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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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erklommen zu haben, hielt dieser zunächst inne. Und traute, als sich die Tür öffnete, seinen Augen nicht.
    Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht mit diesem Anblick.
    Die Wohnung, welche er betrat, war hell, relativ geräumig und in einem Zustand, wie man ihn hier, im Obergeschoss einer Insula, nicht erwartet hätte. Außer zwei Stühlen, einem Regal, der Kleidertruhe und einem Tisch, der schon bessere Tage erlebt hatte, war zwar keinerlei Mobiliar vorhanden, aber dafür war sie wenigstens sauber. Und es roch auch nicht so streng wie in den unteren Etagen. Varro stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Zwischendurch hatte er sogar umkehren wollen, müde der Anstrengungen, die er unternahm, um den Fall zu lösen.
    Â»Willkommen, Herr, tretet ein.« Da war etwas an dieser Frau, das ihn stutzig machte, das ihn aufhorchen, die Sinne schärfen und hellhörig werden ließ. »Der Friede des Herrn sei mit euch, Brüder. Und natürlich auch mit dir, mein Herz.«
    Varro erwiderte den Gruß, wenngleich nicht ganz so wohlwollend wie die Frau. Wie von Myron geschildert, war diese überaus hübsch, beinahe so groß wie er und darauf bedacht, kein Missfallen zu erregen. Nötig hatte sie dies nicht, sprach ihr Aussehen, vor allem ihr Lächeln, doch für sich.
    Hariulfs Mutter trug ein schlichtes Gewand, Holzpantinen und einen Ledergürtel. Aber das war auch schon alles, was an Frauen ihrer Herkunft erinnerte. Außergewöhnlich, wenn nicht gar einzigartig, war dagegen etwas anderes. Zunächst war da ihr von einem Band zusammengehaltenes Haar, blond, glänzend und so lang, dass es bis in den Rücken reichte. Hinzu kam die Bronzefibel, welche ihren Überwurf zierte, die nicht etwa aufgrund ihrer Qualität, sondern wegen der Lettern, die darauf eingraviert waren, bemerkenswert war. Varro zog überrascht die Braue hoch. Bei den Buchstaben, welche die Fibel zierten, handelte es sich um Teile eines Monogramms, das man immer häufiger zu Gesicht bekam, wenngleich ihm entfallen war, was es zu bedeuten hatte.
    Woher die 24-Jährige stammte, war dagegen sofort klar. Auffällig, weil überdurchschnittlich, war natürlich ihr Aussehen, vom Idiom, das sie pflegte, ganz zu schweigen. Nigers Frau war eindeutig Trevererin. Und sie zog, das lag auf der Hand, automatisch die Blicke auf sich. Ob beim Einkauf, Wasserholen oder im Bad, zudringlicher Männer konnte sie sich bestimmt kaum erwehren. »Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    Â»Gaius Aurelius Varro, Advocatus und Ratsmitglied. Und das hier ist mein Freund Probus, Medicus von Beruf.«
    Â»Nehmt Platz. Was führt euch zu mir?«
    Â»Ich fürchte, wir müssen dir eine traurige Mitteilung machen.«
    Â»Du brauchst nicht weiterzureden, Herr. Ich weiß Bescheid.«
    Varro stockte. Auf eine Frau wie diese traf man in der Tat selten. Ihre Stimme war sanft, ihr Wuchs schlank, und die Augen, ihr hervorstechendstes Merkmal, blau wie die ihres Sohnes. Ansonsten schien sie jedoch wenig mit ihm gemeinsam zu haben, angefangen bei der hellen Haut bis hin zu den Sommersprossen, mit der die Wangenknochen besprenkelt waren. Ȇber alles?«
    Â»Ja, über alles«, entgegnete die Frau voller Bitterkeit. Kaum war es heraus, mäßigte sie jedoch ihren Ton. »Es heißt, er sei in eine Falle gelockt, ermordet und in eine Abfallgrube geworfen worden.«
    Â»So, heißt es das!«, echote Probus, nach Varros Maßstäben um einiges zu grob. »Anscheinend weißt du da mehr als wir.«
    Die Frau wechselte rasch das Thema. »Darf ich fragen, was euch zu mir führt? Ach, übrigens: Mein Name ist Merabaudis. Und das hier ist mein kleiner Trotzkopf.«
    Â»Ich denke, er heißt Hariulf!«
    Â»Ich sehe, du bist im Bilde, Medicus.« Die Frau, bei der Probus offenbar auf Granit biss, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Dann ließ sie die Hand auf der Schulter ihres Sohnes ruhen. »Der Junge hat es momentan nicht leicht. Nigers Tod hat ihn schwer getroffen.«
    Â»Dich auch?«
    Â»Ich verstehe nicht ganz, was du meinst, Medicus.«
    Â»Und ob du mich …«, begann Probus, bevor ihm Varro in die Parade fuhr.
    Â»Kein Grund, aus der Haut zu fahren, oder?« Der Advokat hob beschwichtigend die Hand. Dann wandte er sich an die Frau und sagte: »Wenn es etwas gibt, was wir für dich tun können, lass es uns wissen.«
    Die Antwort der Frau

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