Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
Rede kurzer Sinn: Du hast Zeit, dir die Sache zu überlegen. Bis Sonnenuntergang. Dann will ich die Wahrheit hören, verstanden? Die ganze Wahrheit!«

XIV
    Tempelbezirk im Irminenwingert, unmittelbar vor Beginn der neunten Stunde
    [14:30 h]
    Die Männer, denen Maximinus Respekt zollte, konnte man an wenigen Fingern abzählen. Einer davon war sein Vater gewesen, ein weiterer sein Lehrer, bei dem es andauernd Hiebe gesetzt hatte, und wiederum ein anderer sein Zenturio, vor dem die gesamte Einheit gezittert hatte. An den Mann, der ihm gegenüberstand, reichte jedoch selbst der nicht heran.
    Mit Körperkraft, wie unschwer zu erkennen war, hatte dies nichts zu tun. Maximinus, Veteran unzähliger Schlachten, Gladiator und Lanista, nahm seinen ganzen Mut zusammen. Selbst jetzt, in mittleren Jahren, hätte er jedem Angreifer Paroli bieten können. Der Syrer verfügte über Bärenkräfte, war, gemessen an seinem Alter, gewandt, verschlagen, argwöhnisch, hitzköpfig und am gefährlichsten, wenn er in die Enge getrieben wurde. Bei einer Messerstecherei hatte er zwar das linke Auge eingebüßt, aber das tat dem Ruf, der ihm vorauseilte, keinen Abbruch. Um Maximinus, Besitzer von zwei Dutzend Gladiatoren, machten alle, die konnten, einen Bogen, nicht zuletzt aufgrund seines Temperaments. Kaum einer, der nicht ausgepeitscht, auf halbe Ration gesetzt oder verprügelt worden wäre, keiner, der es wagte, Widerworte zu geben.
    Â»Man teilte mir mit, du willst mich sprechen.« Von Furcht konnte bei dem Mann, dem sich Maximinus gegenübersah, freilich keine Rede sein. » Dringend .«
    Â»Das stimmt.«
    Â»Um was geht es?« Der Mann unter dem Türsturz, vernarbt, drahtig, kleiner und nicht annähernd so kräftig wie der Lanista, ließ die Fackel, welche er entzündet hatte, von der rechten in die linke Hand wandern, drehte sich um und verriegelte die Tür. Dann wandte er sich dem Herrn der Gladiatoren zu.
    In der Grabkammer, nur einen Steinwurf vom Stammesheiligtum der Treverer entfernt, kehrte augenblicklich Stille ein. Der Atem von Maximinus ging rascher, und wie immer, wenn er sich bedroht fühlte, fuhr seine Hand zum Schwert.
    Â»Nervös?«
    Â»Na, du stellst vielleicht Fragen.« Der Lanista stieß ein abfälliges Lachen aus. »Woher du die Ruhe nimmst, ist mir ein Rätsel.«
    Â»Nenn mir einen Grund, Maximinus, weshalb ich nicht ruhig sein sollte.«
    Â»Jetzt tu doch nicht so, Messala. Du weißt doch genau, weshalb ich dich hergebeten habe.«
    Â»Sagen wir mal so: Ich kann’s mir denken.« Im Gegensatz zu Maximinus, dem man die Nervosität anmerkte, war bei seinem Gesprächspartner nichts Derartiges zu spüren. Er blieb ruhig und gefasst, die Stimme wohltönend, wenngleich eine Idee zu hoch, die Bewegungen geschmeidig, wenn nicht gar elegant. Kein Zweifel, der Mann wusste sich zu benehmen, und er wusste, wie man sich Respekt verschafft. »Hatte ich dir nicht eingetrichtert, keinen Kontakt aufzunehmen? Warum, muss ich wohl nicht erklären.«
    Â»Was ist mit meinem Geld, Messala?« Die Stimme des Lanista drohte sich zu überschlagen, und wie stets, wenn ihm etwas missfiel, blieb die Vernunft auf der Strecke. »Damit ich weiß, an wen ich mich halten muss!«
    Â»Zum hundertsten Mal, Maximinus: Ich weiß es nicht.« Die Stimme aus dem Halbdunkel, welches in dem knapp fünf Schritt im Quadrat großen Grabgewölbe herrschte, hörte sich wie aus der Unterwelt kommend an. Hartgesotten wie kein Zweiter, fuhr Maximinus zusammen, und da er wusste, dass dies nicht unbemerkt bleiben würde, schämte er sich dafür. »Und zweitens: Was kann ich denn dafür, wenn du deine Leute nicht im Griff hast? Ein Gladiator hat zu gehorchen, egal, was der Lanista ihm befiehlt. Oder siehst du das etwa anders?«
    Â»Nein.«
    Â»Na also.«
    Â»Du hast gesagt, ich kriege eine Entschädigung. In angemessener Höhe .«
    Â»So, habe ich das.« Der Mann, welcher den Spitznamen ›Der Skorpion‹ trug, dunkelhaarig, mittelgroß, in den Dreißigern und mit einer Narbe auf der linken Wange, schnitt eine angewiderte Grimasse. »Tut mir leid, aber das war ein bisschen voreilig.«
    Â»Voreilig, sagst du? Weißt du überhaupt, wie viel Geld ich in diesen Neger gesteckt habe?«
    Â»Ich weiß nur, dass er es wert gewesen ist. Dass er dein bestes Pferd im Stall war. Dass du dich dumm

Weitere Kostenlose Bücher