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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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bereits überschritten, wirkte deswegen aber nicht alt. Unter dem Umhang, welcher durch eine Silberfibel zusammengehalten wurde, zeichneten sich kräftige Schultern ab, und das galt auch für seine Hände, wovon Holconius mittlerweile ein Lied singen konnte.
    All dies war einschüchternd genug, jedoch nichts im Vergleich zu der Aura, die den Mittvierziger umgab. Mittelgroß, bullig und untersetzt, haftete ihm etwas Bedrohliches, nahezu Raubtierhaftes an, ein Eindruck, welcher durch die Klappe über dem linken Auge verstärkt wurde. Arme und Gesicht waren mit Narben übersät, teils verblasst, zum Teil nur wenige Tage alt. Vulgär oder gewöhnlich sah der Unbekannte dennoch nicht aus, nicht zuletzt dank der weinroten und mit Blattwerk und Ranken bestickten Tunika, Sandalen aus Hirschleder und dem Armreif, auf dem eine Kampfszene abgebildet war.
    Â»Was gibt’s da zu glotzen, noch nie einen Syrer gesehen?«
    Natürlich hatte Holconius, der aus Smyrna stammte, schon genug Landsmänner des Fremden gesehen, aber das war eine Ewigkeit her. »Syrer? Jede Menge!«, beeilte er sich folglich zu versichern, was, wie ein Blick auf den Unbekannten verriet, die gewünschte Wirkung jedoch verfehlte. »Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen – und danke für das Geld.«
    Nicht so einfältig, um die Unterwürfigkeit des Steinhauers für bare Münze zu nehmen, nahm der Fremde sein Gegenüber ins Visier. »Ich hoffe, wir sind quitt.«
    Â»Klar doch.« Ein Blick in den Beutel, und die Miene des Kolosses hellte sich auf. »Natürlich sind wir das.«
    Â»Vergiss das Ganze, es ist besser so.«
    Holconius antwortete mit einem Kopfnicken, empfahl sich und verschwand. »Und du auch, Lupicinus, haben wir uns verstanden?«
    Â»Und was ist mit der Ägypterin?« Alles andere als überzeugt, umrundete der Geldwechsler die Theke und begann, die am Boden verstreuten Münzen aufzusammeln. »Wird nicht leicht werden, sie zum Schweigen zu bringen.«
    Â»Kommt drauf an, was man darunter versteht.« Nachdenklich geworden, fuhr der Unbekannte mit dem Zeigefinger über den Tresen und begutachtete den Staub, der daran haften blieb. »Wärst du gestern Abend nicht aus den Latschen gekippt, hätten wir jetzt ein Problem weniger.«
    Â»Und Geld zum Fressen.«
    Â»Falls das ein Vorwurf gewesen sein soll, Lupicinus – wird nicht wieder vorkommen!«
    Â»Das sagt sich so leicht, Maximinus.« Fast zwei Köpfe kleiner als der Syrer, dem er mit spürbarem Misstrauen begegnete, richtete sich der Geldwechsler auf und ließ eine Reihe von Münzen auf den Tresen gleiten, unter ihnen einen Solidus, auf dem das Konterfei des Kaisers abgebildet war. »Wenn so etwas wie gestern noch mal vorkommt, können wir beide ein …«
    Â»Einpacken – kommt nicht infrage.« Die Handfläche auf dem Türpfosten, schwieg sich Maximinus, Ex-Gladiator und Veranstalter der Spiele, zunächst aus, beobachtete das Treiben auf dem Forum und wandte sich geraume Zeit später wieder seinem Gesprächspartner zu. »Dazu, mein Bester, steht viel zu viel auf dem Spiel.«
    Â»Und der Neger? Ich finde, man sollte ihm eine Lektion erteilen.«
    Â»Das, mein lieber Lupicinus, findest nicht nur du.« Die Lippen des Syrers kräuselten sich. Aus dem Lächeln, welches sich andeutete, sollte jedoch nichts werden. »Aber sei unbesorgt, alter Freund: So schnell wird uns der Verräter nicht mehr in die Quere kommen.«
    Â»Dein Wort in Jupiters Gehörgang, Lanista.«
    Â»Nicht nötig!«, antwortete der Syrer, hob die Hand und wandte sich zum Gehen. »Dafür wurde längst Sorge getragen!«

XIII
    Ebenda, eine Viertelstunde später
    [13.40 h]
    Â»Fazit: keinerlei Zeugen.«
    Â»Und wie steht’s mit … wie hieß der Rotschopf doch gleich?«
    Â»Quintus.« Varro rümpfte die Nase und warf Probus, auf den er vor der Kurie gewartet hatte, einen vielsagenden Seitenblick zu. »Verkatert bis zum Gehtnichtmehr. Aber immerhin kannte er sich aus.«
    Â»Das heißt, Niger war ihm ein Begriff.«
    Varro nickte und bedeutete Probus, ihm zu folgen. Unter den Kolonnaden, welche das Forum flankierten, konnte man sich in Ruhe unterhalten, anders als hier, wo Gott Sol seine ganze Kraft entfaltete. »Er behauptet, er habe ihn sofort erkannt.«
    Â»Woran denn?«
    Â»An der Kette, die er am

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