wie er, dafür aber kräftig, um nicht zu sagen muskulös, braun gebrannt und dunkelhaarig. Zwar hatte er, was unschwer zu erkennen war, den Zenit seines Lebens
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