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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Rücken zur Wand und Witze reißen – ich muss zugeben, du wirst mir immer sympathischer. Schade nur, dass wir beide uns so schnell nicht …«
    Â»â€¦ wiedersehen werden, ich weiß!«, vollendete der Kammerherr, entfernte die Gewandnadel, auf der seine Hand ruhte, und stieß sie Tiro mit einer blitzschnellen Bewegung ins Herz. »Ich hoffe, du kommst über den Trennungsschmerz hinweg!«

XVIII
    Taverne ›Zum Priapus‹, eine Viertelstunde später
    [21:20]
    Eigentlich konnte nichts schiefgehen. In zwei Stunden, um Mitternacht, würden er und seine Mitverschworenen die kaiserlichen Gemächer stürmen, nicht lang fackeln und den Auftrag, mit dem sie betraut worden waren, ausführen. Alles, beinahe jeder Handgriff, war bis ins Detail geplant worden. Wenn er, Präfekt der Leibgarde, die Runde machte, würde niemand Verdacht schöpfen. Er kannte alle, die vor den kaiserlichen Gemächern Wache schoben, die meisten mit Namen, etliche der Männer von gemeinsamen Trinkgelagen. Er kannte die Gepflogenheiten, die im Allerheiligsten herrschten, wusste um die Marotten der Bediensteten, um ihre Gewohnheiten, um ihre Geheimnisse und kleinen Laster. Er wusste, wann die Wachen abgelöst wurden, ob sie zuverlässig, auf seiner Seite oder nur mit Vorsicht zu genießen waren. Dass er nur Leute eingeteilt hatte, die ihm ergeben waren, verstand sich von selbst. Um sicherzugehen, würde er sie trotzdem erst kurz vor dem Beginn des Unternehmens informieren. Vor Spitzeln – oder Verrätern – konnte man nie sicher sein, wollte man Erfolg haben, über den Weg trauen durfte man niemandem, nicht einmal dem besten Freund.
    Aus diesem Grund wussten nur vier Personen Bescheid, Chrysaphius, der ihm den Auftrag erteilt hatte, mit eingeschlossen. Von wem der Befehl letztendlich kam, konnte er sich denken, aber da er gelernt hatte, Fragen nur dann zu stellen, wenn es unumgänglich war, hatte er sich auf die Zunge gebissen, eingewilligt und den Lohn, der ihm in Aussicht gestellt worden war, akzeptiert. Zehn Pfund Gold, also 720 Solidi, waren ein kleines Vermögen, und wenn ihm der Zufall keinen Strich durch die Rechnung machte, hatte er ausgesorgt.
    Um den Kaiser, bei dem er in Lohn und Brot stand, tat es ihm natürlich leid. Aber so war nun einmal das Leben. Bot sich die Chance, endlich auf einen grünen Zweig zu kommen, musste man sie beim Schopf packen. Selbst dann, wenn man sich die Hände schmutzig machte.
    Flavius Messala, genannt Scorpio, rief das Schankmädchen, bestellte noch einen Becher Wein und ließ den Ellbogen auf der Stuhllehne ruhen. Wenn es darum ging, jemanden aus dem Weg zu räumen, hatte er noch nie große Skrupel gehabt. Das hatte er bereits unter Beweis gestellt, zuletzt vor gut 24 Stunden, als er diesem Neger einen Dolch zwischen die Rippen gestoßen hatte. Dadurch, so Chrysaphius, habe er sich für höhere Aufgaben empfohlen, und wie so oft, wenn es ums Geldverdienen ging, hatte er nicht groß überlegt. Dumm nur, dass bei dem Mord an dem Retiarius etwas dazwischengekommen war, nämlich dass die Frau sein Gesicht gesehen hatte. Das war zwar ärgerlich, aufgrund der Umstände, die dazu geführt hatten, jedoch nicht zu ändern.
    Auch hier, wie während seiner gesamten Militärzeit, hatte er genau gewusst, was er tat. Chrysaphius hatte ihm den Auftrag erteilt, und er, nicht faul, hatte ihn ausgeführt. Wäre Maximinus nicht gewesen, der versucht hatte, aus der Sache Kapital zu schlagen, wäre die Angelegenheit ohne großes Aufsehen über die Bühne gegangen. Aber wenigstens hatte es keine Tatzeugen gegeben, und das, zusammen mit dem Lohn, war nun einmal das Wichtigste. 100 Solidi verdiente man schließlich nicht alle Tage, und wenn es ums Geld ging, hörte die Freundschaft auf. Jetzt, knapp zwei Stunden vor Mitternacht, hieß es nur noch, die Zeit totzuschlagen, nichts zu überstürzen und mit der Kaltblütigkeit, die ihm eigen war, zu Werke zu gehen. Alles andere würde sich von selbst regeln.
    Â»Na, schöner Mann – warum so nachdenklich?« In Gedanken bei dem geplanten Staatsstreich, schreckte Flavius Messala auf. An Dirnen hatte im ›Priapus‹ seit jeher kein Mangel geherrscht, aber was er gerade vor sich sah, ließ sein Herz höher schlagen. Die Dunkelhaarige am Nachbartisch war zwar nicht ganz so jung wie die Nymphe, die der Wirt im Hinterzimmer

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