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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Söldnern, welche germanischer Herkunft waren. Niemand, so schien es, legte mehr Wert darauf, dem Vaterland zu dienen, und er bezweifelte, ob diejenigen, welche sich Römer nannten, überhaupt Patrioten waren. »Darf man fragen, was ihr jetzt zu tun gedenkt?«
    Â»Nichts.«
    Varro glaubte, er habe sich verhört. »Nichts?«, brach es aus ihm hervor, obschon der Schmerz, der ihn in diesem Moment peinigte, nicht von schlechten Eltern war. »Ist das dein Ernst?«
    Sabinus nickte, in Gedanken bei seinem Sklaven, dem er den Auftrag erteilt hatte, einen Sonnenschirm zu beschaffen. »Selbstverständlich, Herr Kollege.«
    Â»Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, Dekurio: Wir haben es hier mit einem Mordfall zu tun.«
    Â»Wir?«, quiekte Impudicus, dessen Schweißflecke unter den Achseln die Größe von Untertellern erreicht hatten. »Was heißt hier ›wir‹, wenn ich fragen darf?«
    Â»Na schön, dann eben nur ich.«
    Kurz vor dem Platzen, lief Impudicus rot an, riss den Mund auf, machte Anstalten, sich umzudrehen – und verstummte. »Genau so könnte es gewesen sein, oder was meinst du, Dekurio?«, hörte er Probus sagen, während er dessen Unterarm am Kinn und einen spitzen Gegenstand in der Rückengegend spürte. »Der Mörder schleicht sich an, nimmt sein Opfer in den Würgegriff, rammt ihm einen Dolch zwischen die Rippen und bricht ihm das Genick. Und was lernen wir daraus? Doppelt genäht hält besser. Um wen auch immer es sich gehandelt haben mag: Der Bastard weiß, wie man seine Mitmenschen ins Jenseits befördert.«
    Â»Was erlaubst du dir eigentlich, du …«
    Â»Einen anderen Ton, wenn ich bitten darf.« Probus dachte nicht daran, seinen Griff zu lockern, zur Freude der Gaffer, welche die Szene aus der Distanz verfolgten. »Ach, übrigens: Du brauchst keine Angst zu haben, Dekurio – was du im Rücken spürst, ist nur ein Stock.«
    Â»Genug, Probus – das reicht.«
    Sichtlich in seinem Element, stellte sich Probus taub und ließ Impudicus noch eine Weile zappeln. Dann kam er Varros Aufforderung nach, stieß den Fettwanst von sich und schleuderte den Stock ins Gebüsch. »Noch Fragen?«
    Â»Eines Tages –«, geiferte Impudicus und würdigte seinen Sklaven, der samt Sonnenschirm zur Stelle war, keines Blickes, »eines Tages, du Ratte, werde ich dir alles heimzahlen! Ich werde dich zur Verantwortung ziehen, verlass dich drauf.«
    Â»Was, wie ich hoffe, auch auf den Täter zutrifft.«
    Bebend vor Zorn zupfte Sabinus an seiner Toga herum, deren Faltenwurf, von seiner Laune nicht zu reden, irreparablen Schaden genommen hatte. »Nur damit das klar ist, Herr Kollege«, zischte er und vermied es, Varro dabei anzuschauen, »Mord oder nicht – für mich ist der Fall abgeschlossen. Denkst du, ich hätte nichts Besseres zu tun, als hinter dem Mörder eines Negers herzujagen? Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast? Einen Popanz, oder was? Hier habe immer noch ich das Sagen, kapiert?«
    Â»Gegenfrage: Weiß deine Frau eigentlich, dass du dich mit einem Stallburschen vergnügt hast?«
    Der Hieb saß, und da Zurückhaltung unangebracht schien, konnte sich Varro eines Schmunzelns nicht erwehren. Teiresias war sein Geld wirklich wert, und er war gespannt, was er noch zutage fördern würde. »Von mir aus tu, was du willst, aber ich fürchte, Pomponia wird das anders sehen als ich.«
    Â»Weißt du, was du bist, Varro?«, schniefte Impudicus, so kleinlaut, dass man fast Mitleid mit ihm bekam. »Du bist ein heimtückischer …«
    Â»Fragt sich, wer hier heimtückisch ist.« Varros Schmunzeln verschwand, und der Anwalt in ihm gewann die Oberhand. »Aber ich kann dich beruhigen.« Als sei der Anblick etwas Alltägliches für ihn, wanderte sein Blick zur Abfallgrube und blieb dort haften. »Ich kann schweigen, Impudicus  – schweigen wie ein Grab.«
    Â»Wie viel wird mich der Kuhhandel mit dir kosten?«
    Â»Nichts.«
    Â»Das nehme ich dir nicht ab, Varro.«
    Â»Nun ja – fast nichts.«
    Â»Komm schon, bringen wir’s hinter uns – wie viel ?«
    Â»Ich finde, du begehst einen Fehler, Dekurio.« Der Blick, welchen Varro mit Probus wechselte, sprach Bände. »Du misst mich mit deinen Maßstäben. Dabei will ich doch nur das Beste –

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