Die Stunde der Gladiatoren
willst, ist im Auftrag der Kaiserin unterwegs. Wieso, liegt auf der Hand. Da Niger den Kampf gewonnen hat, ist die Gemahlin des Imperators auÃer sich, was als Denkzettel gedacht war, artet in ein Mordkomplott aus. Ein Komplott, bei dem du, Maximinus, eine entscheidende Rolle spielst.«
»Und der Beweis?«
»Meine Beweisführung ist lückenlos, keine Bange. Wie gesagt: Um nicht in Ungnade zu fallen, tust du, was von dir verlangt wird. Dumm nur, dass Niger verschwunden ist. So bleibt dir nichts übrig, als dich auf die Suche zu machen. Wo, brauche ich nicht zu sagen.« Varro verschärfte seinen Ton. »Nach deinem Eintreffen in Nigers Wohnung kommt es zu einem Wortwechsel. Niger lässt sich nicht einschüchtern, gibt dir Kontra. Du stellst ihn zur Rede, erinnerst ihn an die Abmachung vor dem Kampf. Ein Gladiator, so das Argument, hat zu gehorchen. âºUri, vinciri, verberari ferroque necari.â¹ SchlieÃlich hat er einen Eid geschworen.«
»Unter die Hellseher gegangen, was?«
»Nein. Aber ich habe nahezu 100 Fälle hinter mir. Da bekommt man Erfahrung.« Der Anwalt unterdrückte seinen Groll und sagte: »Doch plötzlich, von jetzt auf gleich, beruhigen sich die Gemüter wieder. Wie du es schaffst, Niger in die Falle zu locken, spielt keine Rolle. Fakt ist, dass du und der Retiarius die Wohnung kurz darauf verlassen. Doch anders als geplant seid ihr nicht allein. Da sie Verdacht geschöpft hat, heftet sich Merabaudis an eure Fersen. Weit gehen muss sie nicht. Dicht gefolgt von Nigers Frau, seid ihr in Richtung Baustelle unterwegs. Dort angekommen, tappt der Retiarius in die Falle. Es kommt zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf Niger von hinten attackiert und meuchlings ermordet wird. Merabaudis kann von Glück sagen, dass sie es nicht mit ansehen musste. Taucht doch ein Mann auf, den sie noch nie im Leben gesehen hat, ein Mann, bei dessen Anblick sie die Flucht ergreift. Dunkelhaarig, mittelgroà und von kräftiger Statur. Besonderes Kennzeichen: eine Narbe im Gesicht. Du verstehst, worauf ich hinauswill, Maximinus? Es handelt sich um deinen Komplizen, um den Mann, der dir den Auftrag erteilt hat, Niger unter Druck zu setzen, der mitten in der Nacht aufgetaucht ist, um dir den Willen der Kaiserin zu offenbaren. Tja, Lanista, was soll ich sagen. Frauen, vor allem die verschmähten, können ziemlich nachtragend sein. Sie sind, wie wir beide wissen, zu allem fähig. Auch dazu, einen Meuchelmörder anzuheuern, um die erlittene Schmach zu rächen.«
»Alle Achtung, Dekurio â von dir hätte selbst Cicero noch etwas lernen können.«
»HeiÃt das, du wirst ein Ge â¦Â«
»Geständnis oder nicht â stört es dich, wenn ich etwas trinke?«
»Nein, keineswegs.« Dies war, wie Varro bald klar wurde, die falsche Antwort gewesen. Maximinus war im Begriff, ihn zu übertölpeln, und er, in Gedanken bereits am Ziel, hatte sich wie ein Anfänger aufgeführt. »Vorausgesetzt, du machst keine Dummheiten.«
»Ich doch nicht â wo denkst du hin.«
»Dann bin ich ja beruhigt.« Vielleicht lag es an der Müdigkeit, die ihn jetzt, im denkbar ungünstigsten Moment, übermannte. Oder es lag an seinem schmerzenden Bein. Oder an der Hitze. Vielleicht lag es aber auch an seiner Naivität. Egal warum, wieso oder weshalb, Varro schöpfte keinerlei Verdacht. Auch dann nicht, als sich der Lanista erhob, um sich einen Becher Wein einzugieÃen. Denn schlieÃlich war ja da noch Syphax, an Körperkraft allen überlegen. Und Probus, der, argwöhnisch wie immer, jede seiner Bewegungen verfolgte. »Vielleicht löst er dir ja die Zunge.«
»Was das betrifft, kann ich dich beruhigen!«, antwortete Maximinus, nippte an seinem Becher und nahm umständlich Platz. »Prosit, Dekurio, auf dein Wohl! Und natürlich auch auf dich, Medicus. Mit mir kriegt ihr keine Scherereien mehr.«
Spätestens jetzt, im Angesicht des ihm zuprostenden Lanista, hätte Varro stutzig werden müssen. Im Gegensatz zu sonst regte sich jedoch kein Verdacht in ihm. »Wenn dem so ist, Maximinus, solltest du ein Geständnis ablegen.«
»Ein Geständnis? Einen ScheiÃdreck werde ich tun.«
»Oh doch, das wirst du.« Varro umrundete den Tisch, trat neben den Lanista und zischte: »Und du wirst einen hohen Preis zahlen. Du weiÃt doch, Maximinus: Leute, auf die kein Verlass
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