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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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gewonnen.« Der Oberhofmeister erhob sich und trat ans Fenster. Mittlerweile war die Schwüle unerträglich geworden, und in der Ferne war dumpfes Donnergrollen zu hören. »Gratuliere.«
    Â»Freut mich, dass wir uns so schnell einig geworden sind.« Chrysaphius setzte sein Krötenlächeln auf. »Das spart unnötigen Verdruss.«
    Â»Die Namen, Chrysaphius – wie heißen sie? Und vor allem: Wer wurde damit beauftragt, den Kaiser zu ermorden?«
    Â»Ein gewisser Scorpio.«
    Â»Hat der Mordbube auch einen richtigen Namen?«
    Â»Natürlich. Er heißt Messala.« Seiner Sache sicher, zog der Kammerherr ein Schweißtuch hervor und betupfte das feuchte Doppelkinn. »Flavius Messala. Von Beruf Präfekt – Präfekt der Palastwache.«
    Â»Sieh an.« Im Schatten der Öllampe, die das karge Gemach erhellte, sah die Silhouette des Dalmaten wie die eines sprungbereiten Raubtieres aus. »Und wieso gerade er?«
    Â»Sagen wir einmal so: Was Auftragsmorde betrifft, zeichnet er sich durch große Zuverlässigkeit aus.«
    Der Oberhofmeister grinste breit. »Stimmt. Wer es schafft, einen Gladiator ins Jenseits zu befördern, dem traue ich alles zu.«
    Chrysaphius erbleichte, das Tuch in der zusammengepressten Faust. »Woher …«
    Â»Woher ich das weiß?« Der Oberhofmeister fuhr herum. »Du erwartest doch nicht, dass ich meine Quellen preisgebe? Na schön, weil du es bist: Einer der Vorarbeiter, die am Bau der neuen Thermen beschäftigt sind, arbeitet für mich – falls du verstehst, was ich meine. Ein zuverlässiger Mann, sonst hätte er mir von dem Leichenfund, der dort gemacht wurde, nicht umgehend Bericht erstattet.« Ohne den Blick abzuwenden, schlenderte der Dalmate auf sein Schreibpult zu, öffnete die darauf befindliche Schatulle und betrachtete die Pretiosen, welche sich darin befanden. »Da staunst du, was?«, amüsierte sich Tiro, nicht nur am Hof, sondern über die Palastmauern hinaus gefürchtet. Gar mancher, der ihn unterschätzt hatte, war eines Besseren belehrt worden, so auch Chrysaphius, dem es endgültig die Sprache verschlug. »Tja, Grieche, so ist das nun mal: Es kommt immer anders, als man glaubt.« Einen Dolch in der Hand, den er der Schatulle entnommen hatte, umrundete der Oberhofmarschall den Tisch, stellte sich neben den Eunuchen und fuhr mit dem Zeigefinger über die Klinge. Es handelte sich um ein ganz besonders schönes Stück, der Knauf, ein Meisterwerk der Handwerkskunst, aus Glasfluss, Perlen und Elfenbein. Dass er eine Kobra darstellte, bemerkte Chrysaphius nur am Rande, wie er überhaupt alles, was ihm hätte auffallen müssen, nicht wahrhaben wollte. »Oder, um es im Jargon der Plebs auszudrücken: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Schon gut, schon gut – ich weiß, was du jetzt sagen willst. Du willst mir weismachen, du hättest nur Befehle ausgeführt. Wer weiß, vielleicht stimmt das sogar. Vielleicht wolltest du deiner Herrin lediglich einen Dienst erweisen. Dazu bist du schließlich da. Irgendwann, Chrysaphius, hört der Spaß jedoch auf. Dann geht es nicht mehr darum, die Eskapaden der Kaiserin zu vertuschen. Dann, mein Bester, geht es um das Wohl und Wehe des Staates, dann gilt es, Farbe zu bekennen. Wer nicht für den Kaiser ist, du Schuft, ist gegen ihn. Das hätte dir im Grunde klar sein müssen.«
    Â»Danke für die Belehrung, Tiro. Falls nötig, werde ich sie beherzigen.«
    Der Angesprochene brach in Gelächter aus. »Ein nächstes Mal, du Ignorant, wird es nicht geben. Oder hast du gedacht, ich lasse mich erpressen? Komm schon, Chrysaphius, das kannst du doch nicht ernsthaft angenommen haben!«
    Bleich vor Entsetzen, sprang der Kammerherr auf. »Du hast mir versprochen, du würdest …«
    Â»Mit anderen Worten: Unsere Vereinbarung ist null und nichtig.« Auf Augenhöhe mit dem Eunuchen, dessen blutunterlaufene Augen weit aufgerissen waren, hielt Tiro mit versteinerter Miene inne. Dann sagte er: »Nimm es nicht persönlich, Chrysaphius, aber wenn es um das Wohl des Staates geht, bin ich unerbittlich.«
    Â»Ich auch.«
    Der Oberhofmeister brach erneut in Gelächter aus. »Weißt du, was ich an dir schätze?«, höhnte er und ließ den Dolch in die linke Hand und von dort aus wieder in seine Rechte wandern. »Deinen Sinn für Humor. Mit dem

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