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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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behelligen?«
    Â»Nicht irgendein Toter«, schob der Bewaffnete hinterher und handelte sich einen Blick ein, der nichts Gutes verhieß, »sondern jemand, den ihr kennt. Den alle hier kennen.«
    Â»Rede, Nichtsnutz! Um wen handelt es sich?«
    Â»Bei allem Respekt, Herr: Hältst du es nicht für besser, wenn wir das unter vier Augen be …«
    Â»Noch ein Wort, Naso, und ich lasse dich in Ketten legen.« Kurz davor, aus der Rolle zu fallen, bedeutete der Präfekt den Umstehenden, sich zu zerstreuen, wovon sich Varro allerdings nicht beeindrucken ließ. »Also: Um wen handelt es sich?«
    Â»Um Niger, Herr!«, platzte der Ordnungshüter heraus, den Blick auf Impudicus und im Anschluss daran auf Varro gerichtet. »Du weißt schon, der Retiarius!«

VERFEMTE

LIBER TERTIUS

XI
    Kaiserthermen, Beginn der siebten Stunde
    [12:00 h]
    Â»Halt dich da raus, Gaius!«, giftete Impudicus seinen Ratskollegen an. Auf den Leichnam, der am Rand der Abfallgrube in der prallen Sonne lag, verschwendete er keinen Blick. »Sonst gibt es Ärger.«
    Â»Ã„rger?«, echote Varro und verzog keine Miene. »Den bin ich gewohnt!«
    Â»An deiner Stelle, Herr Kollege , würde ich den Mund nicht so voll nehmen! Ich habe Verbindungen, von denen du nur träumen kannst.« Impudicus, dessen Körperfülle in umgekehrt reziprokem Verhältnis zu seinen Geistesgaben stand, griente hämisch vor sich hin. »Ein Wort von mir, und du darfst beim Statthalter vorreiten. Was dann passiert, überlasse ich deiner Fantasie.«
    Â»Soll das etwa eine Drohung sein? Falls ja, wird sie bestimmt nicht fruchten.« Rein äußerlich die Ruhe selbst, hob Varro seine Hand vor die Augen. Die Sonne, grell und kurz vor dem Zenit, brannte auf die in Sichtweite der Palästra gelegene Grube herab, und er fragte sich, weshalb der Tote ausgerechnet hier deponiert worden war. Kein Römer, nicht einmal ein Sklave, hatte es verdient, wie ein Tierkadaver verscharrt zu werden, übersät mit Unrat, Ziegelsplitt, Bauschutt, Schuhsohlen und Tonkrügen, welche auf der Baustelle zu Bruch gegangen waren. Das war nicht nur inhuman, sondern menschenverachtend.
    Das war, drastisch formuliert, Barbarei.
    Varro schluckte, nicht nur aufgrund des Schicksals, welches den dunkelhäutigen Gladiator ereilt hatte. Ein infernalischer Gestank lag in der Luft, ein Gemisch aus gelöschtem Kalk, Kot und den Essensresten, mit denen der Leichnam überhäuft gewesen war. Auf Anhieb kaum wahrnehmbar gesellte sich jedoch ein anderer Geruch hinzu, den Varro nur allzu gut kannte. Es war der Hauch des Todes, welcher ihn erstarren, der Odem des Schlachtfeldes, der ihn trotz der Hitze frösteln, der Atem des Hades, welcher ihn instinktiv zurückweichen und an sich selbst die Frage nach dem Sinn seines Tuns stellen ließ.
    Wer weiß, vielleicht hatte Impudicus sogar recht. Vielleicht ging ihn das alles nichts an. Schließlich war er als Privatmann hier, anders als dieser Aufschneider, dem es oblag, die öffentliche Ordnung zu wahren. Er war nur Zaungast, einer von circa zwei Dutzend Gaffern, welche sich im Hintergrund zusammengerottet hatten. Daher, nicht zuletzt aus Gründen der Pietät, wäre ein Leichtes gewesen, den Ort des Grauens zu verlassen. Impudicus wäre dies nur recht gewesen, hasste er doch nichts mehr, als einen Aufpasser neben sich zu haben.
    Â»Du siehst schlecht aus, Gaius – stimmt irgendetwas nicht?«
    Die Handfläche auf dem Stock, den er liebend gern als Waffe benutzt hätte, blieb Varro kühl und gefasst. »Zum Mitschreiben, Sabinus: Was mich betrifft, wäre ich dankbar, wenn du mich nicht mit meinem Vornamen anreden würdest.«
    Â»Jetzt hör’ mir mal gut zu, Varro, wenn du glaubst, du kannst mich von oben herab …«
    Â»Na also, geht doch.«
    Bebend vor Zorn trat Impudicus bis auf Armlänge an Varro heran. »Wenn du denkst, ich lasse mir auf der Nase rumtanzen, hast du dir den Falschen ausgesucht!«, schäumte er. »So, und jetzt verschwinde, damit wir hier fertigwerden.«
    Â»Mit Verlaub, erhabener Impu … äh … Sabinus«, schaltete sich Probus, welcher neben der Leiche kniete, unversehens ein. »Ich fürchte, das wird nicht gehen.«
    Â»Und wieso nicht?«
    Â»Weil, wie ich zu meinem Bedauern konstatieren muss, wir es hier mit einem Mordfall zu tun haben.«
    Wäre das Thema, um das es

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